Ein Schlückchen Sekt hier, ein Glas Wein da. Jede fünfte Frau in Deutschland trinkt dem Robert-Koch-Institut zufolge während der Schwangerschaft Alkohol und gefährdet damit das ungeborene Baby. Nach Schätzungen werden bundesweit jährlich 10 000 Babys mit alkoholbedingten Schädigungen (FASD) geboren, davon mehr als 2.000 Jungen und Mädchen mit der vollen Ausprägung des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS), einer schwerwiegenden Behinderung.
Politiker von CDU und SPD plädieren deshalb für Warnhinweise speziell für Schwangere auf Bier und Spirituosen. Dies ist schon lange eine Forderung des Vereins FASD Deutschland, einem Zusammenschluss mehrheitlich von betroffenen Pflege- und Adoptiveltern. Der Warnhinweis müsste mindestens das halbe Etikett von Alkoholika bedecken, sagt die Vorsitzende von FASD Deutschland, Gisela Michalowski. “Die Aufklärung reicht bei weitem nicht aus.”
Kinder mit alkoholbedingten Schädigungen bringen ihre Eltern, Erzieher und Lehrer regelmäßig an deren Grenzen. Sie laufen weg, zündeln, haben Wutanfälle und halten Regeln nicht ein. Andrea Benjamins betreut im Sozialpädiatrischen Zentrum Hannover kleine Patienten, die im Bauch ihrer Mütter einen Vollrausch erleben mussten. Die Kinderärztin sagt: “Viele denken, ein Glas schadet nichts. Aber jedes Glas schädigt. Die Frauen, die schwer kranke Kinder bekommen, müssen nicht täglich getrunken haben. Partymachen am Wochenende reicht schon.”
Text: mit dpa
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