Neue Gesundheitsberufe: eine Entlastung für die Endoskopie

Zwei neue Gesundheitsberufe – der Physician Assistant und die Nurse Endoscopist könnten auch in Deutschland Fachärzte bei endoskopischen Eingriffen entlasten.

Physician Assistant etabliert sich als Beruf

In Skandinavien, UK, Spanien und den Niederlanden ist sie längst Versorgungswirklichkeit: die Nurse Endoscopist. Auch der in Deutschland in den vergangenen Jahren neu etablierte Beruf des Physician Assistant könnte für die Versorgung in endoskopierenden Praxen insbesondere in der Gastroenterologie wichtige Aufgaben von Ärzten übernehmen und diese entlasten, so Dr. Ute Gabriele Pfeifer von der Deutschen Gesellschaft für Viszeralmedizin beim Kongress-Symposion Endoskopie in Leipzig. 

Nach einer Querschnittstudie des Deutschen Hochschulverbandes haben 72 Prozent der Physician Assistants eine primäre Ausbildung in einem Gesundheitsberuf, 30 Prozent sind schon in Leitungsfunktionen tätig, 89 Prozent im Krankenhaus und davon 69 Prozent im OP tätig. Das monatliche Bruttogehalt startet bei 3500 Euro. 

Physician Assistants seien auch eine Option für Praxen, Fachärzte zu entlasten. Bei nicht patientenorientierten Tätigkeiten sei es der Aufbau und Auswertung systematischer Befund- und Komplikationserfassungssysteme, die Aus- und Weiterbildung des pflegerischen Assistenzteams sowie die Unterstützung bei der Durchführung klinischer Studien. 

Konkret in der Endoskopie kommen Tätigkeiten wie Verabreichen und Vorauswerten von VKE nach ärztlicher Indikation, die Durchführung einfacher endoskopischer Eingriffe sowie die Begutachtung, Versorgung und Entfernung von Drainagen und Sonden in Frage. 

Speziell auf die Endoskopie fokussiert sei die Ausbildung der Nurse Endoscopist, die zwischen 18 Monate und drei Jahre dauert. Mit Ausnahme der Niederlande qualifiziert der Beruf zur Durchführung von Koloskopien sowie Magen- und Darmspiegelungen. Eingangsvoraussetzung zur Prüfung sind Mindestzahlen an durchgeführten Interventionen: meist 250 ÖGD und 150 bis 300 Koloskopien. 

Einsatz auch in der Krebsfrüherkennung

Für die ambulante Medizin sieht Pfeifer vielversprechende Perspektiven: mehr ambulante Leistungen und dadurch Einsparungen im Gesamtsystem, interessante Einsatzmöglichkeiten in interdisziplinären MVZ, neue Konzepte für die Endoskopie (von Frauen für Frauen insbesondere auch unter Berücksichtigung ausländischer Kulturen), Verkürzung von Wartezeiten.  

Inzwischen haben einige Länder wie die USA, Österreich und Schweden die Nurse Endoscopist mit einem Bachelor-Abschluss durch ein Masterstudium ergänzt, mit dem große Teile der gastroenterologischen Funktionsdiagnostik von diesem neuen Beruf übernommen werden können, wie beispielsweise in Österreich und den USA. Eine weitere Option wird in Schweden praktiziert: Basierend auf dem dortigen Nationalen Krebsplan werden nun systematisch speziell qualifizierte Nurse Endoscopists in die Darmkrebsfrüherkennung und -vorsorge einbezogen.   

Das Fazit: Angesichts der sehr langen Aus- und Weiterbildung der Fachärzte von mehr als zwölf Jahren, der nur geringen Bereitschaft der Länder, Studienkapazitäten auszubauen, und anhaltender Unzufriedenheit mit der Berufssituation in der Pflege sei die Entwicklung neuer Berufsbilder mit hoher Attraktivität notwendig, einen ressourcenschonende Personaleinsatz zu erreichen.