Intensiver Zeitdruck in Gesundheitseinrichtungen, zwischenmenschliche Hierarchien, emotionale Nachrichten – die Hürden für qualifizierte Arzt-Patientengespräche sind groß. Wie kann eine gelungene Kommunikation im Gesundheitswesen dennoch funktionieren?
Darüber diskutieren Experten des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS) auf der 12. APS-Jahrestagung am 4. und 5. Mai in Berlin, zu der sowohl Ärzte als auch Patienten eingeladen sind.
"Defizite in der Kommunikation zwischen Arzt und Patienten können die Sicherheit des Erkrankten stark gefährden", sagt Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des APS. "Sie sind eine häufigere Ursache für Patientengefährdungen als technisches Versagen oder mangelnde Mitarbeit des Patienten." Um darauf aufmerksam zu machen und Wege für eine gelungene Kommunikation im Gesundheitswesen aufzuzeigen, hat das APS seine diesjährige Jahrestagung unter das Motto "Darüber müssen wir reden"– Patientensicherheit und Kommunikation… gestellt.
Über 100 Referenten geben auf der Tagung Anregungen und Erfahrungswerte für eine gelungene Kommunikation im Gesundheitswesen. Dabei beleuchten sie auch neuere digitale Kommunikationswege wie soziale Netzwerke. Neben Vorträgen stehen praktische Übungen auf dem Programm: Mehr als 20 Workshops behandeln ganz verschiedene Aspekte der Kommunikation im Gesundheitswesen. So zeigen Referenten etwa, wie Schüler und Studenten eine gute Kommunikation schon in der Ausbildung und im Studium lernen und üben können.
Ärzte und weitere Akteure des Gesundheitswesens haben die Pflicht, ihre Patienten verstärkt in die Behandlung einzubinden. Das ist im deutschen Patientenrechtegesetz seit 2013 gesundheitspolitisch fest verankert. Aber auch die Erkrankten selbst sind dabei aktiv gefordert: "Wenn Patienten beispielsweise über vorherige Behandlungsschritte berichten oder offen von ihren Ängsten erzählen, dann können sie stark zu einer höheren Sicherheit beitragen", so Hardy Müller, Geschäftsführer des APS. So eine qualifizierte Kommunikation wird international als "speak up" bezeichnet.
Nicht nur zwischen Arzt und Patienten, sondern auch zwischen den Behandelnden im Gesundheitswesen können Hürden in der Kommunikation auftreten. "Oft haben Ärzte Schwierigkeiten damit, Sicherheitsbedenken anzusprechen und ihren Kollegen Vorschläge zu machen, wie Gefahren abgewendet werden können", so der APS-Geschäftsführer. Dafür gibt es Handlungshilfen der Schweizer Stiftung für Patientensicherheit, mit der das APS eng zusammenarbeitet. "Ärzte erhalten Ratschläge, wie sie Kollegen offen auf Sicherheitsprobleme ansprechen können und welche Gesten sie nutzen können, um auf eine riskante Handlung hinzuweisen."
Damit die Akteure im Gesundheitswesen aus solchen Fehlern lernen können sind nach Ansicht des APS auch Strategien notwendig, um Fehler systematisch zu erfassen. Das Bündnis beteiligt sich deshalb an einem Projekt, mit dem Fehlermelde- und Lernsysteme in der ambulanten Praxis ausgebaut werden sollen. Das Projekt wird vom Innovationsfonds der Bundesregierung gefördert. "Auch beim Ausbau solcher strategischen Lösungsansätze spielt eine qualitativ hochwertige Kommunikation eine entscheidende Rolle", meint Müller abschließend. Neben Tipps zur gelungenen Kommunikation im Gesundheitswesen werden auf der Pressekonferenz des APS auch Prinzipien der Patientensicherheit thematisiert. Zudem stellt der Gewinner des Deutschen Preises für Patientensicherheit sein Projekt vor.