Das DKMS Life Science Lab hat ein Verfahren entwickelt, den Cytomegalievirus (CMV)-Status per Wangenabstrich zu bestimmen und damit die Suche nach einem passenden Stammzellspender zu verkürzen.
Das DKMS Life Science Lab (LSL) hat im Zeitraum zwischen Januar 2017 und Januar 2018 ein Verfahren entwickelt, mit dem man per Wangenabstrich bestimmen kann, ob ein Mensch aufgrund einer früheren Infektion Antikörper gegen das Cytomegalievirus (CMV) in sich trägt. Eine entsprechende Publikation ist jetzt im "Journal of Infectious Diseases" erschienen. Mit dieser Forschungsarbeit leistet das DKMS Labor einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Suche nach passenden SpenderInnen für eine Stammzelltransplantation. Denn je früher der CMV-Status eines potenziellen Spenders bekannt ist, desto eher lässt sich beurteilen, ob er für eine bestimmte Person geeignet ist.
Vor der Entwicklung des neuen Testverfahrens durch das DKMS Life Science Lab war die Ermittlung des CMV-Status nur per Blutprobe möglich. Sie erfolgte deshalb erst dann, wenn transplantierende Ärztinnen und Ärzte bereits eine Vorauswahl an möglichen Stammzellspendenden getroffen hatte. Mit dem neuen Verfahren entfällt dieser Zwischenschritt. "Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir den Transplantationskliniken diese wichtige Information zum CMV-Status jetzt für fast alle Spender, die sich registrieren lassen, zur Verfügung stellen können", sagt Dr. Vinzenz Lange, Chief Technology Officer im DKMS Life Science Lab. "Auf diese Weise verkürzen wir den Prozess zwischen Spenderauswahl und Transplantation – und sparen damit wertvolle Zeit, die für den Patienten lebensrettend sein kann."
Im Zuge der Entwicklung des neuen CMV-Testverfahrens verglich das Forschungsteam des DKMS Life Science Lab CMV-Ergebnisse von Wangenabstrichen und Blutproben von mehr als 2.000 registrierten Spendenden. "Wir haben von vielen Experten die Rückmeldung bekommen, dass sie einen CMV-Test per Wangenabstrich für völlig unmöglich halten", erinnert sich Dr. Geoffrey A. Behrens, wissenschaftlicher Leiter der CMV-Studie und zuständig für den Bereich Business Development des DKMS LSL. "Aber davon haben wir uns nicht entmutigen lassen." Die Hartnäckigkeit der Forschenden wurde schließlich belohnt: Es funktionierte – wenn auch zunächst mit extrem schwachen Signalen. "Für die Signale der CMV-Antikörperbestimmung, die wir per Wangenabstrich untersucht haben, war anfangs keine klare Trennung zwischen negativen und positiven Proben erkennbar", so Behrens. Ein knappes Jahr lang tüftelte das Team an der Herausforderung, zu exakten Ergebnisse zu gelangen und die minimalen Signale zu verstärken. Im Gegensatz zum Blut, ist die Probenmenge beim Wangenabstrich von der Probennahme abhängig. Erst nach Einführung einer Messung zur Bestimmung der Probenmenge anhand des Gesamtproteingehalts, konnte die angestrebte Genauigkeit erreicht werden. "So können wir jetzt auch kleinste Mengen von CMV-Antikörpern interpretieren und daraus ein CMV-positives oder CMV-negatives Ergebnis ablesen", erklärt Behrens.
Am Registrierungsvorgang verändert sich durch den neuen CMV-Test nur wenig: Wer sich bei der DKMS registrieren möchte, erhält heute nicht mehr zwei, sondern drei medizinische "Wattestäbchen" für den Wangenschleimhautabstrich. Mit zweien werden die HLA-Merkmale ermittelt, mit dem dritten der CMV-Status. Ein hoch automatisiertes Verfahren ermöglicht den 150 Beschäftigten im DKMS Life Science Lab in Dresden täglich etwa 5.000 Proben potenzieller StammzellspenderInnen bezüglich aller transplantationsrelevanter Merkmale zu charakterisieren.
Quelle:
Geoffrey A Behrens, Michael Brehm, Rita Groß, Jana Heider, Jürgen Sauter, Daniel M Baier, Tatjana Wehde, Santina Castriciano, Alexander H Schmidt, Vinzenz Lange, Non-invasive determination of CMV serostatus from dried buccal swab samples: assay development, validation and application to 1.2 million samples, The Journal of Infectious Diseases, , jiaa067, https://doi.org/10.1093/infdis/jiaa067