Eine bessere Qualität der Kliniken muss prioritäres Ziel der in Arbeit befindlichen Krankenhausreform sein. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Bundesverbandes Medizintechnologie teilt eine starke Mehrheit von 59,2 Prozent der Bevölkerung diese Auffassung. Nur nachgeordnet erscheint den Bürgern ein kurzer Weg zum nächstgelegenen Krankenhaus (26,4 Prozent). Erwartet wird von der Reform überdies eine bessere Verknüpfung der stationären Akutbehandlung mit der ambulanten Nachsorge (43,3 Prozent). An dritter Stelle in der Prioritätenliste der Bürger folgt der Einsatz moderner Technologien und Medizinprodukte (40,4 Prozent). Knapp ein Drittel wünscht sich eine bessere Digitalisierung der Arbeitsabläufe in den Kliniken. Den verstärkten Einsatz pflegeunterstützender Technologien halten 21,3 Prozent für wichtig. Im einigen Punkten zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ost und West: In den alten Bundesländern wünschen sich 43,3 Prozent einen verstärkten Einsatz moderner Technologien, in den neuen Ländern sind es nur 32,3 Prozent.
Der Medizinische Fakultätentag (MFT) hat auf seiner Jahrestagung die Bedeutung der Krankenhausreform für Versorgung, Forschung und Lehre betont. Ein Ziel der Reform müsse die Sicherung der Versorgungsqualität vor dem Hintergrund zunehmenden Fachkräftemangels sein. Dies sei nur möglich durch eine stärkere sektorenübergreifende Vernetzung der Versorgung, bei der die Universitätskliniken eine koordinierende Aufgabe übernehmen müssten. Bei den möglichen Auswirkungen der Reform auf die universitäre Lehre gelte es, eine Balance zwischen praxisnaher und theoretischer Ausbildung zu finden und die Qualität zu sichern.
Dabei müssten die Studierenden auf den Wandel des Gesundheitswesens besser vorbereitet werden; die medizinische Ausbildung müsse vor allem ärztliche Kompetenzen stärken. Dringend mahnte der MFT eine Entscheidung von Bund und Ländern über die Novellierung der Approbationsordnung und die Finanzierung der durch sie verursachten Mehrkosten an. Der Fakultätentag begrüßte die Feststellung des Bundesgesundheitsministeriums, dass eine Steigerung der Ausbildungsqualität automatisch zu Mehrkosten führen müssen und dass die Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloge Human- und Zahnmedizin mit der Reform verbindlich werden sollten. Nur bei einer gesicherten Finanzierung der Mehrkosten sei dies auch umsetzbar.
In der Forschung seien Kooperation und Wettbewerb gleichermaßen notwendig. Als Best-Practice-Beispiele nannte MFT-Präsident Professor Matthias Frosch die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekte „Netzwerk Universitätsmedizin“, die Medizin-Informatik-Initiative und die Nationalen Zentren für Tumorerkrankungen. Diese müssten für alle WissenschaftlerInnen offen sein. Die Finanzierung solcher Projekte bedürfe einer Verstetigung jenseits einer reinen, zeitlich begrenzten Projektförderung. Die Governance dürfe der Kreativität der WissenschaftlerInnen keine Grenzen setzen und müsse offen für neue Entwicklungen sein.
Die Charité, eines der größten Universitätskrankenhäuser Europas, erwartet in diesem Jahr ein Defizit von schätzungsweise 70 Millionen Euro; im vergangenen Jahr lag der Überschuss nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Professor Heyo Kroemer noch bei 1,3 Millionen Euro. Der Charité-Vorstand hat als Folge dieser Entwicklung einen Sparkurs eingeleitet mit dem Ziel, die Kosten um fünf Prozent zu senken. Dazu gehört, die Notwendigkeit von Einstelllungen strikter zu überprüfen. Dies bedeute aber keinen Einstellungsstopp, betonte Kroemer. In der Pflege, insbesondere bei Fachkräften, gebe es keine Einstellungsbeschränkungen. Insgesamt beschäftigt die Charité rund 21.000 Mitarbeiter.
