Weil, Joachim, Prof. Dr., Sana Kliniken Lübeck GmbH, Lübeck, Session: Herausforderungen in der kardiologischen Therapie: Der alte Patient… … in der Hochdrucktherapie. 89. Jahrestagung der DGK, Mannheim, 14.04.2023
Eine arterielle Hypertonie betrifft mehr als jeden zweiten Menschen über 65 Jahre, Tendenz steigend. Sowohl Frauen als auch Männer sind betroffen, wobei Männer häufiger an der Krankheit zu erkranken scheinen. Insbesondere im Alter ist die Therapie des Bluthochdrucks oftmals erschwert durch Komorbiditäten wie Diabetes, Herzinsuffizienz oder Verschleißerkrankungen. Darüber hinaus reagiert der alte Mensch anders auf blutdrucksenkende Medikation als jüngere Erkrankte. Dies ist zusätzlich vergesellschaftet mit längerfristigen Komplikationen wie Nierenschäden oder Stürzen.
Dennoch ist es besonders im Alter wichtig, individualisierte Therapien zu finden, denn nicht jeder alte Mensch ist gleich. So ist besonders das biologische Alter zu berücksichtigen. Es gibt 80-jährige, die noch sehr aktiv am Leben teilnehmen, während andere Gleichaltrige pflegebedürftig sind.
Jedem Arzt ist bekannt, dass eine unbehandelte Hypertonie langfristig zu Organschäden führt, wobei vor allem das kardiovaskuläre System davon betroffen ist. Herzinfarkte, Schlaganfälle und erhöhte Mortalität sind die Folge. Doch nicht nur das: eine aktuelle Studie vom März 2023 hat nachgewiesen, dass Hypertoniker deutlich häufiger an vaskulärer Demenz erkranken als Gesunde.
Daher ist es wichtig, die Hypertonie auch bei älteren Menschen zu behandeln. Die aktuellen europäischen Leitlinien werden im Juni 2023 überarbeitet. Aktuell wird empfohlen, bei Menschen zwischen 65 und 79 Jahren den systolischen Druck erst ab 140 mmHg zu senken. Bei 80-Jährigen und noch älteren Patienten gilt dies sogar erst ab 160 mmHg. Der diastolische Blutdruck sollte 90 mmHg in beiden Gruppen nicht überschreiten.
Die Zielwerte für den systolischen RR liegen zwischen 130 und 139 mmHg – sofern dies von den Betroffenen toleriert wird.
Leider ist die Datenlage bezüglich der Outcomes für ältere Menschen eher gering. Eine Studie aus dem Jahr 2008 macht jedoch deutlich, dass die Erkrankten von einer Therapie deutlich profitieren – mit signifikant reduziertem Risiko für Schlaganfälle, Herzinsuffizienz und Tod.
Die aktuellsten verfügbaren Daten kommen aus China. In einer Studie wurde die Standardtherapie, wie sie auch in den europäischen Leitlinien empfohlen wird, mit einer intensivierten Blutdrucksenkung verglichen. Hier lag der Zielblutdruck zwischen 110 und 130 mmHg. Das Ergebnis: Menschen, deren Blutdruck niedriger eingestellt wurde, hatten ein um etwa 25 % reduziertes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse oder Mortalität.
Zwar kam es in der Gruppe häufiger zu Hypotensionen, jedoch waren diese nicht signifikant häufiger mit sekundären Komplikationen wie Nierenschäden oder Stürzen vergesellschaftet.
Auch ältere Menschen profitieren von einer Therapie des Bluthochdrucks. Dabei scheint eine intensivierte Behandlung möglicherweise mit besseren Outcomes vergesellschaftet zu sein. Wichtig ist für diese Patientengruppe jedoch ein individualisiertes Vorgehen, um bestmögliche Ergebnisse zu erreichen.
Experten schätzen, dass etwa 30 % bis 40 % der Hypertoniker nicht behandelt sind. Von denjenigen, die blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, sind etwa 40 % bis 60 % nicht ausreichend gut eingestellt. Umso wichtiger ist es, eine adäquate, zielgerichtete und auf den Patienten zugeschnittene Behandlung zu finden.
Weitere Highlights des DGK Kongresses 2023 finden Sie in unserer Kongressberichterstattung.
Weil, Joachim, Prof. Dr., Sana Kliniken Lübeck GmbH, Lübeck, Session: Herausforderungen in der kardiologischen Therapie: Der alte Patient… … in der Hochdrucktherapie. 89. Jahrestagung der DGK, Mannheim, 14.04.2023