Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Länder aufgefordert, die Zahl der Intensivbetten herunterzufahren, die in den Krankenhäusern für COVID-19-Erkrankte reserviert sind. Die Entwicklung bei den Neuinfektionen lasse es zu, ab Mai einen Teil der Krankenhauskapazitäten auch wieder für planbare Operationen zu nutzen, heißt es in einem Konzept, das Spahn an seine Länderkollegen verschickt hat.
Der Gesundheitsminister hatte bereits Mitte April erklärt, es gelte, ab Mai schrittweise in eine "neue Normalität im Klinikbetrieb" zu kommen. Dabei gehe es um eine "schwierige Balance" zwischen der regulären Versorgung bei Notfällen und wichtigen Operationen sowie notwendigen freien Kapazitäten für Corona-PatientInnen.
Für COVID-19-Erkrankte sollen nach dem Willen von Spahn in der Startphase nun zunächst nur noch 25 statt bisher 50 Prozent der Intensivbetten in den Kliniken reserviert werden. Die OP-Kapazitäten sollten in einem ersten Schritt zu 70 Prozent für planbare Operationen geöffnet werden, schlägt der Minister dem Bericht zufolge vor. Die Rate solle dann in Abhängigkeit vom Infektionsverlauf alle zwei Wochen angehoben werden.
Im Kampf gegen die Pandemie hatten Bund und Länder die Kliniken Mitte März aufgefordert, alle planbaren OPs und Aufnahmen auszusetzen. Dies sollte vor allem in Intensivstationen vorsorglich freie Betten für eine erwartete große Zahl schwer kranker Corona-PatientInnen schaffen - auch mit Möglichkeiten zur künstlichen Beatmung. Doch auf der anderen Seite bedeutete diese Prioritätensetzung eine Geduldsprobe für viele andere PatientInnen mit ebenfalls wichtigen Anliegen.
In dem Konzept Spahns heißt es, weil die Zahl der Neuinfektionen derzeit nur linear ansteige, könne auch für die Kliniken schrittweise ein neuer Alltag entwickelt werden. "Dies ist wichtig, da auch das Verschieben von dringlichen Eingriffen, etwa bei Tumoren, oder von planbaren Operationen, etwa zum Hüftersatz, für die betroffenen Patienten gesundheitliches und seelisches Leid nach sich ziehen", so der Minister. Zudem gebe es Anzeichen, dass PatientInnen selbst bei Notfällen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen keine ärztliche Hilfe mehr in Anspruch nähmen.
Die Kliniken sollen bis Mitte kommenden Jahres Kapazitäten für die Versorgung von COVID-19-Erkrankten vorhalten. Dies geht aus einem Zehn-Punkte-Plan der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hervor. DKG-Präsident Gerald Gaß lobte das "beispiellose Engagement" der Kliniken bei der Versorgung von COVID-19-Erkrankten und betonte: "Nun ist aber der Wiedereinstieg in die Regelversorgung dringend erforderlich."