Sind arme Kinder tendenziell übergewichtiger?

Oftmals ist zu beobachten, dass Kinder, die übergewichtig sind, tendenziell aus sozial schwächeren Schichten stammen – gibt es dafür eine wissenschaftliche Erklärung? Bislang wurde darüber allerdin

Oftmals ist zu beobachten, dass Kinder, die übergewichtig sind, tendenziell aus sozial schwächeren Schichten stammen – gibt es dafür eine wissenschaftliche Erklärung?

Bislang wurde darüber allerdings noch keine plausible empirische Evidenz dokumentiert. Eine neue Studie (DOI: //dx.doi.org/10.1093/eurpub/ckv219), veröffentlicht im The European Journal of Public Health, hat nun erörtert, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Gewicht der Kinder und der Kaufkraft der Eltern besteht.

Erst einmal postulieren die Autoren der Studie, dass Übergewicht im Kindesalter, das Risiko erhöhe, auch im Erwachsenenalter Gewichtsprobleme zu haben. Daher haben es sich die Wissenschaftler zur Aufgabe gemacht, dieses Phänomen aus der psychologischen, ökonomischen und gesundheitlichen Perspektive zu durchleuchten.
Um über ein signifikantes Korpus zu verfügen, evaluierten die Forscher Daten der Millennium Cohort Study (MCS), welche 20.000 Familien aus dem Vereinigten Königreich beinhaltete.

Deutlicher Gewichtsunterschied zwischen der ärmeren und der reicheren Schicht

Von den untersuchten Kindern, wurden im Alter von fünf und 11 Jahren Maße genommen. Darüber hinaus wurden die gesundheitlichen Gegebenheiten und die Umgebung spezifisch durchleuchtet – darunter das Rauchen in der Schwangerschaft, wie lange das Kind gestillt wurde und der Zeitpunkt, ab dem das Kind feste Nahrung zu sich genommen hat. Das Forscherteam dokumentierte auch, ob die Mutter übergewichtig war.

Die Studienergebnisse zeigten eine starke Korrelation zwischen der Armut und dem Übergewicht im Kindesalter – in Zahlen ausgedrückt: 6,6 Prozent der Kinder aus den fünf ärmsten Familien stammend, hatten mit Übergewicht zu kämpfen, während der Anteil der Übergewichtigen bei den wohlhabenden Kindern nur bei 3,3 Prozent lag.
Im Alter von 11 Jahren wurde die Schere allerdings größer; 7,9 Prozent der ärmeren Kinder hatten hier Übergewicht zu verbuchen, von den sozial besser gestellten Kindern nur noch 2,9 Prozent.

Das Rauchen während der Schwangerschaft führt möglicherweise zu Übergewicht beim Kind

Die Wissenschaftler nahmen eine detailliertere Untersuchung vor und evaluierten den Einfluss des physischen Verhaltens, indem die Häufigkeit von sportlichen Aktivitäten, der Konsum bildschirmbasierter Technologie, die aktive Spielzeit mit den Eltern und die Schlafenszeit, verglichen wurden. Darüber hinaus wurden die Essgewohnheiten der Kinder durchleuchtet, vor allem, ob das Kind regelmäßig frühstückte, wie viel Obst es aß und der Konsum von zuckerhaltigen Getränken. Frühes zu Bett gehen und der regelmäßige Konsum von Obst, initiierte eine positive Assoziation mit dem Abwärtstrend des Gewichts. Das Rauchen während der Schwangerschaft erzeugte eine negative Assoziation mit dem Abwärtstrend des Gewichts.

Obwohl die Studie von einer großen, repräsentativen Stichprobe profitiert, können mögliche konfundierende Variablen nicht ausgeschlossen werden – auch wenn der BMI mütterlicherseits berücksichtigt wurde, könnte dies sowohl gleiche Genetik als auch das gemeinsame Umfeld, mit analogen Angewohnheiten, reflektieren.

“Einige Studien zeigen, dass sich sozioökonomische Disparitäten in Hinblick auf das Gewicht verbreiten – vor allem bei Kindern. Diese Disparitäten können dadurch erklärt werden, dass Ressourcen und Wissen in den sozialen Schichten unterschiedlich verteilt sind”, schlussfolgern die Autoren der Studie.

Text: esanum/ df

Foto: bikeriderlondon / Shutterstock.com