Hidradenitis suppurativa: Schmerzlinderung im Fokus
Da die HS zu Vernarbungen, sterilen Abszessen mit Fistelbildung und bakteriellen Infektionen führen kann, sind Schmerzlinderung und eine frühe Diagnose von besonderer Wichtigkeit.
Tape Stripping: Der Weg zu einer früheren Diagnose von Hidradenitis suppurativa?
Tape Stripping ist eine effektive, nicht-invasive Methode zur Erkennung von Biomarkern, die mit frühen Stadien der Hidradenitis suppurativa (HS) in Verbindung gebracht werden. Es zeigt sich, dass sich selbst scheinbar gesunde Haut von HS-Patienten von gesunden Kontrollpersonen unterscheidet.
"Die Diagnosestellung bei früher HS bleibt eine große klinische Herausforderung", so Dr. Kristina Navrazhina (Icahn School of Medicine at Mount Sinai, NY, USA). In der Praxis besteht eine erhebliche Verzögerung bei der Diagnosestellung und Behandlung, unter anderem aufgrund des Mangels an Biomarkern, die eine Diagnose im frühen Stadium ermöglichen können. Bis heute gelten Biopsien als Goldstandard für die Untersuchung molekularer Veränderungen in der HS-Haut. Es besteht jedoch Bedarf an einer reproduzierbaren, minimal-invasiven Methode zur Diagnosestellung von früher HS und zur langfristigen Überwachung der Krankheit in klinischen Studien. Aus diesem Grund untersuchten Dr. Navrazhina und ihr Team, ob Tape Stripping frühzeitige und späte molekulare Veränderungen der HS nicht-invasiv erkennen und Biomarker für die Krankheitsaktivität identifizieren kann.
Hautabstriche wurden an Hautläsionen und an scheinbar gesunder Haut von HS-Patienten (n=22) und gesunden Kontrollpersonen (n=21) durchgeführt und einer RNA-Sequenzierung unterzogen. Es wurde eine Hochregulation bekannter HS-Biomarker (z.B. IL-17, TNFα) sowohl in nichtläsionaler als auch in läsionaler Haut von HS-Patienten im Vergleich zu Kontrollpersonen festgestellt. Darüber hinaus identifizierten die Hautabstriche mehrere neue therapeutische Zielmoleküle in läsionaler und nichtläsionaler Haut, darunter OX40, JAK3 und CCR4 (P<0,05 gegenüber Kontrollen).
Es wurde eine signifikante Korrelation zwischen der Genexpression in den Th17- und TNFα-Signalwegen zwischen Hautabstrichen und Biopsien festgestellt. Im Allgemeinen gibt es eine hohe Variabilität bei der Expression bekannter HS-Zielmoleküle zwischen HS-Patienten, aber der klinische Schweregrad der HS war mit einer höheren Expression von Biomarkern in läsionaler und/oder nichtläsionaler Haut assoziiert.
"Selbst bei Hurley-Stadium 1 verhält sich die Haut bereits anders als normale Haut, selbst wenn sie normal aussieht." – Dr. Navrazhin
Die Studie zeigt, dass Tape Stripping zuverlässig kutane Biomarker für frühe und späte Stadien der HS identifizieren kann. Somit könnte dies eine valide und minimal-invasive Methode sein, um Patienten zu identifizieren, die von einer frühzeitigen therapeutischen Intervention profitieren könnten, die möglicherweise Narbenbildung verhindern kann.1
IL17-Inhibition führt zu anhaltender Schmerzlinderung bei HS
Dr. John Ingram (Universität Cardiff, UK) stellte die Post-hoc-Analyse der Phase-3-Studien SUNSHINE (NCT03713619) und SUNRISE (NCT03713632) vor, die die Schmerzlinderung durch Secukinumab zur Behandlung von HS untersuchten. Zuvor hatten die beiden identischen Studien die Überlegenheit des IL-17A-Inhibitors gegenüber Placebo bei einer zweiwöchentlichen Dosierung mit 300 mg in Woche 16 herausgearbeitet. In den Studien wurde der Schmerz auf der Haut anhand des Patient's Global Assessment (PGA) auf einer numerischen Skala (NRS) gemessen. In der aktuellen Analyse wurden die Veränderungen bei den schlimmsten Schmerzen auf der Haut in verschiedene Kategorien unterteilt.
Intensität: kein Schmerz: NRS 0, leichte Schmerzen: NRS >0-≤6, moderate Schmerzen: NRS >6-≤8, und starke Schmerzen: NRS >8.
