In einer Langzeitstudie, die über einen Zeitraum von 10 Jahren hinweg Daten sammelte, klagten wesentlich mehr Männer über vermindertes sexuelles Verlangen als noch ein Jahrzehnt zuvor. Umgekehrt klagten weniger Männer über erektile Dysfunktion oder Ejaculatio praecox.
Prof. Paolo Capogrosso (San Raffaele-Krankenhaus, Mailand, Italien) stellte im Rahmen des virtuellen EAU 2020 eine Studie vor, in der er untersuchte, aus welchem Grund Männer medizinische Unterstützung für ihre sexuellen Gesundheitsprobleme suchen1. Während über erektile Dysfunktion und Ejaculatio praecox immer seltener berichtet wird, nehmen Beschwerden über vermindertes sexuelles Verlangen und die Induratio penis plastica zu.
Das Forschungsteam befragte 3.244 Männer, die in den vergangenen zehn Jahren (2009-2019) die Klinik für sexuelle Gesundheit des San Raffaele-Krankenhauses in Mailand besuchten und sammelte Informationen über die Gründe, weshalb die Männer Beratung aufsuchten. Die Beobachtungen summierten sich auf einige wenige Schlüsseltrends:
Obwohl erektile Dysfunktion nach wie vor der Hauptgrund für den Besuch der Klinik ist, ließ sich hierbei ein stetiger Rückggang verzeichnen. Im Gegensatz dazu scheint die Induratio penis plastica immer häufiger berichtet zu werden und machte im Jahr 2019 35% der Beschwerden aus. Angesichts der Tatsache, dass die Stigmatisierung der sexuellen Gesundheit vermutlich stetig abgenommen hat, spiegeln einige der Veränderungen eine neuartige Offenheit wider, Hilfe in einer Klinik für sexuelle Gesundheit zu suchen. In ähnlicher Weise sind erfolgreiche Behandlungen der erektilen Dysfunktion möglicherweise auf die sinkenden Zahlen dieser speziellen Beschwerde zurückzuführen.
Quelle:
Capogrosso P, et al. Trends in reported male sexual dysfunctions over the last decade: the evolving landscape. EAU20 Virtual Congress, 17-26 July 2020, Abstract 731. Session: Diagnostic novelties in male sexual dysfunction.