Die Zahl der Corona-Infektionen in Sachsen ist hoch, die Krankenhaus-Plätze für schwere Verläufe inzwischen knapp. Deswegen sorgen nun Rehakliniken für etwas Entlastung.
Angesichts hoher Zahlen schwer erkrankter COVID-19-PatientInnen werden Sachsens Krankenhäuser inzwischen bei deren Versorgung von Rehakliniken unterstützt. In der aktuellen Phase der Pandemie haben geeignete Einrichtungen vom Gesundheitsministerium den Status eines Hilfskrankenhauses erhalten und PatientInnen übernommen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Reha Sachsen (LARS), Carsten Tietze.
Insgesamt 19 Rehakliniken seien für diese Aufgabe bestimmt worden, informierte das Ministerium auf Anfrage. Hauptsächlich handle es sich um Einrichtungen, die mit einem Fachkrankenhaus für neurologische Frührehabilitation verbunden seien. Eine genaue Zahl, wie viele PatientInnen in solchen Kliniken derzeit versorgt werden, konnte das Ministerium allerdings nicht nennen.
Die ersten Corona-PatientInnen sind laut Tietze schon im Dezember von Rehakliniken aufgenommen worden, um umliegenden Krankenhäusern zu helfen. "Bei uns ging es vor den Weihnachtsfeiertagen los", erklärte der Geschäftsführer zweier Rehakliniken in Pulsnitz (Landkreis Bautzen). Eine dieser Einrichtungen könne als Hilfskrankenhaus durchschnittlich mehr als 50 belegte Betten mit COVID-19-Erkrankten zur Entlastung des Landkreises vorweisen.
"Wenn unsere personellen Ressourcen steigen würden, könnten wir zukünftig auch mehr Patienten übernehmen", schilderte Tietze seine Erfahrungen vor Ort. Im Moment fehlten aber MitarbeiterInnen, da diese teils auch von Corona betroffen seien und sich absondern müssten. "Dadurch wird das ohnehin grundsätzlich bestehende Problem des Fachkräftemangels, vor allem im Pflegedienst, weiter verschärft."
Nicht alle der rund 30 Rehakliniken in Sachsen erfüllten die Voraussetzung, um akut erkrankte Corona-Infizierte übernehmen zu können, sagte Ingo Dörr vom Verband der Privatkliniken in Sachsen und Sachsen-Anhalt (PKS) in Leipzig. Die personelle und sachliche Ausstattung, darunter invasive Beatmungsgeräte, müssten vorhanden sein. In den meisten geeigneten Rehakliniken sei es aber nicht nötig, bewusst Betten für Corona-Erkrankte frei zu halten, erläuterte Dörr. "Viele leiden ohnehin unter einem dramatischen Belegungsrückgang, weil geplante Operationen in den Akutkrankenhäusern praktisch nicht mehr stattfinden und damit die Nachbehandlung dann auch entfällt."
Viele PatientInnen würden außerdem aus Angst vor Ansteckung ihre Reha verschieben. Der massive Belegungsrückgang habe laut Dörr zur Folge, dass einige Rehakliniken Kurzarbeit beantragen müssten. "Das ist schwer zu vermitteln, dass medizinisches Personal einerseits per Kurzarbeit nach Hause geschickt wird, während anderswo genau dieses durch die Corona-Krise händeringend gesucht wird." Die Gesetzeslage lasse es aber nicht zu, dass Rehakliniken nicht benötigtes Personal anderen Krankenhäusern oder überlasteten Einrichtungen überlassen.