Urogenitale Tuberkulose bleibt oft unerkannt

Die urogenitale Tuberkulose ist gar nicht so selten, doch wird sie sehr oft übersehen. Darüber hinaus maskieren UTI tatsächlich häufiger eine bestehende urogenitale Tuberkulose, wofür Ärztinnen und Ärzte weltweit wieder etwas mehr sensibilisiert werden sollten.

Viele ÄrztInnen therapieren auf UTI und denken dabei nicht an eine mögliche Tb.

Die urogenitale Tuberkulose ist gar nicht so selten, doch wird sie sehr oft übersehen und selbst in Regionen mit hoher Tb-Prävalenz als klassische UTI „mitbehandelt“. Darüber hinaus maskieren UTI tatsächlich häufiger eine bestehende urogenitale Tuberkulose, wofür Ärztinnen und Ärzte weltweit wieder etwas mehr sensibilisiert werden sollten.        

In einer aktuellen russischen, prospektiven Kohortenstudie machten 265 ÄrztInnen Angaben zu den klinischen Symptomen sowie zur Untersuchung auf eine urogenitale Tb. Darüber hinaus wurden die ÄrztInnen zu ihren bevorzugten Therapieregimen bei UTI befragt.

Interessanterweise gab es keinen einzigen Fall, der alle Fragen des Fragebogens richtig beantwortet hatte. Ganz im Gegenteil wusste lediglich jeder zweite Befragte, dass die Tb weltweit zu den Krankheiten gehört mit der höchsten Anzahl Todesfälle jedes Jahr. Weniger als ein Drittel der ÄrztInnen konnte zudem sicher eine Urinprobe für die Tb-Diagnostik entnehmen.

Sechzig Prozent der befragten UrologInnen waren mit der Aussage einverstanden, dass UTI häufig eine urogenitale Tuberkulose überdecken könnten. Für möglichst rasche Behandlungserfolge bei gleichzeitig bestehender UTI "übersahen" sie jedoch gern eine mögliche Tb. Beispielsweise bei akuter nicht-komplizierter Zystitis verschrieben 29,7% der ÄrztInnen Nitrofurane, Fluoroquinolone (26,6%) sowie etwas weniger häufig Fosfomycin (17,1%) und Cephalosporine (12,7%).

Die urogenitale Tb ist darüber hinaus sehr leicht zu übersehen, insbesondere im wenig auffälligen Frühstadium der Erkrankung. In einer offenen prospektiven Kohortenstudie mit 84 Patienten, die seit mindestens drei Jahren unter einer chronischen Prostatitis litten, nahmen sich die ForscherInnen daher der Frage an, mit welchen diagnostischen Mitteln eine urogenitale Tb am besten und möglichst frühzeitig nachweisbar wäre. Damit ließe sich zeitgleich bestimmen, welches diagnostische Kriterium für eine urogenitale Tb zielführend ist.

Im Ergebnis dieser Arbeit testeten 53,6% der Patienten positiv auf eine urogenitale Tb. Demnach hatten von den 84 untersuchten Männern zuvor nur 46,4% überhaupt die richtige Diagnose „chronische bakterielle Prostatitis“ erhalten. Die mikrobiologische Laboruntersuchung bestätigte in jedem dritten Fall eine Tb. Die radiologische Messung der Prostata führte hingegen nur in 24,4% der Fälle zur Tb-Diagnose. Bei genauerem Hinsehen fanden sich bei 7,7% der Männer anschließend noch weitere aktive Tb-Herde in anderen Organen. Interessant ist zudem, dass 94% der Patienten in dieser Studie positiv auf multi-resistente Uropathogene testeten, sowohl im Prostatasekret als auch im Ejakulat.

Dies legt nahe, dass Symptome einer chronischen bakteriellen Prostatitis zum einen auf multi-resistente Uropathogene, aber ebenso auf eine verdeckte urogenitale Tb, hinweisen könnten.   

Quelle:

P92 Kulchavenya E et al., Microbiology, histology or radiology – what is better for early diagnosis of prostate tuberculosis?, EAU 2019, Barcelona

P98 Kulchavenya E & Shevchenko S, Is index of suspicion on urogenital tuberculosis high?, EAU 2019, Barcelona