Tödliche Infektionskrankheiten bedrohen Menschen in aller Welt. In vielen betroffenen Ländern fehlt es oft an nötigem Equipment, um Erreger zu identifizieren. Mobile Speziallabore können im Falle eines Ausbruchs schnell aufgebaut und betrieben werden.
Mikroskope, Zentrifugen, Handschuhkästen und Kühlboxen - das mobile Speziallabor ist mit allem ausgestattet, um tödliche Infektionskrankheiten sicher und schnell zu identifizieren. Im Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin besichtigt der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Christos Stylianides, am Montag mit Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) eines der drei "European Mobile Laboratories" (EMLabs), welches extra in einem Konferenzraum aufgebaut wurde.
Das Labor ist erst vor eineinhalb Wochen aus Uganda zurückgekehrt, wo Mitte November die Marburg-Virus-Erkrankung ausgebrochen war. Zuvor wurde es etwa zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika und nach einem Gelbfieber-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo eingesetzt.
Nun zeigen mehrere Wissenschaftler den Besuchern, wie mit dem Labor im Falle einer Epidemie Blutproben auf mögliche Erreger untersucht werden können. Das etwa dreißig Quadratmeter große Labor ist in mehrere Arbeitsbereiche unterteilt. Als Wände dienen dicke, durchsichtige Plastikplanen.
Im ersten Schritt desinfiziert eine Mitarbeiterin die mehrfach verpackten Proben in einer Chlorlösung. Erst danach werden sie in einem gläsernen Handschuhkasten, der vom Außenraum hermetisch abgeschlossen ist, entpackt und das Virus inaktiviert. "Bei der Untersuchung sind die ersten Schritte am kritischsten", sagt die Forscherin. Dort bestehe die Gefahr der Kontamination.
In Anschluss kann für die Diagnose die sehr aufwendige und mehrere Stunden dauernde Polymerase-Kettenreaktion-Methode (PCR) angewandt werden. Mithilfe der sogenannten Exom-Sequenzierung kann zudem das Genom des Virus identifiziert werden. Da etwa bei der gefährlichen Infektionskrankheit Ebola Verwandtschaftsverhältnisse zwischen einzelnen Viren bestehen, "können wir mit gewisser Wahrscheinlichkeit feststellen, wo das Virus herkommt", sagt Professor Stephan Günther, Leiter der Abteilung Virologie am Bernhard-Nocht-Institut.
Die EMLabs hat das Referat für Entwicklung und Zusammenarbeit der Europäischen Kommission 2011 ins Leben gerufen. Koordiniert werden die weltweiten Einsätze von Hamburg aus. Bislang wurden bereits 200 Wissenschaftler aus ganz Europa in je zweiwöchigen Trainings geschult. Das 600 bis 800 Kilogramm schwere Labor verfügt über das nötige Equipment, um etwa 50 Blutproben pro Tag auf Infektionserreger bis zur höchsten Risikogruppe untersuchen und identifizieren zu können.
"Dies ist ein großartiges Beispiel dafür, was erreicht werden kann, wenn man zusammenarbeitet", sagt EU-Kommissar Stylianides. Der Zahnmediziner zeigt sich überzeugt, dass die mobilen Labore helfen, Europa zu einem sichereren Ort zu machen. "Krankheiten machen nicht an Grenzen halt und können sich rasend schnell ausbreiten", erklärt Wissenschaftssenatorin Fegebank. "EMLabs‘ sind ein gutes Instrument, um frühzeitig bei gefährlichen Krankheitsausbrüchen vor Ort helfen zu können", fügt die Zweite Bürgermeisterin hinzu.