Immuntherapie-assoziierte Toxizität in der Onkologie

Dr. med. Patrick Roth vom Universitäts Spital Zürich (Schweiz) referierte über neurologische Komplikationen bei onkologischen Immuntherapien. Aus dem Bereich der Immuntherapie-assoziierten Neurotoxizität stellte er u.a. die Immuncheckpoint-Inhibitoren vor.

Nebenwirkungsprofil von Immuncheckpoint-Inhibitoren umfasst den gesamten Körper

Durch den flächendeckenden Einsatz von Immuncheckpoint-Inhibitoren ist nun auch das Nebenwirkungsprofil dieser Immunbiologika in den Vordergrund der Forschung gerückt. Das klinische Spektrum der immunvermittelten Nebenwirkungen der Immuncheckpoint-Inhibitoren umfasst fast jedes Organ im menschlichen Körper.

Am häufigsten sind die Haut, die Leber, der Gastrointestinaltrakt und die Hormondrüsen betroffen. Das periphere und zentrale Nervensystem kann ebenso in Mitleidenschaft gezogen werden. Risikofaktoren für das Auftreten neurologischer Komplikationen sind bisher nicht bekannt. Auch ist noch unklar, ob eine Korrelation zwischen Verträglichkeit und Wirksamkeit der Immuncheckpoint-Inhibitoren besteht.1

Nebenwirkungen der Haut und des Gastrointestinaltraktes machen den Großteil aus

Roth ging in seinem Vortrag auf den Schweregrad und die Häufigkeit immunvermittelter Nebenwirkungen ein. Hierfür zeigte er dem Auditorium eine Grafik aus der Publikation der Forschungsgruppe um Michot. In der Grafik war erkennbar, dass die immunvermittelten Nebenwirkungen vom Grad I-II vor allem die Haut und den Gastrointestinaltrakt (GIT) betrafen. Die CTLA-4-Inhibitoren führten bei rund 37% der Patienten zu Nebenwirkungen vom Grad I-II der Haut und bei etwa 27% der Patienten zu Nebenwirkungen vom Grad I-II des GIT. Bei den PD-1- und PD-L1-Inhibitoren war ein geringerer Anteil von Patienten betroffen gewesen. Auch bei den Nebenwirkungen vom Grad III-V wurden diese am häufigsten durch CTLA-4-Inhibitoren verursacht (GIT: rund 12%). Die neurologischen Komplikationen der immunvermittelten Therapien machten nur einen geringen Anteil aus. Zusammengefasst mit den okulären Komplikationen lagen sie den Daten von Machot et al. zufolge unter 5% für die genannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren.1,2

Als Kombination besitzen CTLA-4- und PD-1-Inhibitoren eine höhere Neurotoxizität

In der Publikation von Cuzzubbo S. et al. wurden die neurologischen Komplikationen immunvermittelter Therapien genauer unter die Lupe genommen. Roth brachte die Daten dieser Forschungsgruppe zu dieser Thematik dem Auditorium näher. So kam es bei CTLA-4-Inhibitoren bei im Mittel 3,8% der Patienten zu neurologischen Nebenwirkungen jeglicher Schweregrade. Bei den PD-1-Inhibitoren lag die Inzidenz hierfür bei 6,1%. Wurden CTLA-4- und PD-1-Inhibitoren als Kombinationstherapie verabreicht, so stieg die Inzidenz auf 12% an.1,3 Roth betonte in seinem Vortrag, dass immunvermittelte Nebenwirkungen generell zu jedem Zeitpunkt, sogar nach Absetzen der Therapie auftreten können. Neurologische Komplikationen traten meist in den ersten Wochen und Monaten nach Therapiebeginn auf.1,4

Welche neurologischen Komplikationen können sich unter Immun-Checkpoint-Inhibitoren entwickeln?

Immuncheckpoint-Inhibitoren können zu einer Vielzahl an neurologischen Komplikationen führen. Das diagnostische Vorgehen sollte immer abhängig von der Klinik und dem Ausprägungsgrad erfolgen. Auch ist es wichtig, auf mögliche und relevante Differentialdiagnosen zu achten. Roth akzentuierte in seinem Vortrag, dass es sich bei neurologischen Komplikationen von Immunbiologika immer um eine Ausschlussdiagnose handelt. Roth führte in seinem Vortrag die wichtigsten neurologischen Komplikationen von Immuncheckpoint-Inhibitoren wie folgt auf:1

Fazit für die Praxis

Mehr vom DGHO-Kongress 2022: 

Referenzen:
  1. Roth, Patrick, Dr.med., DGHO 2022, Neurologische Komplikationen bei onkologischen Immuntherapien, Neuro-Onkologie-Update 2022, Aachen, 8:30-9:00 Uhr, 08.10.2022.
  2. Michot J. M. et al. (2016). Immune-related adverse events with immune checkpoint blockade: a comprehensive review. Eur J Cancer. 2016 Feb;54:139-148. 
  3. Cuzzubbo S. et al. (2017). Neurological adverse events associated with immune checkpoint inhibitors: Review of the literature. Eur J Cancer. 2017 Mar;73:1-8. 
  4. Weber J. S. et al. (2012). Ipilimumab increases activated T cells and enhances humoral immunity in patients with advanced melanoma. J Immunother. 2012 Jan;35(1):89-97.