Berlins Ambrosia-Hotspot Adlershof bekommt eine eigene Messstation für die gefährlichen Pollen. “Wir wollen herausfinden, wie groß die Belastung für die Menschen dort ist”, sagte der Meteorologe Thomas Dümmel (Freie Universität) vom Berliner Aktionsprogramm gegen Ambrosia der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem wollen die Wissenschaftler an Baustellen näher untersuchen, wie das Problem in den Griff zu bekommen ist. Wenn mit Samen belastete Erde bewegt wird, fördert das die Verbreitung der Pflanzen.
Adlershof gilt mit seinen Brach- und Grünflächen als das am stärksten mit Ambrosiapflanzen belastete Gebiet Berlins. Laut Dümmel wachsen hier jährlich Hunderttausende oder auch Millionen hochallergene Pflanzen. Die Pollenfalle soll voraussichtlich Anfang August auf dem Dach eines Hochschulgebäudes in Betrieb gehen.
Die Idee, die Messstation zu errichten, sei von der technischen Leitung der Humboldt-Universität gekommen. Diese sorge sich um die Gesundheit der Studenten und Mitarbeiter, sagte Dümmel. Die Hochschule hat in Adlershof einen Campus mit mehr als 6000 Studenten. Darüber hinaus gibt es in der Nähe des betroffenen Gebiets auch viele andere wissenschaftliche Einrichtungen und Unternehmen.
Die Pollenfalle stand ursprünglich auf dem Zeiss-Großplanetarium im Prenzlauer Berg, musste aber wegen der Sanierung abmontiert werden. Eine weitere Falle betreiben Dümmel und seine Kollegen in ihrem Institut in Steglitz.
“Es ist eine schöne Zusammenarbeit, die sich da anbahnt, um das Hauptproblem der Stadt in den Griff zu kriegen”, sagte der Wissenschaftler. Adlershof liegt in Treptow-Köpenick. Der Bezirk hat anders als andere Bezirke keine Ambrosia-Scouts, also Langzeitarbeitslose, die die Pflanzen systematisch suchen und vernichten.
Scouts gab es Dümmel zufolge 2015 nur noch in Reinickendorf, Tempelhof-Schöneberg und Friedrichshain-Kreuzberg. Letzterer sei der am besten durchsuchte und bereinigte Bezirk Berlins. In diesem Jahr sollen Scouts die Bezirke Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Reinickendorf durchsuchen.
Die Scouts kartieren ihre Funde in einem zentralen Internet-Register. Auch andere Bürger können im Ambrosia-Atlas Funde melden. “2015 wurde nur sehr wenig in Berlin gesucht und gemeldet. Es waren insgesamt 70 Fundorte mit insgesamt 525 000 Pflanzen”, berichtete Dümmel. Nach den beiden “Tiefpunktjahren” 2014 und 2015 hoffe er, dass nun wieder mehr gesucht werde.
Die Ambrosia-Pflanze (Beifußblättriges Traubenkraut) wurde vor mehr als 150 Jahren aus Nordamerika eingeschleppt. In Berlin treten die ein- und mehrjährige Ambrosia seit einigen Jahren verstärkt auf.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung informiert in einem Faltblatt über die Gefahren der Pflanze. Demnach reagieren ein Großteil der Bevölkerung und nahezu alle Allergiker sensibel auf die Pollen. Sie seien um ein Vielfaches aggressiver als Erlen-, Hasel-, Birken- oder Gräserpollen. Bereits zehn Pollen pro Kubikmeter Luft genügten, um bei Pollenallergikern Symptome wie Tränen, Augenjucken, Lichtempfindlichkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Heuschnupfen auszulösen.
In Berlin läuft seit 2009 ein Programm zur Bekämpfung von Ambrosia. Zu den Partnern zählen das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin, die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, verschiedene Beschäftigungsträger, Grünflächenämter in den Bezirken, der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem. Die Beteiligten informieren die Bevölkerung, kartieren und beseitigen Bestände und beobachten ehemalige Standorte.