Schulkinder sollten fehlerfrei sprechen können, um dem Unterricht gut folgen zu können. Das ist aber nicht immer so. Bei einigen haben sich Fehler eingeschlichen. Hilfe ist gefragt - und wird gefördert.
Der Anteil der ErstklässlerInnen mit Schwierigkeiten beim Sprechen ist in Sachsen weiter relativ hoch. Etwa ein Drittel sei betroffen, teilte das Sozialministerium in Dresden mit. Demnach ergab die Schuleingangsuntersuchung im Schuljahr 2018/19, dass von rund 36.000 SchulanfängerInnen fast 33 Prozent Schwierigkeiten mit der Sprache oder dem Sprechen hatten. Gut 14 Prozent waren deswegen schon in Behandlung. Bei etwa 10 Prozent waren die Auffälligkeiten nur gering. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2014/15 lag die Gesamtzahl der ErstklässlerInnen mit entsprechenden Problemen bei gut 34 Prozent.
Dabei ist etwa Stottern laut dem Gesundheitsamt der Stadt Leipzig eher selten. Lispeln hingegen komme oft vor, sei aber bei Vorschulkindern jüngeren wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge meist noch nicht besorgniserregend, sagte die Leiterin des Gesundheitsamtes, Regine Krause-Döring. Häufig und leider sehr schwerwiegend seien Wortschatzdefizite sowie Sprachstörungen, bei denen Kinder etwa nicht in der Lage seien, altersgemäß korrekte Sätze und Worte zu bilden oder bestimmte Buchstaben richtig auszusprechen. "Diese Sprachstörungen entwickeln sich über viele Jahre und sind entsprechend hartnäckig und schwierig zu therapieren", sagte Krause-Döring.
Auch in der Messestadt zeigen viele Kinder im Ergebnis der Schulaufnahmeuntersuchung bei Sprachtests Auffälligkeiten. Die Zahlen zwischen 2016 und 2018 seien leicht angestiegen, hieß es. Mehr als jedes vierte von ihnen benötigte demnach eine logopädische Therapie. Die Daten würden ortsteilspezifisch ausgewertet. Dabei falle auf, dass viele noch "unversorgte" Kinder, die eigentlich behandelt werden müssten, in Ortsteilen lebten, wo viele Eltern auf Sozialgeld angewiesen seien. Dort bestehe der größte Handlungsbedarf, hieß es.
Mit dem Programm "Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" unterstützt der Bund seit 2016 bis voraussichtlich Ende 2020 die Sprachförderung in der Kindertagesbetreuung. In den Sprach-Kitas werden die Betreuungsteams durch zusätzliche Fachkräfte verstärkt, die beraten, begleiten und unterstützen. Zudem finanziert das Programm eine zusätzliche Fachberatung und qualifiziert die Fachkräfte innerhalb eines Verbundes von etwa 10 bis 15 Sprach-Kitas. In Sachsen gibt es laut Kultusministerium aktuell 309 dieser Sprach-Kitas.
Das vom Kultusministerium geförderte Landeskompetenzzentrum zur Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen in Sachsen (LakoS) koordiniert alltagssprachliche Bildung in den Kindertageseinrichtungen. Es ist Ansprechpartner für Einrichtungen, Träger, Fachberater, Erzieher, Tagespflegepersonen und Eltern und bietet unter anderem Fortbildungen sowie Informations- und Arbeitsmaterialien zur sprachlichen Bildung in der Kita an.
Für den Deutschen Bundesverband für Logopädie (dbl) kommt die Behandlung von Sprechfehlern meist zu spät. Ein Großteil der Defizite werde erst durch die Schuleingangsuntersuchung festgestellt, sagte dbl-Sprecherin Margarete Feit. "Zu dem Zeitpunkt sollte die Sprechentwicklung abgeschlossen und sollten eventuelle Defizite schon abgestellt sein." Dazu sollte logopädische Expertise schon zeitig einbezogen werden. In den Kitas müsse es Möglichkeiten für Therapien geben.
Laut Kultusministerium wurde schon 2003 die Untersuchung von Kindern im 4. Lebensjahr in den Kindertageseinrichtungen eingeführt, um eventuell nötige Behandlungs- oder Fördermaßnahmen rechtzeitig vor Schulbeginn einzuleiten zu können. Die Teilnahme daran sei freiwillig und finde im Beisein der Eltern statt. Ein Test prüfe unter anderem die Sprachverarbeitungsfähigkeiten der Kinder. Das Ergebnis sowie Hinweise zur Abklärung von Sprachauffälligkeiten werde den Eltern direkt bei der Untersuchung oder schriftlich mitgeteilt.