Die Ständige Impfkommission hat sich zur Kinderimpfung positioniert, nun wird speziell dosierter Corona-Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige ausgeliefert. Wie ist der Start der Impfkampagne für diese Altersgruppe geplant?
Die Kinderimpfungen mit einem Corona-Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige sollen in dieser Woche in Deutschland anlaufen. Das Bundesgesundheitsministerium hatte den Start der Auslieferung des Kindervakzins von Biontech/Pfizer angekündigt. Neben Kinderarztpraxen sind auch in öffentlichen Impfzentren Kinderimpfungen vorgesehen, aber nicht überall. Mancherorts sind auch besondere Impf-Aktionen geplant - in Berlin etwa im Zoo oder im Naturkundemuseum, in Niedersachsen im Fußballstadion von Hannover 96 und im Zoo der Landeshauptstadt. Wann es konkret losgeht, unterscheidet sich aber.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom 12.12. werden über 2,2 Millionen Dosen des Kinderimpfstoffs an die pharmazeutischen Großhandlungen verteilt. Zusätzlich gebe es noch Länderkontingente, die zur Verfügung gestellt werden. Arztpraxen bestellen die Impfstoffe über die Apotheken. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung, die sich auf das Ministerium berief, haben die Praxen für diese Woche rund 800.000 Dosen angefordert. Diese würden ab dem 13.12. bis spätestens zum 15.12. komplett ausgeliefert.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte eine Impfung von Kindern von fünf bis elf Jahren empfohlen, die Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben. Außerdem können Eltern nach individueller Aufklärung auch ihre gesunden Kinder impfen lassen. Das Papier ist noch keine finale Entscheidung, es läuft wie üblich noch ein Abstimmungsverfahren mit Fachgesellschaften und Ländern.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sieht in den Kinderimpfungen einen wichtigen Beitrag, um den Präsenzunterricht zu sichern. Die Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz, Katharina Swinka, fordert mobile Impfteams in den Schulen und eine bessere Aufklärung über die Impfung.
Die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Ute Teichert, hält auf längere Sicht Kinderimpfungen gegen das Coronavirus an Schulen und Kitas für richtig, etwa wenn Auffrischungsimpfungen anstehen. Aktuell sei der Weg über Kinderarztpraxen und separate Impfstraßen in den Impfzentren aber der richtige, sagte die Amtsärztechefin. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, geht davon aus, dass das Gros seiner Kolleg:innen beim Impfen der Kinder mitmacht. "Die Vorbereitungen sind weitestgehend abgeschlossen, weil die Stiko-Empfehlung so erwartet worden war".
In Bayern sollen Kinder ab fünf Jahren laut Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) ab dem 15.12. in Impfzentren und Arztpraxen geimpft werden können - sofern der Bund seine Lieferzusagen einhalte. Allein die Impfzentren im Freistaat haben rund 240.000 Dosen bestellt. "Wir haben die Impfzentren bereits gebeten, spezielle Familienimpftermine anzubieten", sagte Holetschek. Zudem sollen die Stationen laut einer Ministeriumssprecherin kindgerecht gestaltet werden, die Kinder sollen etwa "Give-Aways" wie Buntstifte bekommen.
In den Impfstellen der Kommunen und Kreise in Nordrhein-Westfalen soll es für Fünf- bis Elfjährige ab 17.12. ein Angebot geben. Mindestens die Hälfte der Impfungen soll mit Termin vergeben werden. Der Apothekerverband Nordrhein geht davon aus, dass die ersten Kinderärzte schon am 13.12. mit dem Kinderimpfstoff impfen werden.
In Bremen wurde ein zentrales Kinderimpfzentrum für diese Altersgruppe eingerichtet, das ab 14.12. den Betrieb aufnimmt. Dort stehen Kinder- und Jugendärzt:innen für die Beratung zur Verfügung, außerdem werden speziell für Kinder geeignete Info-Materialien erstellt. Mobile Impfangebote für Kinder sind aktuell nicht geplant.
Die rheinland-pfälzische Landesregierung peilt den Auftakt für die Impfungen in einem der neun Zentren des Landes für den 16.12. an. Eltern können ihre Kinder bereits seit dem 1. Dezember online oder über eine Hotline anmelden. Eltern können ihre Kinder bereits seit dem 1. Dezember anmelden. Hauptanlaufstelle sollen aber die Kinder- und Jugendärzt:innen sein, wo die Termine individuell vergeben werden.
Das Gesundheitsministerium in Baden-Württemberg sieht für die Impfungen der Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zunächst vor allem die Kinderarztpraxen am Zug. Diese kennen ihre Patient:innen am besten und wüssten, welche Kinder prioritär geimpft werden sollten, hieß es. Neben den Praxen soll es auch Impfaktionen der Stadt- und Landkreise sowie in Kliniken geben. Konzepte für spezielle Angebote für Kinder und deren Eltern gibt es den Angaben zufolge etwa im Rems-Murr-Kreis und in Tübingen.
In Berlin sollen die Corona-Impfungen für Kinder in den drei landeseigenen Impfzentren am 15.12. beginnen. Dort soll es insgesamt 35 zusätzliche Impfkabinen für Kinder geben. Geplant sind auch Kinderimpfungen in Grundschulen durch mobile Impfteams. Impfangebote für Kinder sind auch in den Weihnachtsferien vorgesehen.
In Sachsen-Anhalt haben sich laut Sozialministerium bislang 87 Kinder- und Jugendärzt:innen bereiterklärt, Kinder der Altersgruppe zu impfen, davon hätten 40 ihre Bereitschaft signalisiert, bei Bedarf Impfzentren zu unterstützen. Zudem organisierten einige Landkreise und kreisfreie Städte zusätzliche Impfangebote. Die öffentlichen Impfstellen in Magdeburg, dem Burgenlandkreis und dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld würden voraussichtlich erst im kommenden Jahr mit den Kinderimpfungen beginnen.
In Thüringen sind vorerst 3.000 Termine für Impfungen von Fünf- bis Elfjährigen in mehreren öffentlichen Impfstellen freigeschaltet worden. "Wir sind erst einmal vorsichtig, ob der versprochene Impfstoff auch tatsächlich ankommt und ob das Angebot überhaupt angenommen wird", sagte der Impfmanager der Kassenärztlichen Vereinigung, Jörg Mertz. Ab 27. Dezember sollen die Termine dann auf die Impfstellen in ganz Thüringen ausgedehnt werden.
In Mecklenburg-Vorpommern sollen die Kinder dieser Altersgruppe vorrangig bei den Kinderärzt:innen geimpft werden. Dort, wo impfende Kinderärzt:innen nicht zur Verfügung stünden, werde es Angebote in Impfstützpunkten der Landkreise und kreisfreien Städte geben, sagte Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD). Zudem seien Impf-Aktionstage für Kinder und deren Familien in Planung.
Für Fünf- bis Elfjährige wird ein niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat im Vergleich zum herkömmlichen Biontech/Pfizer-Impfstoff verwendet. Von dem mRNA-Vakzin sollen laut Stiko zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden. Für jüngere Kinder gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff.
Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hatte den Start der Kinderimpfungen ein gutes Signal genannt. Für viele Fünf- bis Elfjährige und ihre Familien sei das eine "große Erleichterung". Überall im Land seien kindgerechte Impfangebote erforderlich.