Ruxolitinib-Creme repigmentiert und verbessert das psychische Wohlbefinden bei Vitiligo

Bis vor Kurzem war das Therapieansprechen bei Vitiligo begrenzt (VASI50 als Ziel, verzögertes Ansprechen bis zu 2 Jahren, rezidivierender Verlauf), was die Lebensqualität der Patienten minderte und das Depressionsrisiko erhöhte.

Vitiligo ist mehr als ,,nur eine kosmetische Erkrankung“

Vitiligo ist durch die Entwicklung umschriebener depigmentierter Areale gekennzeichnet. Diesem Erscheinungsbild bei Vitiligo liegt ein erworbener Verlust funktionsfähiger epidermaler Melanozyten vor. Eine frühe Diagnosestellung und Therapieeinleitung ist essentiell, um die weitere Depigmentierung der Haut der Betroffenen einzudämmen. Studiendaten zufolge geht die Vitiligo mit einer starken psychischen Belastung und Stigmatisierung einher. Einer systematischen Literaturauswertung (insgesamt 168 Studien) samt zugehöriger Meta-Analyse zufolge besitzen Patienten mit Vitiligo ein 5-fach erhöhtes Risiko, eine Depression zu erleiden (verglichen mit der Kontrollgruppe). In der VALIANT-Studie zeigte sich, dass bei 58,7 % der Patienten mit Vitiligo psychische Komorbiditäten diagnostiziert werden konnten. Neben der Depression zählen hierzu Angststörungen, ein vermindertes Selbstwertgefühl, Beziehungsprobleme und emotionale Beeinträchtigungen.1

Die dunkle Seite der Weißfleckenkrankheit

Prof. Albert Wolkerstorfer brachte dem Auditorium die Krankheitsbelastung bei Vitiligo näher. Hierfür stellte Wolkerstorfer die Ergebnisse einer Umfrage zur Wahrnehmung von Personen mit fazialen Hauterkrankungen dar. Im Vergleich zu dermatologisch gesunden Probanden wurden Personen mit fazialen Hauterkrankungen als weniger intellektuell und vertrauenswürdig sowie als unattraktiv angesehen. Dies führt nicht nur zu einer sozialen Isolation der Betroffenen, sondern hat auch finanzielle Auswirkungen im Berufsleben zur Folge. Wolkerstorfer bezeichnete die psychische Belastung der Betroffenen als „Dark side of the white patches“. Neben den hiermit einhergehenden psychologischen Komorbiditäten, leiden Patienten mit Vitiligo unter dem Juckreiz, den unvorhersehbaren Krankheitsschüben sowie Symptomen weiterer mit der Vitiligo assoziierter Autoimmunerkrankungen. Oft gestaltet sich der Zugang zu Therapiemöglichkeiten schwer. Dies alles beeinträchtigt die Lebensqualität der Patienten. Wolkerstorfer machte das Auditorium auch auf den Einfluss des kulturellen Hintergrunds im Zusammenhang mit der Krankheitslast bei Vitiligo aufmerksam.1

Patienten mit Vitiligo besitzen zudem ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Schallempfindungsschwerhörigkeit. Bei Vitiligo könnte dies aufgrund einer Melanozytendepletion in der Cochlea eintreten: Melanozyten in der Cochlea spielen nachweislich eine Schlüsselrolle beim Hörprozess.1,2

Ruxolitinib-Creme adressiert den „unmet need“: Verbesserung der Lebensqualität und Senkung des Depressionsrisikos

Die Ergebnisse einer retrospektiven Analyse aus dem Jahr 2023 zeigten, dass bei Patienten mit Vitiligo viel häufiger Autoimmunerkrankungen oder psychiatrische Begleiterkrankungen diagnostiziert wurden. Dies trug potentiell zu einer erhöhten wirtschaftlichen Belastung und einer geringeren Lebensqualität bei.1,2 Eine Verbesserung der psychischen Situation der betroffenen Patienten durch ein besseres Therapieansprechen bei Vitiligo könnte sich auch positiv auf die mit der Vitiligo assoziierten Komorbiditäten auswirken und die Lebensqualität der Patienten verbessern.

Prof. Albert Wolkerstorfer wies auf die Versorgungssituation bei Vitiligo hin:

Wolkerstorfer betonte, dass neben der aktuell noch immer bestehenden verzögerten Erstdiagnosestellung (2,4 Jahre nach Auftreten der ersten Läsion) ein „unmet need“ in der Behandlung der Patienten besteht. Um diesem „unmet need“ zu begegnen, wurden verschiedene Therapeutika entwickelt. Ruxolitinib Creme ist eines dieser für die Behandlung von Patienten mit Vitiligo neu entwickelten Präparate, so Prof. Dr. Curdin Conrad.1

Fazit für die Praxis

Referenzen:
  1. Prof. Albert Wolkerstorfer, Vitiligo, beyond white patches, Symposium, 33. Kongress der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV) in Amsterdam, Niederlande, 27. September 2024, 13:00 – 14:00 Uhr.
  2. Ezzedine K. et al. (2023). Comorbidity Burden Among Patients with Vitiligo in the United States: A Large-Scale Retrospective Claims Database Analysis. Dermatol Ther (Heidelb). 2023 Oct;13(10):2265-2277.