Aufgrund struktureller Probleme, stark gestiegener Energiekosten und nicht vollständig überwälzbarer Tariflohnsteigerungen und Sonderzahlungen für Mitarbeiter geraten immer mehr Krankenhäuser in die Verlustzone. Über das Gefährdungspotenzial wird am ´kommenden Donnerstag die Präsentation des Krankenhaus-Ratingreports Auskunft geben, der jährlich vom Leibniz-Institut des Rheinisch-Westfälischen-Wirtschaftsforschungsinstituts erstellt wird.
Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses hat die Inhalte und die Finanzierung von 35 neuen Projekten zur Versorgungsforschung gebilligt, die damit an den Start gehen können. Ein Schwerpunkt dabei ist das noch relativ neue Themenfeld "Gesundheit im Klimawandel", das aufgrund steigender Mortalität bei zunehmenden außergewöhnlichen Hitzeperioden eine besondere Relevanz erlangt hat. Weitere Themenfelder sind die Digitalisierung und Vernetzung qualitätsgesicherten Leitlinienwissens sowie die Weiterentwicklung der Methodik von Leitlinien, die Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen, die Hilfsmittel benötigen, die Implementation von eHealth in der Patientenversorgung sowie Versorgungsforschung zum Nachsorge- und Entlass-Management.
Im Vorfeld der am Montag stattfindenden Anhörung des Bundestags-Gesundheitsausschusses haben Verbände der Ärzte, Apotheker, Hersteller und Krankenkassen ihre Kritik an dem geplanten Gesetz zum Umgang und zur Vermeidung von Arzneimittel-Lieferengpässen und daraus resultierenden Versorgungsproblemen artikuliert. So bemängelt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte die zu enge Fokussierung des Gesetzentwurfs ausschließlich auf Kinderarzneimittel und Antibiotika. Er bezweifelt, ob die vorgesehene Preiserhöhung von 50 Prozent ausreichend ist, in Deutschland und Europa eigene Herstellungskapazitäten aufzubauen. Auch die Herstellerverbände sprechen von einem ersten, aber zu zaghaften Schritt. Das strukturelle Defizit im System, das durch ruinöse Preissenkungsmechanismen gekennzeichnet sei, werde nicht systematisch angegangen. Der GKV-Spitzenverband weist darauf hin, dass das Gesetz Zusatzausgaben in dreistelliger Millionenhöhe verursachen werde, die Hoffnung auf eine Beseitigung der Lieferengpässe aber vage bleibe. Von Apothekerseite wird beispielhaft auf neue Rabattverträge der AOK verwiesen, als deren Folge auch Lieferengpässe bei Antidiabetia und Arzneimitteln zur Behandlung von Bluthochdruck, zum Beispiel Metformin, Amlodipin oder Candesartan entstanden sind.
Aktuell verzeichnet das BundesinstiTut für Arzneimittel und Medizinprodukte mit 490 Lieferengpässen einen Rekord bei den Versorgungsdefiziten. Lieferengpässe sind allerdings nicht automatisch mit Versorgungsproblemen verbunden, solange noch gleichwertige Versorgungsalternativen vorhanden sind.
Für den kommenden Mittwoch haben die Verbände der Apotheker zu einem bundesweiten Protesttag aufgerufen. Hintergrund ist das aus ihrer Sicht mangelnde Verständnis des Bundesgesundheitsministeriums für die Belange der Apothekerschaft und ihrer Leistung in der Arzneiversorgung, die seit langem nicht mehr angepassten Vergütungen (Handelsspannen) und die zusätzlichen enormen Belastungen als Folge von Lieferengpässen.
Das Bundesgesundheitsministerium verbreitete im Vorfeld des Protesttags ein "Faktenpapier", das allerdings im Wesentlichen auf die von den Apotheken erzielten Mehrumsätze, beispielsweise während der Corona-Pandemie oder durch zusätzliche Services wie Botendienste und pharmazeutische Dienstleistungen verweist. Hinter diesen Mehrumsätzen stehen allerdings auch Mehraufwendungen, so dass sie keine Auskunft über eine Verbesserung der Ertragslage geben können.