Mehr als 40.000 Menschen haben sich auf dem chinesischen Festland mit der neuen Lungenkrankheit infiziert. In Hongkong dürfen Reisende nach tagelanger Quarantäne ein Kreuzfahrtschiff verlassen. Bei den Rückkehrenden aus Deutschland in Berlin konnte das Virus nicht nachgewiesen werden.
Das neuartige Coronavirus hat in China schon mehr als 1.000 Menschen das Leben gekostet. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden fielen der Lungenkrankheit weitere 108 Menschen zum Opfer, womit bislang insgesamt 1.016 Menschen in China an der Lungenkrankheit gestorben sind. Das teilte die Gesundheitskommission in Peking am 11.02. mit.
Allein 103 neue Opfer wurden aus der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei gemeldet. Während die Zahl der Toten so schnell stieg wie noch nie seit Ausbruch der Krankheit, ging die Zahl neuer Infektionen im Vergleich zum Vortag zurück. Landesweit wurden 2.478 weitere Erkrankungen gemeldet, somit stieg die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen auf dem chinesischen Festland auf 42.638.
In China reisten derweil Tausende zusätzliche medizinische Fachkräfte in die Elf-Millionen-Stadt Wuhan, um bei der Eindämmung der Epidemie zu helfen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, wurden etwa 6.200 medizinische Fachkräfte mit 47 Charterflügen in die Stadt gebracht. Dies sei der vom Umfang her größte Transport medizinischen Personals seit Ausbruch der neuartigen Lungenerkrankung.
Neun chinesische Fluggesellschaften hätten neben dringend benötigter medizinischer Ausstattung 34 Teams aus mehreren Provinzen befördert.
In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong durften derweil 3.600 Reisende und Besatzungsmitglieder nach tagelanger Quarantäne am 09.02. ein Kreuzfahrtschiff verlassen. Die "Word Dream" war in der Finanzmetropole festgesetzt worden, da bei drei früheren Reisenden das Virus nachgewiesen worden war. Zudem litten drei Besatzungsmitglieder an Fieber. Der ursprüngliche Verdacht auf eine Infektion mit der Lungenkrankheit bestätigte sich bei ihnen jedoch nicht.
Weiterhin unter Quarantäne blieben dagegen die Reisenden der "Diamond Princess". Auf dem Kreuzfahrtschiff, das vor dem japanischen Yokohama liegt, waren 61 Erkrankungen mit dem Coronavirus festgestellt worden. Während die Infizierten im Krankenhaus behandelt werden, sollen 2.000 Reisende sowie 1.045 Crew-Mitglieder bis zum 19. Februar an Bord bleiben.
Die 20 China-Rückkehrenden in Berlin sind einer ersten Untersuchung zufolge nicht mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. "Wir sind erleichtert. Alle Testergebnisse auf das neuartige Coronavirus der Rückkehrerinnen und Rückkehrer in Berlin sind negativ", teilte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) mit. Die Deutschen und ihre Familienangehörigen hatten sich in der schwer vom Coronavirus betroffenen chinesischen Stadt Wuhan aufgehalten. Zwei Wochen sollen sie in Quarantäne bleiben.
Die 16 Erwachsenen und 4 Kinder waren am 09.02. mit einer Bundeswehrmaschine in Berlin-Tegel gelandet. Sie wurden auf dem Gelände der Kliniken des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Stadtteil Köpenick isoliert untergebracht. Es hieß nach der Landung, die Reisenden seien wohlauf. Die Rückkehrenden wohnen in einem DRK-Verwaltungsgebäude, strikt getrennt von der regulären Patientenversorgung. Auch das medizinische Team gehörte nicht zum Mitarbeiterstamm der Kliniken.
Ein erstes negatives Screening sei keine hundertprozentige Garantie, dass sich innerhalb von mehreren Tagen nicht trotzdem eine Infektion einstelle, hatte der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes, Christian Reuter, nach der Rückkehr erläutert. Deshalb sei der medizinisch empfohlene Weg, die Menschen 14 Tage zu isolieren und den Test auf das Virus alle vier Tage zu wiederholen. Dann sei sicher ausgeschlossen, dass nicht doch jemand infiziert sei. Reuter sprach von einer "reinen Vorsichtsmaßnahme".
"Die 14-tägige Quarantäne für die Dauer einer längstmöglichen Inkubationszeit unter Beobachtung ist eine Maßnahme, um die Betroffenen selbst und die Bevölkerung zu schützen", betonte Kalayci. Sollte es in den nächsten Tagen doch noch positive Testergebnisse geben, will die Senatsverwaltung für Gesundheit nach Angaben einer Sprecherin darüber informieren.
Es war die zweite Rückholaktion mit einem Bundeswehrflugzeug: Vor gut einer Woche waren rund 100 deutsche Stattasangehörige mit Familien in Frankfurt am Main angekommen. Auch diese Reisenden wurden unter Quarantäne gestellt - die meisten in einer Kaserne im pfälzischen Germersheim. Bei zwei Reisenden aus dieser Gruppe war das Virus festgestellt worden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) richtet am 11.02. und 12.02. einen Expertengipfel zum Coronavirus aus. Die WHO erhofft sich so einen schnellen und fundierten Austausch der bisherigen Erkenntnisse zu der mysteriösen Lungenkrankheit. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte, dass bei der Konferenz die Wissenschaft im Fokus stehen soll. Eine Politisierung der Veranstaltung lehnte er ab. "Lassen Sie uns auf diesen allgemeinen Feind der Menschheit konzentrieren", sagte Tedros.
Die weltweit führenden Fachleute wollen sich in den zwei Tagen unter anderem mit Therapien, der möglichen Quelle des Virus und seiner Übertragbarkeit befassen. Auch mögliche Impfungen sollen thematisiert werden.
Die WHO betonte in ihren täglichen Pressekonferenzen zum Virus zuletzt, dass rund 80 Prozent der Fälle einen milden Verlauf nähmen. Dennoch sei es gerade jetzt wichtig, das Virus energisch zu bekämpfen. "Wir sollten als ein Menschengeschlecht hart daran arbeiten, dieses Feuer zu bekämpfen, bevor es außer Kontrolle gerät", sagte Tedros.
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