WissenschaftlerInnen warnen in Frankreich vor zu weitgehenden Lockerungen nach dem Ende der Ausgangsbeschränkungen am 11. Mai. In dem Land werden sich den Berechnungen der Forschenden zufolge bis dahin 3,7 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben.
Das entspräche 5,7 Prozent der Bevölkerung und sei nicht ausreichend, um eine zweite Welle der Pandemie zu verhindern. Es müssten etwa 70 Prozent der Bevölkerung immun sein, damit die Epidemie allein durch Immunität kontrolliert werden könnte.
"Unsere Ergebnisse deuten daher stark darauf hin, dass ohne einen Impfstoff die Herdenimmunität allein nicht ausreicht, um eine zweite Welle am Ende der Ausgangsbeschränkungen zu vermeiden. Wirksame Kontrollmaßnahmen müssen über den 11. Mai hinaus aufrechterhalten werden", schreiben die AutorInnen. Den Berechnungen nach werden sich im Großraum Paris etwa 12,3 Prozent und in der an Deutschland grenzenden Region Grand Est 11,8 Prozent der Menschen mit dem Virus infiziert haben. Das sind die beiden am stärksten in Frankreich betroffenen Gebiete.
Frankreich ist schwer getroffen von der Coronavirus-Pandemie und zählt mehr als 20.000 Tote. Die strengen Ausgangsbeschränkungen sollen ab dem 11. Mai schrittweise gelockert werden - allerdings machte Premier Édouard Philippe deutlich, dass auch nach diesem Datum das Leben in Frankreich nicht wieder so sein wird wie vor Beginn der Pandemie.
Die Studie wurde vom Institut Pasteur in Zusammenarbeit mit der französischen Gesundheitsagentur Santé Publique France und der Forschungs- und Entwicklungseinrichtung Inserm durchgeführt und basiert auf mathematischen und statistischen Modellen. Das Unsicherheitsintervall mit Blick auf die Berechnungen für ganz Frankreich liegt zwischen 3,5 und 10,3 Prozent.