Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) geht davon aus, dass in Deutschland rund 350.000 Menschen an Spätfolgen einer Covid-Infektion leiden. Mittlerweile hätten rund 3,5 Millionen Menschen eine Infektion hinter sich. Schätzungsweise kämpfe jeder Zehnte mit Spätfolgen, sagte sie am Montag in Berlin. "Für Deutschland bedeutet dies, dass rund 350 000 Menschen mittlerweile betroffen sind. Ich finde das ist eine unglaublich hohe Zahl."
Karliczek sprach von rund 50 verschiedenen und "sehr individuellen" Symptomen. Patienten hätten etwa wiederkehrende Kopfschmerzen, litten unter extremer Erschöpfung oder Konzentrationsschwierigkeiten und könnten nicht mehr zur Arbeit gehen. Experten sprechen vom "Post Covid Syndrom", umgangssprachlich ist auch von "Long Covid" die Rede. Die genannten Spätfolgen können demnach unabhängig davon auftreten, ob jemand einen leichten oder schweren Krankheitsverlauf hatte.
Für die weitere Erforschung stellt das Bundesforschungsministerium nach Karliczeks Angaben nun zunächst fünf Millionen Euro zur Verfügung. Das sei nur der erste Schritt, sagte sie. "Long Covid wird für unser Gesundheitswesen enorme Folgen haben. Wir stehen in der Gesellschaft vor einer großen Herausforderung und auch vor einem ernstzunehmenden Kostenpunkt."
Stefan Schreiber, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Karliczek: "Das ist nicht nur einfach eine Verlängerung von Covid". Die Betroffenen litten sechs bis zehn Monate nach der Infektion an nennenswerten Symptomen. Er sprach von einem "eigenständigen Krankheitsbild".