Eine im Rahmen der 12. European Breast Cancer Conference vorgestellte Studie an Frauen mit einem duktalen Karzinom in situ (DCIS) hat gezeigt, dass eine Operation zur Entfernung des Gewebes mit anschließender Strahlentherapie einen besseren Schutz bietet als eine Operation allein. Patientinnen wurden über einen Zeitraum von 27 Jahren begleitet. Dabei stellten die Forschenden fest, dass sich zwar ein erhöhter Nutzen von Strahlentherapie und Operation gegenüber einer Operation allein zeigt, dieser Vorteil im Lauf der Zeit allerdings vermutlich abnimmt.
Die Untersuchung wurde von Dr. Maartje van Seijen vom Niederländischen Krebsinstitut (Amsterdam, Niederlande) vorgestellt. Sie sagte: "Den meisten Frauen, bei denen DCIS diagnostiziert wird, wird eine Operation zur Entfernung des abnormen Brustgewebes angeboten. Oft wird ihnen auch eine Strahlentherapie angeboten, obwohl sich bei der Mehrheit kein invasiver Brustkrebs entwickeln würde. Wir wollten untersuchen, wie bei diesen beiden Frauengruppen von Frauen die langfristige Entwicklung ausfällt, je nachdem, welche Behandlung sie erhalten haben".
Die Studie schloss 10.045 Frauen in den Niederlanden ein, bei denen zwischen 1989 und 2004 DCIS diagnostiziert wurde. Die Forschenden sammelten Daten darüber, ob die Frauen mit einer brusterhaltenden Operation zur Entfernung des DCIS, einer brusterhaltenden Operation mit anschließender Strahlentherapie oder einer Mastektomie behandelt wurden. Zusätzlich ermittelten sie, ob bei den Frauen danach erneut DCIS in der gleichen Brust oder ein invasiver Brustkrebs in der gleichen Brust diagnostiziert wurde.
In den ersten zehn Jahren nach der Diagnose hatten Frauen, die eine brusterhaltende Operation, aber keine Strahlentherapie erhielten, ein Risiko von 13,0% (130 von 1.000 Frauen), erneut mit einem DCIS diagnostiziert zu werden, ihr Risiko für invasiven Brustkrebs lag bei 13,9% (139 von 1.000). Frauen, die mit einer brusterhaltenden Operation und Strahlentherapie behandelt wurden, hatten in den ersten zehn Jahren ein Risiko von 4,6% (46 von 1.000 Frauen) für ein DCIS und ein Risiko von 5,2% (52 von 1.000 Frauen) für invasiven Brustkrebs.
Doch obwohl Frauen, die eine Strahlentherapie erhielten, in den ersten zehn Jahren ein geringeres Risiko hatten, lagen ihre Risiken in den folgenden Jahren (zehn oder mehr Jahre nach der Diagnose) näher an denen von Frauen, bei denen nur eine Operation durchgeführt wurde. Zehn Jahren nach der Diagnose hatten Frauen, die eine brusterhaltende Operation, aber keine Strahlentherapie erhielten, ein Risiko von 1,2% (12 von 1.000 Frauen), erneut mit einem DCIS diagnostiziert zu werden, und ihr Risiko für invasiven Brustkrebs betrug 11,8% (118 von 1.000). Bei Frauen, die mit brusterhaltender Chirurgie und Strahlentherapie behandelt wurden, betrugen diese Zahlen 2,8% (28 von 1.000 Frauen) für DCIS und 13,2% (132 von 1.000 Frauen) für invasiven Brustkrebs.
Dr. van Seijen merkt an: "Das Risiko eines Wiederauftretens von DCIS oder invasivem Krebs bei diesen Frauen nahm mit der Zeit ab, unabhängig davon, ob sie nur die brusterhaltende Operation oder eine brusterhaltende Operation mit Strahlentherapie erhalten hatten. Die Studie zeigt auf, dass eine zusätzliche Strahlentherapie den Frauen insgesamt die besten Chancen bietet."
Sie fügt hinzu. "Es besteht jedoch nach wie vor die Chance, dass sich ein neues DCIS oder ein invasiver Krebs entwickelt, der nicht mit der Erstdiagnose in Zusammenhang steht. Wir würden erwarten, dass dieses Risiko bei beiden Behandlungsarten ähnlich hoch ist. Bei einer sehr kleinen Zahl von Frauen könnte die Strahlentherapie selbst einen neuen Brustkrebs verursachen, oft erst viele Jahre nach der Strahlentherapie".
Die Studie zeigte auch, dass Frauen, bei denen zur Behandlung ihrer DCIS eine Mastektomie vorgenommen wurde, das geringste Risiko eines invasiven Krebses hatten. Dr. van Seijen fügte hinzu: "Obwohl Patientinnen, die sich einer Mastektomie unterziehen, das geringste Rezidivrisiko haben, ist es wichtig zu betonen, dass gemäß früherer Untersuchungen das Gesamtüberleben bei Patientinnen, die sich einer Mastektomie unterziehen, dasselbe ist wie bei Patientinnen, die weniger aggressive Behandlungen erhalten. Für die Mehrheit der Frauen mit DCIS, deren Zustand nie invasiv wird, würde eine Mastektomie als Überbehandlung betrachtet werden".
Professor Emiel Rutgers, Präsident des European Breast Cancer Council, der nicht an der Studie beteiligt war, merkt an: "DCIS ist eine Erkrankung, von der Tausende von Frauen betroffen sind und ein Teil von ihnen entwickelt invasiven Brustkrebs. Da die meisten dieser Frauen noch Jahrzehnte ihres Lebens vor sich haben, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir die langfristigen Auswirkungen der von uns angebotenen Behandlungen verstehen. Wir müssen noch viel mehr über DCIS erfahren, insbesondere darüber, welche Frauen invasiven Krebs entwickeln werden und welche nicht. In der Zwischenzeit liefern Studien wie diese den Patientinnen und der behandelnden Ärzteschaft mehr Informationen über den Nutzen und die Kosten der verschiedenen Behandlungen, die ihnen zur Verfügung stehen."
Rutgers resümiert: "Frühere Forschungen zeigen auf, dass das Risiko, an Krebs zu sterben, in 20 Jahre nach einer DCIS-Diagnose nur 1-2% beträgt. Es ist also wichtig, sich vor Augen zu führen, dass das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, bei Frauen mit einer DCIS-Diagnose sehr gering bleibt, unabhängig davon, ob sie allein mit einer brusterhaltenden Operation oder mit einer Strahlentherapie behandelt werden."
Quelle: 12th European Breast Cancer Conference / Beitrag in englischer Sprache auf EurekAlert!