An den Studien SUNSHINE und SUNRISE nahmen über 1.000 Personen mit einem Durchschnittsalter von 36,2 Jahren teil, 56,3% waren Frauen; der durchschnittliche Ausgangsschmerz betrug NRS 5,2. In Woche 16 verringerte Secukinumab die Schmerzen im Vergleich zu Placebo deutlich: alle zwei Wochen (Q2W) NRS -1,4, alle vier Wochen (Q4W) NRS -1,1 versus Placebo NRS -0,5. Diese Schmerzlinderungen hielten bis Woche 52 an, wobei die Schmerzen unter zweiwöchentlicher Secukinumab-Einnahme mehr zurückgingen (NRS -1,8) als unter einer Einnahme alle vier Wochen (NRS -1,5).
Betrachtet man die Verringerung nach einem Jahr anhand der Schmerzkategorien, so haben 8,3% der Teilnehmer unter Secukinumab Q2W mit mäßigen Schmerzen und 8,6% mit starken Schmerzen bei Studienbeginn einen Status der Schmerzfreiheit erreicht. Außerdem konnten 63,3% bzw. 45,7% dieser Gruppen einen Rückgang auf leichte Schmerzen verzeichnen. Nach Dichotomisierung in NRS >6 und NRS≤6 hatten 65,3% (Q2W) und 70,1% (Q4W) derjenigen, die bei Studienbeginn mäßige/starke Schmerzen hatten, nach 52 Wochen leichte bzw. keine Schmerzen.
In ihrer Schlussfolgerung merkten die Autoren an, dass die Behandlung mit Secukinumab auch zu einem geringeren Einsatz von Schmerzmedikamenten und einer Verbesserung der Lebensqualität führte.2
Auch Nanokörper Sonelokimab zeigt Wirksamkeit bei Hidradenitis suppurativa
Prof. Bryan Kirby (St. Vincent's University Hospital, Irland) und sein Team stellten die 12-wöchigen Ergebnisse der doppelblinden, placebokontrollierten Phase-2-MIRA-Studie (NCT05322473) vor. An dieser Studie nahmen erwachsene Patienten mit Hidradenitis suppurativa teil, die dem Hurley-Stadium II bzw. III entsprachen, eine Gesamtzahl von ≥5 Abszessen und/oder entzündlichen Knötchen hatten und HS-Läsionen in ≥2 anatomischen Regionen aufwiesen. Teilnehmende erhielten entweder 1 von 2 Dosen Sonelokimab (120 mg oder 240 mg), Placebo oder Adalimumab als aktives Vergleichsmedikament (zur Validierung der klinischen Ergebnisse, jedoch nicht für einen statistischen Vergleich). Der primäre Endpunkt der Studie war der Anteil der Teilnehmer, die eine ≥75%ige Reduktion der Gesamtzahl der Knoten im Vergleich zum Ausgangswert erreichten, ohne dass neue Abszesse oder Fistelgänge auftraten (HiSCR 75).
Insgesamt konnten 234 Teilnehmer eingeschlossen werden und mehr als 95% beendeten die 12 Wochen der Studie. Signifikant mehr Teilnehmer, die mit Sonelokimab behandelt wurden, erreichten den primären Endpunkt nach 12 Wochen im Vergleich zur Placebogruppe (43,3% bei 120 mg und 34,8% bei 240 mg versus 14,7% in der Placebogruppe; P<0,001 für den ersten und P<0,01 für den zweiten Vergleich).
"Sonelokimab wirkt schnell. Wir sehen bereits ab der 8. Woche signifikante Unterschiede im Vergleich zu Placebo", so Prof. Kirby. Darüber hinaus verbesserte Sonelokimab die Lebensqualität, die anhand des Dermatologischer-Lebensqualitäts-Index (DLQI) beurteilt wurde (Verbesserung um ≥4 Punkte, was als klinisch relevant angesehen wird), und führte zu weniger Hautschmerzen.
Der Nanokörper wurde entsprechend seinem bekannten Sicherheitsprofil gut vertragen. Candida-Infektionen traten in der Sonelokimab-Gruppe häufiger auf, waren jedoch im Allgemeinen mild bis moderat und führten nicht zum Abbruch der Behandlung.3
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Navrazhina K. Skin Tape stripping is a minimally-invasive approach that accurately detects biomarkers of early and chronic disease in hidradenitis suppurativa. D2T01.3H, EADV Congress 2023, 11–14 October, Berlin, Germany.
2. Ingram JR, et al. Secukinumab provides sustained improvements in pain in patients with moderate to severe hidradenitis suppurativa: A post-hoc analysis of the SUNSHINE and SUNRISE phase 3 trials. P0045, EADV Congress 2023, 11–14 October, Berlin, Germany.
3. Kimball AB, et al. Efficacy and safety of the IL-17A- and IL-17F-inhibiting Nanobody® Sonelokimab in patients with active, moderate-to-severe hidradenitis suppurativa: Results from the global, randomized, double-blind, placebo-controlled phase 2 MIRA trial. Presentation D1T01.1H, EADV Congress 2023, 11–14 October, Berlin, Germany.
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