Effektive Behandlung des urogenitalen Menopausensyndroms (GSM) bei Östrogenmangel in den Wechseljahren

Östrogenmangel in den Wechseljahren führt zum urogenitalen Menopausensyndrom. Studien zeigen eine hohe Prävalenz und einen erheblichen Bedarf an Behandlung.

Langzeittherapie bei Genitourinarem Syndrom der Menopause

Der mit den Wechseljahren einsetzende Östrogenmangel wirkt sich sehr deutlich auf die Scheide, die Schamlippen und die ableitenden Harnwege aus. Im Gegensatz zu den wechseljahrestypischen Beschwerden wie Hitzewallungen, die meist in den Jahren unmittelbar nach der Menopause ihren Höhepunkt erreichen und dann abklingen, nimmt das genitourinäre Syndrom der Menopause (GSM) im Laufe der Zeit eher zu.

Die North American Menopause Society (NAMS) hat den Begriff 2014 eingeführt und definiert GSM als „hypoöstrogne Veränderungen im vulvovaginalen und Blasen- sowie Harnröhrenbereich“, so Prof. Dr. Petra Stute, Leitende Ärztin der Abteilung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Frauenklinik „Inselspital“ in Bern.

Die Symptome des GSM lassen sich in folgende Kategorien unterteilen:

Bis zu 85% der Frauen im Alter von 40+ berichten über vaginale Trockenheit, bis zu 80% über vaginalen Juckreiz und bis zu 60% klagen über Dyspareunie in Verbindung mit vaginaler Trockenheit. Nach der AGATA-Studie, einer italienischen Beobachtungsstudie aus dem Jahr 2016, entwickelten 64,7% der Frauen ein Jahr nach Eintreten der Menopause und 84,2% der Frauen 6 Jahre nach Eintreten der Menopause ein GSM. In einer internationalen Studie mit mehr als 4.000 Frauen in den Wechseljahren wurde bei 52% der Frauen mit symptomatischem GSM eine verminderte Lebensqualität festgestellt. Eine symptomatische GSM geht auch mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und Angstzuständen einher, wie eine Studie aus Kanada mit 500.000 Frauen gezeigt hat.

Gründliche Anamnese ist essenziell

Eine gründliche Anamnese ist wichtig, weil die subjektive Intensität von atrophiebedingten urogenitalen Beschwerden nicht eindeutig mit dem klinischen Untersuchungsbefund und der Serumöstrogenkonzentration korreliert, betonte Stute. Die Expertin wies auch darauf hin, dass betroffene Frauen selten von sich aus das Thema ansprechen, deshalb sollte nachgefragt werden.

Die Anamnese sollte folgende Aspekte berücksichtigen: allgemeine, gynäkologisch-geburtshilfliche sowie Sexual-Anamnese, Medikation, bisherige GSM-Therapieversuche (Dauer, Wirksamkeit, Nebenwirkungen), Einfluss des GSM auf die Lebensqualität und Partnerschaft sowie die Therapieziele der Patientin. Stute nutzt einen modifizierten Menopause Rating Scale (MRS-II) zur Einschätzung der Intensität der Symptome und zur Definition des Therapieziels.

Therapieziel: Verringerung der Beschwerdesymptomatik

Ziel der Therapie ist die Verringerung der lokalen Beschwerden. Neben freiverkäuflichen hormonfreien Vaginalpräparaten stehen verschiedene vaginale Hormonpräparate und die systemische menopausale Hormontherapie (MHT) zur Verfügung. Die NAMS empfiehlt folgendes therapeutisches Vorgehen:

Als hormonfreie vaginale Präparate kommen als Gleitmittel wässrige Gele oder Lipo-Gele in Betracht. Allerdings ist die Anwendung beschränkt auf den Geschlechtsverkehr. Als Feuchtigkeitsmittel kommen wasserbasierte Gele (Moisturizers). Sie sind 24 Stunden wirksam und nicht auf den Geschlechtsverkehr beschränkt. Eine hormonfreie Option sind auch Emollientien die feuchtigkeitsspendend und nicht auf den Geschlechtsverkehr beschränkt sind.

Eine GSM-Behandlung ist keine kurzfristige Intervallkur

Ein systematischer aktueller Review zeigt, dass vaginale Östrogene, vaginales DHEA, orales Ospemifen und vaginale Feuchtigkeitscremes und -gele zumindest einige GSM-Symptome verbessern. Für die Wirksamkeit von vaginalem oder systemischem Testosteron, vaginalem Oxytocin, oralem Raloxifen oder Bazedoxifen oder energie-basierten Therapien fanden sich hingegen keine Belege.

Wie Stute berichtete, betrachteten viele Frauen eine GSM-Behandlung eher als „kurzfristige Intervallkur“ statt als langfristige oder womöglich lebenslange Behandlung. Dass es sich um keine kurzfristige Therapie handelt, zeigt ein Review, in dem die Nachhaltigkeit der vaginalen Östrogene für GSM nach Beendigung der Behandlung bewertet wurde.

Die Autoren fanden heraus, dass sich objektive GSM-Symptome meist innerhalb von etwa 4 Wochen nach Absetzen der vaginalen Östrogenbehandlung verschlechterten, während vaginale Östrogene eine nachhaltigere Wirkung auf die subjektiven GSM-Symptome bis zu 3-6 Monaten hatten. Insgesamt waren die wissenschaftlichen Belege für die Nachhaltigkeit der vaginalen Östrogene aber gering. Deshalb sollte die GSM-Behandlung nicht als kurzfristige Kur, sondern als Langzeittherapie betrachtet werden.

Stute betonte, dass inzwischen viele Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Die Wahl der Therapie hängt von der Schwere der Symptome, der Effektivität und Sicherheit der Behandlungen für die einzelne Patientin und ihren Präferenzen ab. Allerdings liegen Langzeitstudien zur endometrialen Sicherheit von vaginalem Östrogen und vaginalem Dehydroepiandrosteron (DHEA) nicht vor. Die Therapie sollte so lange wie nötig durchgeführt werden, das heißt eventuell lebenslang.

Vaginale Hormontherapie für Frauen mit Mammakarzinom?

Zudem wies die Expertin darauf hin, dass die Haltung internationaler Fachgesellschaften gegenüber einer vaginalen Hormontherapie bei Patientinnen mit Mammakarzinom in den vergangenen Jahren liberaler geworden ist. Therapie der ersten Wahl sind für diese Patientinnen zunächst hormonfreie Vaginalpräparate, gegebenenfalls in Kombination mit Beckenbodengymnastik. Wird dadurch keine akzeptable Symptomreduktion erreicht, können niedrig-dosierte vaginale Östrogene, vaginales DHEA und der Vaginallaser diskutiert werden.

Quellen:
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