Nach einer HIV-Infektion produziert das Immunsystem spezifische Antikörper, die den Virus jahrelang bekämpfen können. Doch manche Individuen schaffen es, den Virus effizienter und länger zu bekämpfen. Woran liegt das? Eine neue Studie durchleuchtet potentielle Gründe.
Das HI-Virus ist ein behülltes Virus, das zur Familie der Retroviren und zur Gattung der Lentiviren gehört. Eine unbehandelte HIV-Infektion führt nach einer unterschiedlich langen, meist mehrjährigen symptomfreien Latenzphase, in der Regel zu AIDS (erworbenes Immundefizienzsyndrom).
Die Verbreitung von HIV hat sich seit Anfang der 1980er Jahre zu einer Pandemie entwickelt, die nach Schätzungen der Organisation UNAIDS bisher etwa 39 Millionen Leben kostete. Ende 2014 waren geschätzt 36,9 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert, wobei die Prävalenz beider Geschlechter in etwa gleich ist. Im Jahr 2014 starben ungefähr 1,2 Millionen Menschen weltweit an den Folgen ihrer HIV-Infektion. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt seit 1997 stetig und lag 2014 bei zwei Millionen Menschen. Auch die Zahl der AIDS-Toten ist seit dem Jahr 2005 rückläufig. In Deutschland leben gemäß Schätzungen des Robert-Koch-Instituts etwa 83.400 Menschen mit HIV, davon ca. 15.100 Frauen.
Die Therapiemöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren um einiges verbessert, nun erreichen HIV-Patienten infolge einer Therapie-Compliance (Mitarbeit des Patienten/ Einhaltung von Regeln im Rahmen der Therapie) die durchschnittliche Lebenserwartung. Es gibt jedoch bisher weder einen kurativen Ansatz noch eine Impfung gegen den Virus. Ein wichtiger Grund ist die hohe Mutationsrate: Das Immunsystem schafft es, den Virus zu bekämpfen, aber nicht komplett abzutöten. Nach mehreren Jahren ist das Immunsystem erschöpft und dadurch wird der Körper von den sogenannten opportunistischen Infektionen befallen.
Eine Studie zeigte, dass monoklonale Antikörper Affen vor einer HIV-Infektion schützen können.
Erstaunlicherweise gibt es immer wieder HIV-infizierte Menschen, bei denen der Virus inaktiv bleibt. Bei dieser Kohorte wurden breitneutralisierende Anti-HIV-Antikörper (bnAB) festgestellt. Es herrscht das Meinungsbild, dass nur durch Aktivierung dieser Antikörper ein erfolgreicher Impfstoff erfunden werden kann.
Ein Forscherteam aus der Duke University in den USA hat die Blutwerte von 102 HIV-positiven Menschen analysiert: Eine Hälfte hatte erhöhte bnAB-Werte und die andere Hälfte verbuchte nur niedrige oder keine bnAB-Werte.
In der Studie kristallisierten sich interessante Beobachtungen heraus: Ein hoher bnAB-Wert korreliert mit erhöhter Viruslast, einer niedrigen Anzahl von CD4-T-Zellen und einer erhöhten Anzahl von follikulären T-Helferzellen. Darüber hinaus scheint die Produktion von bnAB durch die Kooperation zwei B-Zelllinien angeregt zu werden.
Diese neue Erkenntnis soll Forscher dazu motivieren, die Produktionsmechanismen der bnAB genauer zu durchleuchten und dadurch eventuell neue Strategien zu entwickeln, um einen Impfstoff herzustellen.