Besteht bei Kindern, die in den ersten drei Lebensmonaten nur Muttermilch erhalten, ein geringeres Risiko für Asthma und Allergien als bei solchen, die zusätzliche Babynahrung erhalten? Das legen zumindest die Studienergebnisse einer US-amerikanischen Forscherin nahe.
Stillen wird als der beste Weg betrachtet, ein neugeborenes Kind zu ernähren und diesem einen gesunden Start ins Leben zu bereiten. Eine globale Umfrage von 2017 zeigt, dass immerhin 9 von 10 Frauen (90,4%) dieser Aussage zustimmen. Stellen die Werte auch einen deutlichen Einbruch zur Zustimmung im Jahr 2015 dar (96,1%), herrscht bei dieser Frage noch immer ein hoher Konsens.1
Was die optimale Stilldauer angeht, bewegen sich die Meinungen allerdings weit auseinander. Zwar empfiehlt die WHO, Säuglinge in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen2 und eine Fortführung des Stillens unter Beikost über den 24. Lebensmonat hinaus, vollständige Zustimmung findet diese Einstufung allerdings in der Öffentlichkeit nicht. Von den befragten Frauen in Deutschland beispielsweise empfanden 8 Prozent weniger als drei Monate Stillzeit als optimalen Zeitraum, 38,6 Prozent drei bis sechs Monate und 36,2 Prozent sechs bis zwölf Monate. Lediglich 10,8 Prozent der befragten deutschen Frauen empfanden eine Stilldauer über den 12. Lebensmonat hinaus als optimal, mit der WHO-Empfehlung von über 24 Monaten stimmten nur knapp zwei Prozent überein.1
Die Studienergebnisse3 einer amerikanischen Forscherin legen nahe, dass aus pneumologischer und allergologischer Sicht Kinder von einer reinen Stillzeit von drei Monaten gegenüber solchen, die zusätzliche Nahrung erhalten haben, deutlich profitieren können: Die Resultate ließen erkennen, dass Kinder, die während der ersten drei Lebensmonate lediglich Muttermilch erhielten, im Alter von 6 Jahren ein um 23 Prozent geringeres Risiko für Atemwegsallergien und ein bis zu 34 Prozent geringeres Risiko für Asthma aufwiesen.
Für ihre Untersuchungen griff die Forscherin Dr. Galya Bigman auf die Daten von 1.177 Mutter-Kind-Paaren aus der Infant Feeding Practices Study II von 2005 bis 2007 und der 6 Jahre später durchgeführten Folgestudie zurück. Die Mütter berichteten über ihre monatlichen Stillgewohnheiten während des ersten Lebensjahres und über Asthma sowie Allergien ihrer Kinder im Alter von 6 Jahren.
Die Auswertung ergab, dass ein Drittel der Kinder (32,9 Prozent) während der ersten drei Lebensmonate lediglich durch Muttermilch ernährt wurden. Aus der Gesamtkohorte wiesen im Alter von 6 Jahren 20,8 Prozent der Kinder eine diagnostizierte Atemwegsallergie und 11,3 Prozent Asthma auf. Im Rahmen der Analyse konnte Dr. Bigman erkennen, dass durch reines Stillen innerhalb der ersten drei Lebensmonate das relative Risiko für Atemwegsallergien bei 0,77 und für Asthma bei 0,66 lag. Letzteres Resultat war allerdings nur zutreffend, wenn keine familiäre Asthma-Vorgeschichte vorlag.
Dr. Bigman kommentiert die Ergebnisse gegenüber dem Online-Nachrichtenportal "EurekAlert!": "Durch reines Stillen während der ersten drei Monate des Lebens könnten in einigen Fällen Asthma oder Atemwegsallergien verhindert werden. Die Studienergebnisse weisen klar auf, dass Muttermilch nützlich sein kann, um bei Kindern das Risiko für Atemwegserkrankungen zu verringern."4
Quellen:
1. https://lansinoh.de/lansinoh-stillstudie-2017/ 2. https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/GesundeErnaehrung/SchwangerschaftBaby/_Texte/Stillen.html 3. Bigman, G. Exclusive breastfeeding for the first 3 months of life may reduce the risk of respiratory allergies and some asthma in children at the age of 6 years. Acta Paediatr. 2020; 00: 1– 7. https://doi.org/10.1111/apa.15162
4. https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/w-bar030320.php