Die Therapie mit Aromatasehemmern über fünf Jahre hinweg mit oder ohne vorangehende Tamoxifen-Behandlung ist zum Goldstandard für postmenopausale Frauen mit hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom in frühen Stadien geworden. Die doppelt verblindete, Placebo-kontrollierte Phase-III- MA.17R-Studie der Canadian Cancer Trials Group zeigte, dass eine Ausweitung der Therapie mit Aromatasehemmern auf 10 Jahre das rezidivfreie Überleben gegenüber einer Therapie mit einem Placebo signifikant verlängert. Diese Ergebnisse wurden auf einer Vollversammlung im Rahmen des ASCO Annual Meetings 2016 in Chicago vorgestellt.
Das hormonrezeptorpositive Mammakarzinom ist eine chronisch rezidivierende Tumorentität. Studien aus der Vergangenheit haben bereits bewiesen, dass die adjuvante Therapie mit Tamoxifen das rezidivfreie Überleben signifikant verlängert. Zusätzlich verlängert die adjuvante Behandlung mit einem Aromatasehemmer für fünf Jahre nach der Tamoxifen-Therapie das rezidivfreie Überleben ebenso wie das Gesamtüberleben, wie in der MA.17R-Studie gezeigt werden konnte. “Diese Tatsache ließ die Frage aufkommen, ob eine Ausdehnung der Aromatasehemmer-Therapie von fünf auf zehn Jahre das Rezidivrisiko des Mammakarzinoms weiter senken könnte.”, erklärte Dr. Paul Goss (Massachusetts General Hospital , Boston) die Hypothese der MA.17R-Studie.
In die Studie wurden 1918 postmenopausale Frauen mit Brustkrebs in einem frühen Stadium eingeschlossen, die randomisiert entweder einer Gruppe zugewiesen wurden, die eine verlängerte Therapie mit Letrozol oder aber ein Placebo erhielten. Ungefähr 20% aller Patientinnen, die in die Studie aufgenommen wurden, waren zuvor nicht mit Tamoxifen therapiert worden. Alle Patientinnen hatten kurz vor der Randomisierung in einem adjuvanten Therapieregime zwischen 4,5 und 6 Jahren eine Aromatasehemmer-Therapie erhalten und sollten mindestens eine Lebenserwartung von weiteren fünf Jahren haben. Der primäre Endpunkt der Studie war das rezidivfreie Überleben ausgehend vom Beginn der Randomisierung.
Im Zeitraum des Follow-Ups traten 175 Negativereignisse bezüglich des rezidivfreien Überlebens ein (67 in der Letrozol-Gruppe und 98 in der Placebo-Gruppe), darunter jeweils 42 versus 53 späte Rezidive unter Letrozol- beziehungsweise Placebo-Therapie. Es gab 200 Todesfälle (100 in jeder Behandlungsgruppe). Die jährliche Inzidenzrate für ein Mammakarzinom der kontralateralen Brust zeigte einen Vorteil für die verlängerte Aromatasehemmer-Therapie: Die Rate lag bei 0,21% für Probanden unter Letrozol-Therapie und bei 0,49% unter Placebo-Therapie (P = 0,007). Das rezidivfreie 5-Jahres-Überleben lag jeweils bei 95% für Patientinnen, die Letrozol erhielten, und bei 91% bei Patientinnen, die ein Placebo bekamen (Risikoquotient 0,66; P = 0,01).
Das rezidivfreie Überleben zeigte einen Vorteil für die verlängerte Aromatasehemmer-Therapie in allen (zuvor definierten) Untergruppen. Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate lag jeweils bei 93% für Probandinnen unter Letrozol-Therapie und bei 94% für Probandinnen aus der Placebo-Gruppe mit einem Risikoquotienten von 0,97 (P = 0,83). Es gab keinen Unterschied hinsichtlich der Ergebnisse zur Ermittlung der Lebensqualität, basierend auf mehreren Messungen. Jedoch traten einige unerwünschte Ereignisse häufiger unter Letrozol-Gabe auf, darunter Knochenschmerzen, eine erhöhte alkalische Phosphatase und eine Erhöhung der Alanin-Aminotransferase. In der Letrozol-Gruppe erlitten mehr Patientinnen eine Fraktur (14%) als in der Placebo-Gruppe (9%; p = 0,001), und darüber hinaus gab es eine höhere Inzidenz für eine neu diagnostizierte Osteoporose unter Letrozol-Einnahme als unter Placebo-Therapie (11% gegenüber 6%; p < 0,0001).
“Die Ausdehnung der Aromatasehemmer-Therapie auf zehn Jahre verlängert signifikant das rezidivfreie Überleben, verglichen mit einer fünfjährigen Therapie mittels eines Aromatasehemmers als Initialbehandlung oder der vorherigen Gabe von Tamoxifen über zwei bis fünf Jahre. Darüber hinaus sind Aromatasehemmer bereits frei verfügbar, und aus diesem Grund werden unsere Ergebnisse das Outcome vieler Frauen mit Mammakarzinom auf der ganzen Welt weiter verbessern.”, schlussfolgerte Dr. Goss.