Wie die Bevölkerung in Sachsen-Anhalt altert auch die Ärzteschaft. Weil Nachwuchs fehlt, arbeiten Hunderte Mediziner noch über das gesetzliche Ruhestandsalter hinaus.
Hunderte praktizierende Ärzte in Sachsen-Anhalt sind älter als 65 Jahre und arbeiten somit auch noch im Ruhestandsalter weiter. Bei den berufstätigen Hausärzten gehörten derzeit fast 160 zu dieser Altersklasse, bei den Fachärzten 235, teilte die Ärztekammer Sachsen-Anhalt am Mittwoch in Magdeburg. Insgesamt gebe es knapp 12.600 Ärzte im Land. Der Anteil der über 60-Jährigen mache 34 Prozent (4249) aus. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Burkhard John, sagte: "Heutzutage sind wir schon froh, wenn ein Arzt, der schon ein bisschen älter ist, durchaus auch noch weiterarbeitet. Sonst hätten Sie in manchen Bereichen gar keine Versorgung mehr."
Seit Jahren weist die KV auf die Altersentwicklung bei den Ärzten hin und auf den anstehenden Medizinermangel. "Wir haben eine ganze Zeit eigentlich immer nur die Alarmflagge gehisst, jetzt fängt es an zu brennen in manchen Bereichen", sagte John. Vielfach gebe es erhebliche Probleme, Stellen nachzubesetzen, wenn Ärzte in den Ruhestand gingen. Betroffen sei aber nicht nur der hausärztliche Bereich, auch Hautärzte und Augenärzte würden gesucht.
Die Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Simone Heinemann-Meerz, sagte: "Es will keiner aufs Land. Ich muss ehrlich sagen, ich würde da auch nicht hinwollen. Warum? Ich habe in der Stadt alles was ich brauche." Man könne jungen Ärzten da keinen Vorwurf machen. Stattdessen sollten die Standorte für die Ärzte und ihre Familien attraktiver gemacht werden, das sei allerdings schwer. Es müsse auch über neue Modelle nachgedacht werden wie Busse, die Patienten einsammelten und zum Routinetermin zum Augenarzt führen.
Ausländische Ärzte lösten die Probleme nicht grundlegend, sagte Heinemann-Meerz. Zum einen gebe es sprachliche Hürden und oft eine geringe Akzeptanz von der Seite der Patienten. Aber auch die Gleichwertigkeit der Abschlüsse sei schwierig einzuschätzen. Es sei oft unklar, welche Ausbildung genau Ärzte aus dem arabischen oder asiatischen Raum hätten.
Heinemann-Meerz plädierte dafür, dass ausländische Ärzte das deutsche Staatsexamen absolvieren müssen, wenn sie in Deutschland arbeiten wollten. Einen solchen Vorschlag hatte zuvor die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen gemacht. In Sachsen-Anhalt arbeiten laut Ärztekammer derzeit rund 1200 ausländische Mediziner.
Die Zahl der Ärzte im Land ist den Angaben zufolge 2017 leicht gestiegen. Ende 2016 hatte es noch 12.360 gegeben, Ende 2017 rund 12.600. Berufstätig waren etwa 9280, ein Jahr zuvor noch rund 9170. Allerdings gibt es einen Trend hin zu mehr Teilzeitarbeit. 2017 arbeiteten laut Ärztekammer 1130 Mediziner in Teilzeit, 2013 seien es noch knapp 760