Die Untersuchung der Gesundheitsakten von mehr als 62 Millionen US-Amerikanern hat einen Zusammenhang zwischen der Entfernung des Blinddarms und einem erhöhten Parkinson-Risiko festgestellt.
Verglichen wurden die Daten von Personen, bei denen eine Appendektomie vorgenommen wurde und solchen, bei denen kein Eingriff erfolgte. Die Auswertung ergab, dass Personen mit Appendektomie mit einer dreimal höheren Wahrscheinlichkeit später an Parkinson erkranken. Die Ergebnisse zeigen erneut auf, dass bei Parkinson eine Verbindung zwischen dem Magen und dem Gehirn besteht.
In früheren Studien über die Verbindung zwischen dem Blinddarm und Parkinson kamen ForscherInnen zu konträren Ergebnissen. 2016 berichtete eine Studie von Movement Disorders an 1.5 Millionen Dänen darüber, dass Menschen, bei denen eine Appendektomie durchgeführt wurde, ein höheres Risiko bestünde, in der Zukunft an Parkinson zu erkranken. 2018 berichtete eine Studie des Magazins Science Translational Medicine an 1.6 Millionen Schweden hingegen, nach der Entfernung des Appendix bestünde ein geringeres Risiko und eine Verzögerung in der Entwicklung von Parkinson. Diese Kontroverse war der Auslöser für die umfangreichen Untersuchungen in den USA.
Durch die Parkinson-Erkrankung werden zunehmend Zellen in dem Teil des Gehirns zerstört, der die Bewegungen des Körpers kontrolliert. Typische Symptome sind steife Bewegungen, Tremor, Langsamkeit und Schwierigkeiten mit der Balance. Da vor allem ältere Leute betroffen sind, steigt aufgrund des zunehmenden Durschnittsalters auch die Anzahl an Parkinson-Erkrankungen. Hinzu kommt, dass es bislang keine Heilung und keine Behandlung gegen die Krankheit gibt.
Derzeit konzentriert sich die Forschung auf das Protein Alpha-Synuclein, das im Rahmen der Parkinson-Erkrankung auftritt und sich in den Gehirnen der Betroffenen bildet. Laut Dr. Sheriff entdeckten neuere Forschungen Klumpen von Alpha-Synuclein in der Frühphase der Erkrankung in den Verdauungstrakten betroffener Personen. "Aus diesem Grund untersuchen ForscherInnen weltweit den gastrointestinalen Trakt in Verbindung mit der Entwicklung von Parkinson.“
Bei der Untersuchung der 62.2 Millionen Patientenakten stellte das Team fest, dass bei 488.190 Personen eine Appendektomie durchgeführt wurde. Bei 4.470 (0,92 Prozent) von ihnen wurde Parkinson diagnostiziert. Von den übrigen 61.7 Millionen Probanden erhielten nur 117.230 Personen (0,29 Prozent) die Diagnose Parkinson.
Darüber hinaus entdeckten die ForscherInnen, dass die mehr als dreimal so hohe Wahrscheinlichkeit, im Anschluss an eine Appendektomie an Parkinson zu erkranken, von Alter, Geschlecht und ethnischer Herkunft unabhängig ist. Dr. Sheriff ergänzt: "Diese Untersuchung erweist eine klare Verbindung zwischen dem Blinddarm, seiner Entfernung und Parkinson, aber das ist die bislang einzige Verknüpfung. Zusätzliche Forschungen sind notwendig, um die diese Verbindung zu bestätigen und die Mechanismen dahinter besser zu verstehen.“
Quelle:
PARKINSON'S DISEASE IS MORE PREVALENT IN PATIENTS WITH APPENDECTOMIES: A NATIONAL POPULATION-BASED STUDY. In: SSAT Abstracts, S. 1409
Mohammed Z. Sheriff, Emad Mansoor, Gregory S. Cooper