Demografie und Überalterung lassen den urologischen Versorgungsbedarf wachsen. Andererseits droht auch in dieser Disziplin Ärztemangel. Die Mediziner sehen sich herausgefordert - und die Politik.
Deutschlands Urologen sind angesichts der älter werdenden Bevölkerung immer stärker gefordert. Das Fach decke die gesamte Altersspanne ab, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), Tilman Kälble, bei der Jahrestagung am Donnerstag in Dresden. Angesichts der demografiebedingt wachsenden Bedeutung des Faches brauche es mehr Unterstützung von der Politik und anderen Akteuren im Gesundheitswesen. So seien etwa mittlerweile mehr als 40 Prozent der über 80-Jährigen von Inkontinenz betroffen.
"Die Bevölkerungspyramide wird zur -urne", sagte Generalsekretär Maurice Stephan Michel. Damit verbunden sei eine starke Zunahme betagter und hochbetagter Menschen, was sich zum großen Teil auch bei den Urologen bemerkbar mache. "Der Versorgungsbedarf wird in den nächsten 20 bis 25 Jahren um 20 Prozent wachsen." Die DGU wolle nun die Weichen für die Zukunft stellen, um drohende Versorgungslücken zu vermeiden. Handlungsbedarf sehen sie und der Urologen-Berufsverband vor allem bei Leistungsvergütung, Synergien zwischen Klinik und Praxen sowie der Nachwuchsgewinnung.
Laut Michel werden zwei Drittel der niedergelassenen Urologen in den nächsten 15 Jahren aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden. Da der potenzielle Nachwuchs in den Kliniken sehr schwach ausgeprägt sei, drohe die urologische Unterversorgung der über 65-Jährigen, die bereits ein Viertel der Bevölkerung ausmachten. "Wir müssen die Weichen für die Zukunft stellen, damit keine Lücke in der Versorgung entsteht." Die Ausbildung junger Ärzte müsse besser honoriert und sich die zeitintensive Betreuung älterer Patienten in der Vergütung niederschlagen.
Der Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen, Axel Schroeder, verlangte mit Blick auf die künftige Bundesregierung das Ende der Budgetierung. Fachärzte machten immer mehr Grundversorgung, weil Hausärzte fehlten oder das nicht leisten könnten, begründete er. Zudem plädierte er für mehr Selbstverwaltung, den Erhalt der freien Arztwahl und gegen eine Bürgerversicherung. "Das hilft uns in der Versorgung nicht weiter."