Gesetzlich krankenversicherte Menschen bekommen ab diesem Jahr den Vierfach-Grippeschutz bezahlt. Mit Engpässen bei der Versorgung von Grippeschutzmitteln ist nicht zu rechnen - doch es gibt Ausnahmen.
Im Oktober hat die neue Grippe-Saison in Deutschland begonnen. Schon seit September können sich Menschen in Sachsen-Anhalt dagegen impfen lassen. Für gesetzlich Krankenversicherte gibt es gute Nachrichten: Seit dieser Saison übernehmen die Krankenkassen die Kosten für den Vierfach-Grippeimpfstoff. In der Vergangenheit kamen die Krankenkassen nur für den Dreifachimpfstoff auf. Dieser soll jedoch nicht so gut vor einer Erkrankung schützen wie der Vierfachschutz.
Für die neue Grippe-Saison sieht sich das Land gut gerüstet. Eine umfassende und gleichzeitig wirtschaftliche Versorgung der Versicherten mit Impfstoffen sei gesichert, sagte Volker Schmeichel, stellvertretender Leiter der Landesvertretung beim Verband der Ersatzkassen. "Die Ärzte haben bereits im Frühjahr ihre Grippeimpfstoffe bei den Apotheken bestellt, so dass genügend Impfstoffe vorhanden sind."
Dennoch gibt es erste kleinere Engpässe. Ein Hausarzt aus Quedlinburg konnte in der ersten Oktoberwoche seine Patienten nicht mehr impfen. "Wir haben Anfang September mit der Grippe-Impfung angefangen. Nach vier Wochen war der Impfstoff alle", erklärte Mediziner Holger Fischer. Er habe täglich bei den Apotheken angerufen, um sich zu erkunden, wann mit dem Nachschub zu rechnen sei. Eine Antwort habe er nicht erhalten. "Dabei stehen die Menschen bei uns Schlange, um sich impfen zu lassen", sagte Fischer. Rund 150 Patienten musste er in seiner Praxis abweisen.
Für die Belieferung der Hausarztpraxen sind die Apotheken zuständig. Beim Landesapothekerverband ist von einem Engpass jedoch nichts bekannt, auch der Landesverband der Ersatzkassen gibt Entwarnung: "Uns liegen zur Zeit keine Informationen vor, dass es Grippeschutz-Engpässe gibt. Es kann aber immer mal vorkommen, dass Einzelanforderungen von Ärzten nicht termingerecht beliefert werden", sagte Schmeichel.
In den zurückliegenden Jahren wurden stets mehr Impfstoff-Ampullen produziert als tatsächlich verbraucht wurden. Seit 2014 haben sich in Sachsen Anhalt zwischen 620.000 und 660.000 Menschen gegen die Grippe impfen lassen. "Damit haben sich immerhin mehr als 25 Prozent der Bevölkerung freiwillig dieser Schutzkampagne angeschlossen."
Die Grippesaison beginnt in der Regel im Oktober und endet im April. Im vergangenen Winter war die Grippewelle besonders intensiv. 25.252 Erkrankungen lagen zwischen September 2017 und April 2018 in Sachsen-Anhalt vor, wie das Landesamt für Verbraucherschutz mitteilte. 81 Männer und Frauen starben an den Folgen einer Grippeinfektion.
Es handelte sich nach unserer Einschätzung um die stärkste Grippewelle seit der Einführung der Labormeldepflicht für Influenza im Jahr 2001, sagte Andreas Gramatke, Leiter der Stabsstelle. Die Grippesaison in Sachsen-Anhalt sei dabei drei- bis viermal stärker ausgefallen als in den vergangenen Jahren.
Zwischen Ende Februar und Mitte März 2018 erkrankten die meisten Menschen. Besonders Halle war von der Grippewelle betroffen, es folgten Dessau-Roßlau und Wittenberg. "In der vergangenen Grippesaison lagen recht langwierige Infekte vor", sagte Holger Fischer. Dass ausgerechnet das vergangene Jahr so grippeintensiv war, sei Zufall gewesen und habe am Virus und der vermehrten Ansteckung gelegen. Ob diese Saison erneut so schwerwiegend ausfällt, sei nicht vorhersehbar.