Die Lage in Sachsens Krankenhäusern spitzt sich angesichts steigender Corona-Infektionen zu. Am Wochenende verhängte auch das Klinikum Chemnitz deshalb ein Besuchsverbot wie schon zuvor das Uniklinikum Dresden und andere Krankenhäuser. In der derzeitigen Lage gelte es, Patient:innen und Mitarbeitende so gut wie möglich zu schützen, um die medizinische Versorgung für die Region aufrechterhalten zu können, erklärte der Ärztliche Direktor Ralf Steinmeier.
Die größte Herausforderung liege aktuell beim Pflegepersonal, hieß es. Da die Versorgung von Covid-Patient:innen einen höheren Personaleinsatz erfordere, müssten mehr Mitarbeitende für diesen Bereich zur Verfügung gestellt werden. "Dies ist nur mit Einschränkungen bei einem Teil der elektiven, also planbaren, Patientenbehandlungen verbunden. Erste Stationen wurden auf die Versorgung von Covid-Patienten umgestellt. Das OP-Programm wurde auf 80 Prozent reduziert."
Sachsen hatte in der dritten Corona-Welle ein Frühwarnsystem eingeführt, das sich an der Zahl der belegten Betten orientiert. Es soll helfen, bei steigenden Infektionszahlen rechtzeitig mit strengeren Schutzmaßnahmen zu reagieren. Wenn 650 Betten auf Normalstationen und 180 Betten auf Intensivstationen mit Corona-Patienten belegt sind, gilt die Vorwarnstufe. Sie ist bereits erreicht. Am Montag waren 1061 Normalbetten und 268 Intensivbetten belegt. Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) rechnet nach eigenen Angaben damit, dass schon in dieser Woche die Überlastungsstufe erreicht wird. Sie ist fällig bei 1300 beziehungsweise 420 Betten mit Covid-Fällen.
Um auf die Situation zu reagieren, gilt ab Montag in Sachsen für Teile des öffentlichen Lebens die 2G-Regel. Demnach haben nur noch Geimpfte und Genesene Zugang etwa zu Gaststätten, Bars, Diskotheken und Kultureinrichtungen. Köpping hatte eingeräumt, dass es nicht gelungen sei, einen Schutzwall an Geimpften aufzubauen. Sachsen hat bundesweit die schlechteste Impfquote. Im Freistaat sind nur 59,1 Prozent der Menschen einmal und 57,1 Prozent doppelt geimpft.
"Ich kann nur dringend dazu raten, sich strikt an die bekannten Schutzmaßnahmen wie das korrekte Tragen von Mund-Nasen-Schutz, Abstandhalten und regelmäßige Händehygiene zu halten", erklärte Thomas Grünewald, Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum Chemnitz. Außerdem sollten in der sich zuspitzenden Lage Kontakte so weit wie möglich eingeschränkt oder vermieden werden. Die wichtigste Maßnahme bleibe jedoch das Impfen. Auch wenn die Impfung keinen 100-prozentigen Schutz vor Infektionen biete, reduziere sie das Risiko eines schweren Verlaufs.
Nach Angaben des Robert Koch-Institutes hatte Sachsen am Montag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 491,3 und damit den bundesweit höchsten Wert. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche sogar bei 924,3.