Wenn ein Kind an Diabetes Typ 1 leidet, ist die ganze Familie gefordert. Zu den regelmäßigen Blutzuckermessungen und Insulininjektionen kommen häufige Arzttermine. Hier will die Telemedizin jetzt mit virtuellen Beratungen jetzt Abhilfe schaffen.
Eine virtuelle Diabetes-Ambulanz soll die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen verbessern und ihnen weite Wege ersparen. Durch die flexiblen virtuellen Beratungsgespräche würden die betroffenen Familien deutlich entlastet, sagte die Diabetologin und Projektleiterin, Simone von Sengbusch, am Dienstag.
"Das Modell ist beispielhaft für den sinnvollen Einsatz von Telemedizin. Ich bin froh, dass so etwas jetzt endlich auch bei uns möglich ist", sagte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). An dem bis 2019 befristeten Modellprojekt sind das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, das Städtische Krankenhaus Kiel und die AOK Nordwest beteiligt.
In Schleswig-Holstein leiden nach Angaben des UKSH rund 1200 Kinder und Jugendliche an Diabetes mellitus Typ 1, einer unheilbaren Stoffwechselstörung, bei der der Körper kein eigenes Insulin produziert. Bundesweit sind nach Schätzungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft rund 30 000 Patienten betroffen.
Bei der Virtuellen Diabetesambulanz übermitteln die Patienten zusätzlich zu den vierteljährlichen Terminen bei ihrem behandelnden Arzt monatlich ihre Blutzuckerwerte an die Experten der Diabetesambulanzen des Universitätsklinikums (UKSH) in Kiel oder Lübeck. Das geschieht vom heimischen Computer aus per Webcam und Telefon, auch abends oder am Wochenende. "Das gibt den Familien zusätzliche Sicherheit und erspart ihnen weite Wege, denn kinderdiabetologische Zentren gibt es nur am Universitätsklinikum in Kiel und Lübeck", sagte von Sengbusch.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft begrüßte das Projekt ausdrücklich. "Diese virtuelle Ambulanz ist zukunftsweisend", sagte der Leiter des Kinder- und Jugendkrankenhauses Auf der Bult in Hannover, Thomas Danne. "Die meisten Diabeteszentren sind an Universitäten angesiedelt, das bedeutet für die Familien weite Wege zu den regelmäßigen Beratungsterminen. Die sind aber notwendig, auch weil die Diabetestechnologie immer aufwendiger und komplizierter wird", sagte Danne. "Die Diabetesbehandlung erfordert von Eltern und Kindern eine hohe Motivation. Es wird interessant sein, herauszufinden, ob die durch den virtuellen Kontakt gestärkt werden kann", sagte er.
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