Drei Unternehmen in China haben bisher Impfstoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 entwickelt: Sinopharm, Sinovac Biotech und CanSino Biological. Zwei von ihnen haben kürzlich eine WHO-Notfallzulassung bekommen. Wie steht es um die Wirksamkeit der Vakzine?
Mit der Zulassung des Impfstoffs Vero der Firma Sinopharm durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist China Anfang Mai ganz offiziell in die weltweite Impfkampagne gegen das Coronavirus SARS-CoV2 eingestiegen. Mit der WHO-Notfallzulassung ist es UN-Organisationen nun über das Impfprogramm Covax möglich, den Impfstoff zu kaufen und an ärmere Länder zu verteilen. Bisher haben die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Astra-Zeneca, Janssen/Johnson & Johnson und Moderna eine solche Zulassung erhalten. Im Juni wurde auch Coronavac, der Impfstoff des Herstellers Sinovac Biotech, von der WHO als Impfstoff zum Schutz vor einer Covid19-Infektion mit einer Notfallzulassung ausgestattet. Auf die Zulassung der Impfstoffe in der EU hat die Zulassung der WHO allerdings keinen Einfluss, da dort die Impfstoffe selbst überprüft werden. Für den Impfstoff von Sinovac hat die EMA Anfang Mai ein beschleunigtes Zulassungsverfahren begonnen.
Mit einer Zulassung bescheinigt die WHO den Impfstoffen, dass höchste Standards bei Wirksamkeit und Herstellung eingehalten werden, was mithilfe der eingereichten Phase-II- und Phase-III-Studien überprüft wird. Die chinesischen Firmen selbst machen allerdings wenig Angaben zu ihren Impfstoffen und deren Wirksamkeit. Erst kürzlich hatte die New York Times berichtet, auf Anfrage an Sinopharm und Sinovac nicht einmal eine Antwort erhalten zu haben. Phase1- und Phase-2-Studien wurden bereits in Fachzeitschriften wie The Lancet veröffentlicht, zu den bisherigen Ergebnissen der Phase-3-Studien wurden wenige Informationen veröffentlicht.
Der Impfstoff Vero ist der erste in China zugelassene Impfstoff und wurde vom Hersteller Sinopharm zusammen mit dem Wuhan Institute of Biological Products und dem Wuhan Institute of Virology gegen das Coronavirus entwickelt. Es handelt sich um einen Totimpfstoff, der aus abgetöteten Coronaviren besteht. Totimpfstoffe werden bereits bei Impfungen gegen Tetanus, Kinderlähmung oder Keuchhusten verwendet. Wie die meisten Corona-Impfstoffe muss auch das Mittel von Sinopharm in zwei Dosen verabreicht werden, dann sind Menschen über 18 Jahre laut Angaben des Herstellers zu 79 Prozent wirksam vor einer Covid19-Infektion geschützt. Geprüft wurden die Hersteller-Angaben zum Impfstoff von einem unabhänigen Beraterstab, der die Wirksamkeit nach Überprüfungen bestätigt hat.
Die Pharma-Firma Sinovac hat den Impfstoff Coronavac entwickelt, bei dem es sich ebenfalls um einen Totimpfstoff handelt, der in zwei Impfdosen verabreicht werden muss. In Indonesien und China wird das Vakzin bereits verimpft. Die Ergebnisse aus den Phase 3-Studien zur Impfwirkung zeigen unterschiedliche Daten. In Brasilien machte sie nur 50 Prozent aus, rund 13.000 Menschen wurden geimpft. In der Türkei soll die Wirksamkeit bei 91 Prozent gelegen haben, allerdings wurden dort nur kleinere Testgruppen und nur Menschen zwischen 18 und 59 Jahren geimpft. Insgesamt gab es rund 51 Prozent weniger Infektionen nach einer Sinovac-Impfung, rund 84 Prozent weniger medizinische Behandlungen und schwere Erkrankungen und Todesfälle wurden laut Hersteller Sinovac sogar zu 100 Prozent verhindert.
Die Firma CanSino Biologics hat den Vektor-Impfstoff Convidecia (Ad5-nCoV) zusammen mit dem Bejing Institute of Biotechnology entwickelt. Wie beim Impfstoff von Johnson&Johnson wird nur eine Dosis benötigt. Daten zur Wirksamkeit hat der Hersteller bisher nicht veröffentlicht. In China wurde der Impfstoff seit Juni an Militärangehörige verabreicht, allerdings war da noch keine Phase-3-Studie abgeschlossen. Phase-3-Studien laufen derzeit in Pakistan, Russland, Mexico und Chile. Vorläufige Ergebnisse zeigen dort eine Wirksamkeit von 66 Prozent gegen symptomatische Erkrankungen und 91 Prozent gegen schwere Verläufe.
Auch wenn zum Beispiel die m-RNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna deutlich wirksamer vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen und damit auch vor einer Covid-19-Erkrankung, werden wohl vor allem die ärmeren Länder mit schwacher Infrastruktur auf die chinesischen Impfstoffe zurückgreifen. Sie sind einfacher zu lagern und auch zu transportieren, da dafür keine zweistelligen Temperaturen im Gefrierbereich benötigt werden. Die chinesischen Totimpfstoffe können in einem einfachen Kühlschrank aufbewahrt werden.
Quellen:
Impfstoffe aus China drängen auf weltweiten Einsatz, Ärzteblatt, Februar 2021
Sinovac verkündet Ergebnisse aus Phase-3-Studie, Ärzteblatt, Februar 2021
Corona-Impfstoffe: Die nächsten Kandidaten, Bayerischer Rundfunk, Juni 2021
Wie wirksam sind die Impfstoffe aus China? DW, Februar 2021
China Sinopharm's coronavirus vaccine taken by about a million people in emergency use. Reuters, November 2020.