Herbst und Winter sind typische Jahreszeiten für eine Grippe – und die beginnt mit ähnlichen Symptomen wie Ebola. Daher wird sich nun in Deutschland öfters mal ein Verdachtsfall ergeben, meinen Fachleute. Sie raten aber weiterhin zu Gelassenheit.
Die beginnende Grippesaison und aus Westafrika heimkehrende Helfer werden nach Ansicht von Experten die Zahl der Ebola-Verdachtsfälle in Deutschland steigen lassen. Eine Ausbreitung des gefährlichen Virus hierzulande sei aber nach wie vor sehr unwahrscheinlich, sagte der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger, am Montag in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Menschen, die tatsächlich mit dem gefährlichen Virus infiziert sind, dürften Einzelfälle bleiben.
Eine Ausbreitung in Deutschland sei praktisch ausgeschlossen, sagte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts. Ebola sei nicht über die Luft übertragbar, außerdem seien Patienten während der vergleichsweise langen Inkubationszeit nicht ansteckend. «Das sind alles Faktoren, die eine Eingrenzung möglich machen.» Wichtig sei, Kontaktpersonen zu ermitteln und diese dann zu untersuchen.
Das Bundesamt hatte Vertreter von Kommunen, Rettungsdiensten und Verbänden zu einem «Sonderforum Gesundheitlicher Bevölkerungsschutz» nach Bad Neuenahr-Ahrweiler geladen. Themen waren unter anderem das Risiko einer Einschleppung von Ebola nach Deutschland und wie man mit Verdachtsfällen hierzulande umgehen sollte.
Schaade betonte, in den vergangenen Monaten hätten lediglich drei Ebola-Infizierte das westafrikanische Krisengebiet mit Flugzeugen verlassen – in zwei Fällen Richtung USA, in einem Fall nach Nigeria. «Das ist auf die Zeit betrachtet sehr wenig.» Ein solches Ereignis werde weiterhin ein sehr seltenes sein. Helfern, die nach einem Einsatz in Westafrika nach Deutschland zurückkämen, sollte insofern nicht mit «irrationalen Ängsten» begegnet werden.
In Westafrika werde indes dringend Hilfe benötigt. «Das normale Gesundheitswesen liegt dort praktisch am Boden», sagte Schaade. Die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus der vergangenen Woche zeigten, dass sich die Infizierten-Zahlen in den dortigen Ausbruchsgebieten stabilisierten. Das sei ein Hoffnungsschimmer, aber es dürfe noch längst keine Entwarnung gegeben werden.
Der Sprecher der Kompetenz- und Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen (STAKOB) des Robert-Koch-Instituts, René Gottschalk, betonte, in Deutschland gebe es sieben Sonderisolierstationen. «Deutschland ist gut aufgestellt.» Bei den bisher drei dort behandelten Patienten habe alles funktioniert. Er unterstrich, dass zur Übertragung des Virus direkter Kontakt mit einem Kranken nötig sei. Ansonsten stelle ein Infizierter etwa für andere Menschen in einer Notfallaufnahme keine Gefahr dar.
Gottschalk sprach von Fortschritten bei Impfstoffen. Zwei seien in der engeren Auswahl. Er hoffe, dass nach einem beschleunigten Genehmigungsverfahren Ende des ersten Quartals 2015 Helfer und die betroffene Bevölkerung in Afrika flächendeckend geimpft werden könnten.
Text und Foto: dpa /fw