Laut einer Studie ist die Verordnung von Opiate in Deutschland zwischen 2000 und 2010 um 37 Prozent angestiegen. Opiate werden eingesetzt, um starke Schmerzen zu lindern. Anwendung finden sie vor allem bei Krebserkrankungen oder auch im Rahmen einer Kolik. Zudem kommen die starken Schmerzmittel während und nach einer Operation zum Einsatz.
Frühere Studien suggerieren, dass Opiate wie Kodein, Oxykodon, Morphin und Fentanyl sehr effektiv in der Schmerzlinderung sind. Sie binden an Proteinen im Gehirn, Rückenmark und Verdauungstrakt; diese Proteine nennen sich Opiat-Rezeptoren und hemmen die Schmerzwahrnehmung.
Das Forscherteam rund um Prof. Peter Grace, von der University of Colorado, hat den Effekt von Opiaten genauer unter die Lupe genommen. Vorangegangene Studien hatten evaluiert, wie die starken Schmerzmittel über einen kurzen Zeitraum wirken; Grace hat nun den Langzeiteffekt untersucht. Dafür hat das Forscherteam Ratten mit chronischen Nervenschmerzen unter Beobachtung gestellt, eine Gruppe wurde mit Morphinen behandelt, während die andere unbehandelt blieb.
Die Ergebnisse zeigen: Im Vergleich zu der unbehandelten Gruppe, sind die chronischen Schmerzen bei der Morphin-Gruppe nach fünftägiger Behandlung stärker geworden. Damit nicht genug, dieser Effekt hielt noch mehrere Monate an.
“Mit dieser Studie konnten wir zum ersten Mal zeigen, dass sogar eine kurze Einnahme von Opiaten negative Langzeiteffekte auf das Schmerzempfinden haben kann”, heißt es von Prof. Grace.
Und es wird noch schlimmer: Wenn eine Nervenverletzung mit Morphinen behandelt wird, löse dies eine “Kaskade” von Gliazell-Signalen aus, was die chronischen Schmerzen noch mehr verstärkt. Gliazellen sind die Immunzellen des zentralen Nervensystems, sie unterstützen den Erholungsprozess der Nervenverletzung.
Die Studienergebnisse müssen in weiteren Studien reproduziert werden, um über die Wirkung von Opiaten repräsentative Aussagen zu treffen. Nichtsdestotrotz müssen Methoden entwickelt werden, die der Schmerzverschlimmerung entgegenwirken. Grace legt mit seinem Forscherteam vor; ihnen ist es gelungen, die Negativeffekte der Morphine umzukehren. Sie haben ein Medikament eingesetzt, das die Gliazellen daran hindert, auf die Einnahme von Opiaten zu reagieren.
Darüber hinaus konnten die Forscher Rezeptoren hemmen, die mit chronischen Schmerzen assoziiert werden. Bis diese Medikamente erhältlich sind, könnten allerdings gut und gerne fünf Jahre verstreichen, heißt es von den Autoren im Schlusswort.