"Tag der Hoffnung": Beim bundesweiten Tag der Organspende appellierte Bundesgesundheitsminister Spahn zur Auseinandersetzung mit dem Thema. In Deutschland warten fast 10.000 Menschen auf ein Organ. Laut einer Umfrage hält nur die Hälfte der Bürger das System für gerecht.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat den bundesweiten Tag der Organspende als "Tag der Hoffnung" bezeichnet und zur Auseinandersetzung mit dem Thema aufgerufen. "Wir wollen mehr Menschen dazu bewegen, sich Gedanken über Organspende zu machen", sagte Spahn der Deutschen Presse-Agentur. Er eröffnete am Samstag die zentrale Feier auf dem Asmus Bremer Platz in Kiel. Mehrere Tausend Interessierte kamen nach Angaben der Veranstalter über den Tag verteilt. Einer Umfrage zufolge hält nur die Hälfte der Bundesbürger das Organspendesystem in Deutschland für gerecht. Mehr als ein Drittel halte es sogar für ungerecht, heißt es in der Befragung des Instituts Kantar im Auftrag der Deutschen Stiftung Patientenschutz.
Im Rahmen der Veranstaltung gab es Info-Stände, begehbare Organmodelle und einen Spendenlauf zu Gunsten des Netzwerkes Spenderfamilien. Organempfänger und Angehörige von Organspendern berichteten von ihren berührenden, dramatischen Erfahrungen. Für die Aktion geschenkte Lebensjahre versammelten sich Menschen, die ein Organ erhalten haben, auf der Bühne - zusammen kamen 883 geschenkte Lebensjahre. Sie reichten von einem bis mehr als 30 Jahre.
"Begegnungen mit Organempfängern wie heute in Kiel zeigen: Das Thema Organspende ist lebenswichtig", sagte Spahn und appellierte: "Informieren Sie sich, sprechen Sie mit Ihrer Familie und treffen Sie eine Entscheidung! Damit setzen Sie ein Zeichen der Hoffnung für die fast 10.000 Menschen, die auf ein Spenderorgan warten. Mit einer Entscheidung entlasten Sie zudem ihre Angehörigen, die sonst im Ernstfall diese schwierige Frage beantworten müssen."
Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) betonte: "Jede Spenderin und jeder Spender schenkt statistisch betrachtet drei schwerkranken Menschen eine neue Lebenschance." Neben der Spendenbereitschaft sei es wichtig, seine Entscheidung in einem Organspendeausweis zu dokumentieren und diesen stets mit sich zu führen.
Nach Ansicht des Vorstands der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, lassen aktuelle Gesetzentwürfe zum Thema "doppelte Wiederspruchslösung" die Gerechtigkeitsfrage außer Acht. "Das Vertrauen in die Gerechtigkeit ist eine Voraussetzung für eine positive Stimmung bei der Organspende." Immer noch lägen aber Verteilungskriterien, Organisation und Abwicklung sowie die Kontrolle bei den privatrechtlichen Akteuren der Selbstverwaltung, kritisierte er.
Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) ist die Zahl der Organspender 2018 erstmals seit 2010 wieder deutlich gestiegen. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 955 Menschen nach ihrem Tod Organe für schwerkranke Patienten gespendet, wie die Stiftung bereits im Januar mitteilte. Im Vergleich zu 2017 mit 797 Spendern ist dies eine Steigerung von knapp 20 Prozent.