Im vergangenen Jahr haben sich laut Robert Koch-Institut (RKI) weniger Menschen in Deutschland mit HIV angesteckt. Nach einer Schätzung liege die Zahl der Neuinfektionen bundesweit bei 2.400, das seien hundert Fälle weniger als im Jahr zuvor, teilte das RKI in Hinblick auf den Welt-Aids-Tag am 1. Dezember mit.
Der Trend kommt nach Institutsangaben aus der wichtigsten Betroffenengruppe: Bei homo- und bisexuellen Männern sei die Zahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen seit 2012 um gut ein Viertel auf nun 1.600 zurückgegangen. Wahrscheinlich liege dies in erster Linie an gesteigerter Testbereitschaft und einer Ausweitung der Testangebote. Auch die Empfehlung, sofort mit einer Behandlung zu beginnen, habe offenbar zu dem Erfolg beigetragen.
Insgesamt geht das Institut von fast 88.000 HIV-Infizierten in Deutschland aus, schätzungsweise mehr als 10.000 von ihnen wissen aber noch nichts davon. Dadurch könne das Virus unbeabsichtigt weitergegeben werden. Auch die Sterblichkeit sei bei späten Diagnosen höher. 2018 starben nach RKI-Angaben in Deutschland schätzungsweise 440 Menschen an den Folgen einer HIV-Infektion, seit Beginn der Epidemie in den 1980er Jahren rund 29.000.
"Mit HIV kann man heute bei rechtzeitiger Diagnose leben wie alle anderen Menschen", erklärte die Deutsche Aidshilfe. Die Organisation nimmt an, dass auch die HIV-Vorbeugung mit Medikamenten (PrEP) wahrscheinlich mit zum Rückgang der Neuinfektionen beigetragen hat. Diese sei seit Herbst 2017 zu erschwinglichen Preisen erhältlich, seit 1. September übernähmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. "Die PrEP muss nun noch bekannter gemacht werden." Das RKI hält hingegen noch weitere Analysen für nötig, um den Einfluss der PrEP zu beurteilen.