Ob Health Apps, elektronische Patientenakte oder digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) - praxisorientierte Digitalisierungsansätze finden sich bereits in vielen Bereichen der Medizin. Aber spielt die Digitalisierung auch in der medizinischen Ausbildung eine Rolle? Umfrageergebnisse auf zavamed.com aus verschiedenen Umfragen zeigen auf: Hier besteht noch viel Aufholbedarf.
Die Digitalisierung spielt (nicht erst seit der COVID-19-Pandemie) eine zunehmend größer werdende Rolle in verschiedenen Bereichen der Medizin. Zumindest aus der Patientenperspektive besteht ein hohes Interesse an digitaler medizinischer Versorgung. Laut einer Umfrage können sich 60% der PatientInnen beispielsweise vorstellen, digital mit ihren ÄrztInnen zu kommunizieren, darunter 56% via Videochat. Die Ärzteschaft in Deutschland scheint der Telemedizin hingegen gemischt gegenüberzustehen: So gaben zwar 73% der Klinik- und 44% der PraxisärztInnen, die bislang keine Online-Sprechstunden anbieten, an, es wäre vorstellbar, diese einzuführen. Auf der gegenseite gaben allerdings 16% der Klinik- und sogar 36% der PraxisärztInnen in der Umfrage an, die Einführung der Online-Sprechstunde sei für sie unvorstellbar.
Immerhin: Zum Einsatz digitaler Technologien gaben 77% der befragten medizinischen Fachleute und ÄrztInnen an, die elektronische Gesundheitsakte zu nutzen, 52% den Dienstplan und 44% nutzen Apps für ÄrztInnen. Zusätzlich gaben laut zavamed.com 41% der MedizinerInnen in der Primärversorgung an, seit COVID-19 in großem Umfang mit digitalen Ansätzen zu arbeiten.
Aber wie sieht es mit der Digitalisierung in der medizinischen Ausbildung aus? Eine Umfrage unter Medizinstudierenden zeigt auf: Hier müsste sich noch einiges tun. Laut den Befragten spielen digitale Ansätze in der aktuellen medizinischen Ausbildung eine eher untergeordnete Rolle. In den Vorlesungen tauchen digitale Aspekte eher als Randbemerkungen auf. Ganzheitliche Aufklärung? Fehlanzeige, wie die Befragten berichten. Aktuellen fakultären Reformprozessen zum Trotz halte weder der 2015 beschlossene Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog (NKLM) noch der Masterplan Medizinstudium 2020 die Aspekte der digitalen Transformation fest. Ebenso wenig hat die Digitalisierung bislang Eingang in ein formales Curriculum der ärztlichen Weiter- und Fortbildung gefunden.
An mangelndem Interesse gegenüber Digitalität in der humanmedizinischen Ausbildung scheint dies allerdings nicht zu liegen. Eine auf zavamed.com zitierte qualitative Untersuchung der Charité Berlin unter Medizinstudierenden weist auf: 8 von 10 Befragten stimmen stark zu und zwei Befragte stimmen zu, Digital Health sollte ein Teil des obligatorischen Curriculums an den medizinischen Fakultäten sein. Ebenso stimmen 8 Befragte stark zu und zwei Befragte stimmen zu, Digital Health sollte früh im Berufsleben gelehrt werden. Zum Thema Digitalisierung in der Medizin stimmten zudem 5 von 10 Befragten stark zu und die übrigen 5 Befragten zu, für AbsolventInnen der Humanmedizin seien Kompetenzen relevanter als reines Wissen.
Digitale Kompetenzen und Fortbildungen im Bereich der Medizin sind somit vor allem noch auf Eigeninteresse und die eigene Verantwortung von MedizinerInnen angewiesen. Diese können sich beispielsweise Wissen über Stipendienprogramme oder Webinare aneignen - allerdings besteht ein entsprechendes Interesse oder eine Sensibilisierung gegenüber der Digitalisierung in der Medizin nicht an jeder Stelle. Doch es existieren bereits Versuche von Seiten der Universitäten, Bildungslücken in der Digitalisierung der Medizin zu schließen. Das “Zauberwort” lautet: Curriculum 4.0. Die Ziele dieses Förderprogramms liegen darin, eine digitale Neuausrichtung und Weiterentwicklung von Studiengängen zu fördern und durch curriculare Reformprojekte neue Lösungsansätze zu identifizieren. Die digitale Weiterbildung der Medizinstudierenden steht dabei klar im Fokus. Unter anderem sollen folgende Aspekte im Curriculum 4.0 vermittelt werden:
Ein Problem am Curriculum 4.0: Das Modell existiert erst seit ein paar Jahren aktiv als Weiterbildungsmöglichkeit - und nur an einigen Universitäten. Es ist also nur der Platz für eine begrenzte Teilnehmerzahl gegeben. Somit bleibt nach wie vor noch viel Eigenverantwortung und Interesse an digitalen Angeboten in der Medizin an Studierenden und ÄrztInnen selbst hängen. Um die Chancen der Digitalisierung in vollem Umfang zu nutzen, besteht also auch die Notwendigkeit, einen adäquaten bildungspolitischen Rahmen, funktionale und akzeptierte Technologien, hochwertige Daten sowie eine angepasste Aus-, Fort- und Weiterbildung zu schaffen.
Quelle: Der Digitale Arzt – welche Rolle spielt Digitalisierung in der medizinischen Ausbildung? - zavamed.com; https://www.zavamed.com/de/digitalisierung-in-der-medizinischen-ausbildung.html