Pruritus bei CKD: Was hilft gegen den quälenden Juckreiz?

Viele Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) leiden enorm unter starkem Juckreiz. Das ständige Kratzen kann zu sichtbaren Hautläsionen bis hin zu Narben führen. Was kann Linderung verschaffen?

Was ist der CKD-assoziierten Pruritus (CKD-aP)?

Warum entwickeln so viele chronisch Nierenkranke Juckreiz?

Die Pathogenese des CKD-assoziierten Pruritus (früher auch als urämischer, renaler oder nephrogener Pruritus bezeichnet) ist multifaktoriell und noch nicht vollständig verstanden. Vermutet werden inflammatorische Zustände, Neuropathie und Urämie. Hautveränderungen wie eine Xerosis können prädisponierend wirken. Auch psychologische Faktoren spielen eine Rolle. Letztlich entsteht ein anhaltender Teufelskreis aus Juckreiz, Kratzen, Inflammation und psychischer Belastung.

Ein wichtiger Signalweg beim CKD ist, wie man heute weiß, das Opioidsystem. Dazu gleich mehr.

Schritt 1: Gezielt danach fragen!

Entscheidend ist zunächst einmal, Patienten mit CKD-aP überhaupt zu detektieren. Ihnen selbst ist der Zusammenhang zwischen Nierenerkrankung und dem quälenden Symptom meist gar nicht bewusst. Die behandelnden Ärzte wiederum versäumen oft, danach zu fragen.

Schritt 2: Ausschalten von Triggerfaktoren

Juckreiz kann durch zahlreiche äußere Umstände begünstigt werden – und lässt sich im Gegenzug durch das Meiden von Triggerfaktoren minimieren. Dazu zählen etwa Wärme, bestimmte Kleidung, häufiges Waschen und Baden, irritierende Substanzen, Nahrungsmittel und Stress.

Schritt 3: "Cremen statt Kratzen"

Eine Lokaltherapie mit Salben bildet die Basis der Behandlung. Prurituslindernde Basistherapeutika sollten aus einer Fett- und Feuchtphase bestehen und sowohl rückfettend als auch hydratisierend wirken. Untersuchungen haben den Effekt pflegender Externa bestätigt, wobei es zwischen den einzelnen Salben keine nennenswerten Unterschiede gibt.

Schritt 4: Systemtherapie

Die am häufigsten verschriebenen Systemtherapeutika gegen Pruritus sind Antihistaminika. Die Wirksamkeit bei CKD-aP ist allerdings nicht belegt, weshalb in der Leitlinie keine Empfehlung besteht. Genannt werden dagegen Gabapentin und Pregabalin, die aufgrund relevanter Nebenwirkungen jedoch mit Bedacht eingesetzt werden sollten. Außerdem erfolgt die Behandlung hier im Off-label-Use.

Und nun zurück zum Opioidsystem: Studien haben gezeigt, dass die Beeinflussung  von μ- und κ-Opioidrezeptoren antipruritisch wirken kann. Während Naloxon und Naltrexon bei CKD-aP bislang allerdings zu widersprüchlichen Ergebnissen geführt haben, linderte der κ-Opioidrezeptor-Agonist Difelikefalin in einer aktuellen Studie die Pruritusintensität signifikant. Bei Erwachsenen mit moderatem bis schwerem CKD-assoziierten Pruritus unter Hämodialyse wird er daher als erste Wahl empfohlen.

Fazit für die Praxis 

Es lohnt sich, Patienten mit chronischer Nierenerkrankung gezielt nach Juckreiz zu befragen. Mittlerweile stehen leitliniengerechte Therapieoptionen zur Verfügung, die den Betroffenen viel Leid ersparen können.

Quelle:

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