Körperliche Betätigung sollte bei der Multikomponenten-Intervention von PatientiInnen mit Schlafapnoe eine Schlüsselrolle spielen, da sie einen positiven Einfluss auf den Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) und Risikofaktoren für Krankheiten wie Diabetes hat .1
Der kontinuierliche positive Atemwegsdruck (CPAP) ist der aktuelle Goldstandard bei der Behandlung der Schlafapnoe. Er führt zu verminderter Tagesschläfrigkeit und erhöhter Lebensqualität, hat aber nur einen begrenzten Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko. Daher hat die Forschung einen Schwerpunkt auf die Entwicklung von kombinierten Modalitätsstrategien für die Therapie gelegt. Als besonders wichtige Komponenten gelten dabei körperliche Aktivität und Bewegung, da sie das Potenzial haben, sich positiv auf das sympathische Nervensystem, oxidativen Stress, systemische Entzündung und Endothelfunktion auszuwirken und das metabolische Profil zu verbessern, das Schlafapnoe oftmals mit intermittierender Hypoxie, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbindet.
Die EPISONO-Kohortenstudie fand heraus, dass körperliche Aktivität nicht nur in der Lage ist, das Risiko einer Schlafapnoe zu mindern, sondern auch einen Schutzfaktor gegen das Risiko für Typ-2-Diabetes bei diesen PatientInnen darstellt. Eine Metaanalyse zur Bewertung von Beobachtungsstudien, in denen die körperliche Aktivität objektiv gemessen wurde, ergab ein eher niedriges durchschnittliches Aktivitätsniveau von 5.388 statt der empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag bei PatientInnen mit Schlafapnoe. "Deshalb besteht ein hoher Bedarf an Strategien, um diese Patienten bei der Verbesserung ihres körperliches Aktivitätsniveaus zu unterstützen", äußert sich Prof. Monique Mendelson (Universität Grenoble, Frankreich). Durch strukturiertes Bewegungstraining konnte der AHI um 32% gesenkt werden, was -8,9 Ereignissen pro Stunde entspricht. Bei unbehandelten Schlafapnoe-PatientInnen führte Bewegungstraining zu einer Verbesserung der Schläfrigkeit und der körperlichen Leistungsfähigkeit, jedoch nicht zu einer Veränderung des Körpergewichts. "Studien haben durchweg gezeigt, dass sich der AHI bei fehlendem BMI verbessert, was darauf hinweist, dass der Verlust von Körperfett, insbesondere im Halsbereich, wahrscheinlich nicht der Hauptmechanismus ist, der die Verbesserung der Schlafapnoe durch Bewegung erklärt", erklärte Prof. Mendelson.
Daher wurde das Konzept der Flüssigkeitsverschiebung als zugrundeliegende Pathophysiologie der Schlafapnoe vorgeschlagen. Bei diesem Konzept verschiebt sich die Flüssigkeit, die sich tagsüber in den Beinen ansammelt, während der Nacht nach oben in Brust und Hals und übt Druck auf die oberen Atemwege aus, was zu Apnoe und Hypopnoe führt. In einer randomisierten kontrollierten Studie wurde diese Flüssigkeitsverschiebung mittels segmentaler bioelektrischer Impedanzanalyse gemessen und die Veränderung des AHI bei Schlafapnoe-PatientInnen, die 4 Wochen lang an 5 Tagen pro Woche 30 Minuten zu Fuss gingen, mit einer Kontrollgruppe verglichen. Als Ergebnis wurde die AHI in der Übungsgruppe neben einer signifikanten Verbesserung der nächtlichen Veränderung der Beinflüssigkeit signifikant um etwa 30% reduziert.
Angesichts all dieser Ergebnisse kam Prof. Mendelson zu dem Schluss, dass körperliche Betätigung Teil eines mehrkomponentigen und individualisierten Managementprogramms für gegen Schlafapnoe sein sollte.
Quelle:
Mendelson M. Physical activity and exercise training as therapeutic interventions for sleep apnoea. ERS International Virtual Congress 2020, 7–9 September, 2020.