Irreparable Beschädigungen der Gene bilden den Ausgangspunkt von der Entstehung von Krebs. Die Gene, die für diesen Prozess elementar sind, umfassen Onkogene, Tumorsuppressor-Gene und Reperaturgene. Die Onkogene sind für das Wachstum der Zellen verantwortlich. Im Kontrast dazu bilden die Tumorsuppressor-Gene den Gegenspieler, sie unterdrücken das Wachstum. Kommt es zu Genmutationen, so greifen die sogenannten Reperaturgene ein. Sind diese jedoch nicht hinreichend funktionsfähig, so können die Tumorsuppressor-Gene nicht mehr mithalten, was in ein unkontrolliertes Zellwachstum ausartet. Für welche Krebsarten kann dieser fehlerhafte Mechanismus jedoch vererbt werden?
Dass Krebs vererbbar ist, haben Studien schon für häufig auftretende Krebsarten wie Brustkrebs, Prostatakrebs und Darmkrebs zeigen können. So sollen zum Beispiel zehn Prozent der Brustkrebserkrankungen erblich bedingt sein. Wissenschaftler der Harvard University, University of Southern Denmark und der University of Helsinki haben sich nun auch den Erbfaktoren von seltenen Krebsarten angenommen. Sie beobachteten über 200.000 Zwillingspaare über einen Zeitraum von 32 Jahren. In 3.316 Fällen sind jeweils beide Zwillinge an Krebs erkrankt, davon entwickelten 38 Prozent der eineiigen Zwillinge die gleiche Krebsart, für zweieiige Zwillinge betrug dieser Anteil 26 Prozent.
Wenn einer der zweieiigen Zwillinge an Krebs erkrankt, beträgt die Wahrscheinlichkeit 37 Prozent, dass der andere Zwilling ebenfalls eine Krebsdiagnose gestellt bekommt, schätzen die Forscher. Für eineiige Zwillinge sprang diese Tendenz sogar auf 46 Prozent.
Für die Gesamtheit der untersuchten Krebsarten dokumentierten die Studienautoren ein Vererbungsrisiko von 33 Prozent. Schlüsselt man die verschiedenen Arten auf, so ergibt sich für das maligne Melanom die höchste Wahrscheinlichkeit einer Vererbung mit 58 Prozent, gefolgt von Prostatakrebs (57 Prozent), nicht-melanozytärer Hautkrebs (43 Prozent), Eierstockkrebs (39 Prozent), Nierenkrebs (38 Prozent), Brustkrebs (31 Prozent) und Gebärmutterkrebs (27 Prozent).
Die große Stichprobe und die lange Beobachtungszeit der Probanden messen den Ergebnissen eine große Bedeutung bei. Die Studienergebnisse legen nahe, die Krebsfrüherkennung zu intensivieren und präventive Maßnahmen auszubauen, vor allem, wenn die Familiengeschichte Krebs verzeichnet. In jedem Fall empfiehlt die Deutsche Krebshilfe den Konsum von Nikotin zu vermeiden, die Haut vor UV-Strahlen zu schützen, sich vollwertig zu ernähren und genug Bewegung in den Alltag zu integrieren.