Etwa 3200 Menschen haben sich nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) im vergangenen Jahr neu mit HIV angesteckt. Damit ist die Zahl der Neuinfektionen im Vergleich zu den Vorjahren konstant, wie das RKI am Montag in Berlin mitteilte. Im Vergleich zu anderen Ländern sei das zwar eine positive Nachricht, erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler. Die Zahlen zeigten aber, dass bei der Vorbeugung nicht nachgelassen werden dürfe.
“Die Empfehlung, Kondome zu verwenden, bleibt Grundpfeiler der HIV-Prävention und hat nichts an Aktualität verloren”, hieß es vom RKI. Die Experten sehen HIV und Aids weiter als “Gesundheitsrisiko in Deutschland”.
Am stärksten betroffen seien Männer, die Sex mit Männern haben – in dieser Gruppe steckten sich geschätzt 2200 Menschen neu an. Diese Zahl gehe seit einigen Jahren aber leicht zurück. Die übrigen Ansteckungen kämen zustande bei heterosexuellem Sex (750 Fälle) und durch verunreinigte Nadeln beim Drogenkonsum (250), so das RKI.
Ende 2015 lebten den Schätzungen zufolge rund 84 700 Menschen mit HIV in Deutschland, davon 12 600 ohne es zu wissen. Angesichts dieser Zahl müssten die Hürden, sich auf HIV testen zu lassen, abgebaut werden, bilanzieren die Experten. Das Virus drohe ansonsten unabsichtlich weitergegeben zu werden.
Zudem wird angenommen, dass knapp 11 000 Menschen von ihrer Infektion wissen, aber keine Medikamente nehmen, um das Virus im Körper zurückzudrängen. Offenbar gebe es Zugangsbarrieren, die ausgeräumt werden müssten, teilte das RKI mit.
Die Schätzungen anhand von Modellrechnungen zu neuen Infektionen sind nicht zu verwechseln mit der Zahl der Neudiagnosen, bei denen HIV tatsächlich festgestellt wird. Das passiert in der Regel später, da HIV über viele Jahre keine auffälligen Beschwerden verursacht. Das Humane Immunschwächevirus (HIV) ist die Ursache für die Immunschwächekrankheit Aids.