Schafft es die Welt, zur Entwicklung eines Corona-Impfstoffs an einem Strang zu ziehen? Die EU-Kommission will die wichtigsten Akteure zusammenbringen und so schnell wie möglich zum Erfolg kommen. Einer allerdings lässt sich bitten.
Im Kampf gegen das Coronavirus will eine weltweite Allianz am 04.05. mindestens 7,5 Milliarden Euro Anschubfinanzierung für Impfstoffe, Arzneien und Tests sammeln. Ziel ist, die Gegenmittel schnellstmöglich auf den Markt zu bringen und dann preiswert weltweit zugänglich zu machen. Bei einer von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen organisierten Online-Konferenz soll auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sprechen.
Merkel hat bereits einen "deutlichen finanziellen Beitrag" aus Deutschland zugesagt. Dabei geht es um einen dreistelligen Millionenbetrag. Nur mit gemeinsamem Handeln lasse sich die Pandemie überwinden, sagte die Kanzlerin am Wochenende.
Die Global Response soll die Kräfte im weltweiten Wettlauf um Mittel gegen die Pandemie bündeln und sicherstellen, dass auch ärmere Länder davon profitieren. Beteiligt sind nicht nur die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation WHO, sondern auch private Partner wie die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, die Koalition für Innovationen zur Vorsorge gegen Epidemien Cepi und die Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierungen Gavi. Saudi-Arabien ist als Vorsitzland der G-20-Gruppe dabei.
Die USA sind hingegen vorerst nicht vertreten. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt eine eigenes Programm gestartet, um einen Impfstoff in "Warp-Geschwindigkeit" zu entwickeln und AmerikanerInnen bis zum Jahresende Hunderte Millionen Dosen zur Verfügung zu stellen.
Weltweit wird derzeit nach Angaben der EU-Kommission an mehr als 70 möglichen Impfstoffen geforscht. Mindestens drei werden inzwischen klinisch getestet. Viele Forschende gehen davon aus, dass ein Impfstoff wegen langwieriger Studien und Zulassungsverfahren erst nächstes Jahr verfügbar sein wird. Einige WissenschaftlerInnen wecken Hoffnung auf ein früheres Datum. In jedem Fall sehen es Fachleute als Herausforderung, einen Impfstoff dann rasch in riesigen Mengen für die Weltbevölkerung zu produzieren. Die Geberkonferenz soll allein für Impfstoffe mindestens vier Milliarden Euro bringen. Geht es erst in die Produktionsphase, werde ein Vielfaches nötig, sagen EU-BeamtInnen.
Auf der Suche nach einer Therapie für Covid-19 haben sich nach offiziellen Angaben mehr als 40 Entwickler bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA gemeldet. Der Pharmaverband IFPMA spricht sogar von 140 Wirkstoffen in Tests. Darunter seien 77 Medikamente, die für andere Krankheiten entwickelt wurden, 68 seien neu. Auch hier sind Studien normalerweise langwierig. Hoffnung weckten zuletzt vorläufige Ergebnisse zum Ebola-Medikament Remdesivir. Die Herausforderung ist dieselbe wie beim Impfstoff: Sobald eine Therapie gefunden ist, müsste sie im großen Maßstab produziert werden. Die Geberkonferenz soll dafür zwei Milliarden Euro sammeln.
Breit angelegte Testreihen gelten als Schlüssel dafür, Kontaktbeschränkungen in der Pandemie zu lockern. Genutzt werden zwei unterschiedliche Kategorien: Tests zum Nachweis einer aktiven Infektion - diese sollen durch weitere Forschung schnell, sicher und handhabbarer werden; und solche zum Nachweis von Antikörpern nach überstandener Erkrankung - hier geht es um Verlässlichkeit und die Produktion im großen Maßstab. Die Geberkonferenz soll hierfür 1,5 Milliarden Euro erbringen.
Bei der Konferenz soll das Geld von Regierungen und Organisationen zugesagt und bei der EU-Kommission verbucht werden. Die Mittel werden dann über die beteiligten internationalen Partner in den drei Kategorien an die Forschenden verteilt. Dafür müssen die Empfänger offenen Zugang zu Ergebnissen versprechen und sich auf das Ziel verpflichten, die neuen Mittel für alle zu erschwinglichen Preisen zugänglich zu machen. Auf die Gesamtsumme von 7,5 Milliarden Euro sollen auch Mittel angerechnet werden, die die Regierungen seit dem 30. Januar bereits national für dieselben Zwecke zugesagt haben.