Ärztliche Versorgung: Private Krankenversicherung zahlt doppelt so viel

Die private Krankenversicherung zahlt niedergelassenen Ärzten doppelt so hohe Vergütungen wie die gesetzliche. Welche Auswirkungen hat das auf die ärztliche Versorgung?

Private Krankenversicherung zahlt Ärzten doppelte Vergütung

Trotz der seit Jahren ausstehenden Novellierung der GOÄ und seit rund zwei Jahrzehnten unveränderter Vergütungssätze zahlt die Private Krankenversicherung den niedergelassenen Ärzten im Schnitt doppelt so hohe Vergütungen wie die gesetzlichen Krankenkassen. Die PKV versichert 10,3 Prozent der Bevölkerung, aber am gesamten Arzthonorar haben die Einnahmen von der PKV einen Anteil von 20,4 Prozent, bei den Zahnärzten sind es sogar 22,3 Prozent. Eine wesentliche Ursache sind fehlende Budgetierungen, so dass grundsätzlich alle erbrachten Leistungen auch bezahlt werden. Die durchschnittlichen PKV-Umsätze einer Arztpraxis lagen 2022 bei 63.000 Euro. Dies geht aus einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV hervor, über die die FAZ vorab berichtete. Dagegen ist in der stationären Vergütung wegen der allgemein geltenden DRGs die PKV-Vergütung mit 11,3 Prozent nur unwesentlich höher als die der Kassen. Wahlärztliche Leistungen und mehr Komfort müssen in der PKV in gesonderten Zusatzversicherungen abgedeckt werden, die prinzipiell auch GKV-Versicherte abschließen können. Die PKV-Ausgaben sind zwischen 2012 und 2022 etwas weniger gestiegen als die der GKV: um 41,6 zu 48,4 Prozent im gesamten Zeitraum. Eine Ursache könnte sein, dass die Zahl der GKV-Versicherten stieg, während die der PKV-Versicherten stagnierte.

Bundesausschuss mahnt mehr Effizienz und Vergütungsreform an

Vor dem Hintergrund einer anhaltenden Ausgabendynamik und steigenden Beitragssätzen hat das unparteiische Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses, Karin Maag, mehr Anstrengungen für eine bessere Effizienz gefordert. Sie hält es für unwahrscheinlich, dass die Kostenentwicklung aus erhöhten Steuermitteln finanziert wird.  Für die vertragsärztliche Versorgung sei eine Vergütungsreform notwendig: die Abschaffung überkommener Budgets, eine Senkung der Zahl von Arzt-Patienten-Kontakten, gestufte Honorare nach Versorgungspfaden und Anreize für mehr Prävention, so Maag beim SpiFa-Fachärztetag. Korrekturbedürftig sei auch der Morbi-RSA, der den Erfolg von Präventionsanstrengungen nicht honoriert.

Kassen und Gesundheitsfonds mit 5,3 Milliarden Euro im Defizit

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen sind im Gesamtjahr 2023 um fünf Prozent auf 306,2 Milliarden Euro gestiegen; die Versichertenzahl nahm um 0,9 Prozent zu. Damit hat sich die Dynamik bei den Leistungsausgaben – trotz Sparmaßnahmen durch das GKV-FinStabG – von 4,2 auf 5,2 Prozent beschleunigt. In absoluten Zahlen sind die 14,4 Milliarden Euro, von denen größte Teil inflationsbedingt sein dürfte. Die dynamischsten Leistungsbereiche:

Am niedrigsten fiel der Zuwachs für die ambulante vertragsärztliche Versorgung mit 1,7 Prozent aus. Ursächlich könnte ein deutlicher Rückgang coronaspezifischer Leistungen für zum Beispiel Tests sein. Außerdem handelt es sich um unscharfe Schätzungen, da endgültige Abrechnungsregbnisse noch nicht vorliegen.  Unterdurchschnittlich fiel auch die Ausgabenentwicklung für die Arzneiversorgung mit plus 2,9 Prozent aus. Ursächlich dafür sind teils nur temporär wirkende gesetzliche Sparmaßnahmen.

Nicht zuletzt aufgrund der Inflation betrug das Defizit der Kassen 1,9 Milliarden Euro, das des Gesundheitsfonds 3,3 Milliarden Euro. Die Finanzreserven der Kassen schmolzen dadurch auf 8,4 Milliarden Euro, die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds auf 9,4 Milliarden Euro. In Reaktion auf die Finanzentwicklung hat die Hälfte der Kassen ihre Zusatzbeiträge angehoben; im Schnitt liegen sie bei 1,7 Prozent.

Kriegsopfer aus der Ukraine: Über 1000 Schwerstverletzte in Deutschland

1.022 schwerstverletzte Patienten aus der Ukraine, darunter ein Drittel Zivilisten, sind seit Kriegsausbruch in deutschen Kliniken behandelt worden. Deutschland leistet dabei den wichtigsten Beitrag unter allen europäischen Ländern, die insgesamt 3.137 schwer traumatisierte Patienten in ihren Kliniken aufgenommen haben. Eine Zwischenbilanz der humanitären Hilfe zogen die Bundesminister für Gesundheit und Inneres, Lauterbach und Faeser, EU-Krisenkommissar Lenarcic, Ukraine-Botschafter Makeiev und der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, Tiesler, anlässlich der 1.000. Verlegung eines Patienten am Flughafen Köln-Bonn am Dienstag. Die Versorgung schwerstverletzter Patienten aus der Ukraine ist ein wesentlicher Baustein der humanitären Unterstützung durch Deutschland auch für die Zivilbevölkerung. Bund und Länder greifen dabei auf ihre während der Corona-Epidemie gesammelten Erfahrungen zurück und nutzen den Kleeblatt-Mechanismus bei der innerdeutschen Verteilung der traumatisierten Kriegsopfer. Die internationale Koordination erfolgt über das Katastrophenschutzverfahren der EU. Über die medizinische Hilfe hinaus hat Deutschland mit über 500 Transporten humanitäre Sachleistungen im Wert von über 250 Millionen Euro geleistet; es der bisher umfangreichste Logistikeinsatz des THW mit der Lieferung von hunderten von Fahrzeugen, Baumaschinen, Anlagen zur Stromerzeugung und Wasserversorgung.

Personalie

Professor Klaus Überla, Virologe und Direktor des Virologischen Instituts des Universitätsklinikums Erlangen und. der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wurde bei der konstituierenden Sitzung der Ständigen Impfkommission zu deren Vorsitzendem gewählt. Seine Stellvertreterin ist Dr. Marianne Röbl-Mathieu; die niedergelassene Gynäkologin gehört wie Überla der STIKO seit 2017 an.