Nach einem Monat werden die Corona-Beschränkungen gelockert - ganz vorsichtig. Am 20.04. machen viele Geschäfte wieder auf. Die ersten Schülerinnen und Schüler kehren in die Schule zurück. Klar ist aber: Die Gefahr ist lange nicht vorbei.
Trotz ungewisser Aussichten beginnt Deutschland in der Corona-Krise mit der vorsichtigen Rückkehr zur Normalität. Erstmals wird eine ganze Reihe von Einschränkungen gelockert. Nach einem Monat Zwangspause dürfen Geschäfte unter einer Fläche von 800 Quadratmetern wieder aufmachen. Die Details hängen von Branche und Bundesland ab. In den ersten Ländern geht am Montag und in den Tagen danach für die Abschlussklassen die Schule wieder los. Die strikten Kontakt- und Abstandsregeln gelten jedoch weiter.
Im internationalen Vergleich steht Deutschland besser da als viele andere Länder. Bis zum Nachmittag des 19.04. wurden bundesweit 141.900 Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 registriert. Mindestens 4.400 Menschen starben daran. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) haben etwa 88.000 Erkrankte die Infektion überstanden. Die tatsächlichen Zahlen liegen nach Meinung von Fachleuten um einiges höher - so wie anderswo auch.
Der Kampf gegen das neuartige Coronavirus bestimmt immer noch das Leben in praktisch allen Regionen der Welt. Kontaktverbote sind in vielen Ländern die Regel. Die Sorge, dass sich alles noch monatelang hinzieht, ist groß. Wahrscheinlich fällt in diesem Jahr vielerorts der Sommerurlaub aus. US-Präsident Donald Trump machte abermals China dafür verantwortlich, dass sich das Virus rund um die Welt verbreitet hat. Den Vorwurf, dass es aus einem Labor in der Stadt Wuhan kommt, wiesen die dortigen Behörden vehement zurück.
Nach dem jüngsten Beschluss von Bund und Ländern dürfen kleine und mittelgroße Geschäfte wieder öffnen. Autohäuser, Fahrradhändler und Buchhandlungen dürfen sogar alle wieder aufmachen. Allerdings muss sich die Kundschaft in manchen Bundesländern länger gedulden als anderswo - abhängig davon, wie streng die Landesregierung ist. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mahnte: "Wir dürfen nicht durcheinanderlaufen wie ein Hühnerhaufen." Trotzdem gibt es kein einheitliches Bild.
Die ersten Abschlussklassen kehren in Sachsen für die Prüfungsvorbereitung an die Schule zurück. In Berlin und Brandenburg beginnen die Abiturprüfungen - allerdings sind sie nicht die ersten Länder: Hessen und Rheinland-Pfalz hatten ihre Abiprüfungen trotz der strikten Kontaktbeschränkungen durchgezogen. In den anderen Ländern geschieht dies erst später.
Am 20.04. berät erstmals eine Arbeitsgruppe darüber, wie eine schrittweise Wiederöffnung der Kitas aussehen kann. Viele Eltern arbeiten derzeit nicht nur zuhause, sondern müssen sich dort auch noch um die Kinder kümmern.
Zudem wächst in vielen Familien die Sorge, dass der Sommerurlaub ausfallen könnte. Offen ist auch, ob und wie dieses Jahr die Freibäder öffnen. An den Stränden und Badeseen dürfte es gezwungenermaßen ebenfalls viel ruhiger zugehen als früher. Klar ist, dass die Krise das Leben noch viele Monate bestimmen wird. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) sagte: "Was wir jetzt brauchen, ist für lange Zeit eine neue Normalität."
Inzwischen sind auch in Deutschland mehr und mehr Leute zu sehen, die Schutzmasken tragen. In Sachsen ist dies ab 20.04. in Geschäften, Bussen und Bahnen sogar Pflicht. In Städten wie Wolfsburg oder Jena gilt dies bereits. Die Bundesregierung belässt es bislang bei der "dringenden Empfehlung", beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr Maske zu tragen. Ende des Monats wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder neu beraten. Bislang gelten die strengen Kontakt- und Abstandsregeln bis 3. Mai.
Spitzenverbände der Wirtschaft forderten am Wochenende einen klaren Fahrplan für weitere Lockerungen. Vor allem für Branchen wie Hotels, Gaststätten und Tourismus fehle eine Perspektive. Die Industrie gibt sich zuversichtlich, dass die nötigen Schutzmaßnahmen etwa bei der Arbeitskleidung oder Gesichtsmasken umgesetzt werden können. In der Autoindustrie beginnen die ersten Werke wieder mit der Arbeit.
US-Präsident Trump machte erneut China für die weltweite Pandemie verantwortlich. Das Virus hätte in der Volksrepublik "gestoppt" werden können, sagte Trump am Abend des 18.04. im Weißen Haus. "Das ist nicht geschehen, und die ganze Welt leidet deswegen." Mehrere US-Medien berichteten unter Berufung auf die amerikanischen Geheimdienste, dass das Virus aus einem Forschungslabor der Millionenstadt Wuhan stammen könnte. Bislang wird vermutet, dass die Pandemie dort Ende vergangenen Jahres auf einem Markt ihren Anfang nahm.
Der Chef des Labors, Yuan Zhiming, sagte im chinesischen Staatsfernsehen: "Das Virus ist auf keinen Fall von uns gekommen. Wir wissen genau, welche Virus-Forschung in dem Institut vorgeht und wie mit Viren und Proben umgegangen wird." Niemand in seinem Labor habe sich infiziert. Australien schlug eine unabhängige internationale Untersuchung vor.