Dr. Katrin Schaudig vom Gynäkologikum Hamburg und Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft (DMG) erläuterte, wie Fezolinetant – der Wirkstoff in Veoza® – Hitzewallungen lindern, den Schlaf verbessern und zur Steigerung der Lebensqualität in den Wechseljahren beitragen kann. Für Frauen in den Wechseljahren, die unter Hitzewallungen und Schlafstörungen leiden und für die eine Hormontherapie (HRT) nicht infrage kommt – sei es aufgrund von Kontraindikationen oder persönlicher Ablehnung – könnte der nicht hormonelle, selektive Rezeptorantagonist Fezolinetant eine wirksame Alternative bieten.
Fezolinetant blockiert die Bindung von NKB an NK3-Rezeptoren auf KNDy-Neuronen (Kisspeptin/Neurokinin B/Dynorphin-Neurone). Diese Neuronen spielen im Hypothalamus eine wichtige Rolle bei der Thermoregulation des Körpers. Ihre Aktivität wird durch Neurokinin B (NKB) stimuliert und durch Östrogen gehemmt.
Der Östrogenabfall in den Wechseljahren stört das empfindliche Gleichgewicht von Östrogen und NKB – die Thermoregulation verändert sich und kann zu vasomotorischen Symptomen (VMS) führen. Mit der Menopause und zunehmendem Östrogenmangel wachsen die KNDy-Neuronen auch in Größe und Anzahl, führen zu verstärkter NKB-Sekretion und damit zu einer Überaktivierung des Temperaturzentrums, erklärt Schaudig.
Durch die Blockade der NKB-Bindung an NK3-Rezeptoren stellt Fezolinetant die normale Empfindlichkeit des Thermoregulationszentrums im Hypothalamus wieder her. Das verbessert häufig auch den Schlaf, laut Schaudig berichten bis zu 60% der Frauen mit Wechseljahresbeschwerden auch von Schlafstörungen. Die Wahrscheinlichkeit, während einer Hitzewallung aufzuwachen, ist deutlich höher.
Die Ergebnisse der Zulassungsstudien SKYLIGHT 1 und SKYLIGHT 2 zeigen einen signifikanten Rückgang von Häufigkeit und Schweregrad von Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen bei insgesamt guter Verträglichkeit. Eine Verbesserung der Häufigkeit der vasomotorischen Symptome wurde bereits eine Woche nach der Behandlung mit Fezolinetant beobachtet.
Und die Leber? – Zur Sicherheit von Fezolinetant
Mitte Januar hat ein Rote-Hand-Brief auf das Risiko für arzneimittelbedingte Leberschäden und neue Empfehlungen zur Überprüfung der Leberfunktion hingewiesen. Das Sicherheitsprofil von Fezolinetant wurde in der Studie SKYLIGHT 4 untersucht. Die Inzidenz von Leberenzymerhöhungen war gering und verschwand entweder im Lauf der Therapie oder nach dem Absetzen wieder. ALT- und/oder AST-Erhöhungen gingen bei Fezolinetant nicht mit einem Bilirubin-Anstieg einher. Frauen mit ALT -oder AST-Erhöhungen waren im Allgemeinen asymptomatisch. Über einen Zeitraum von 52 Wochen waren Durchfall (3,2%) und Schlaflosigkeit (3%) die häufigsten Nebenwirkungen von Fezolinetant bei einer Dosis von 45 mg.
Seit der Markteinführung im Mai 2023 wurden weltweit – bis 11. November 2024 – mehr als 150.000 Patientinnen mit Fezolinetant behandelt. 200 Fälle von hepatischen unerwünschten Arzneimittelwirkungen wurden kumulativ im Rahmen der Sicherheitsüberwachung nach Marktzulassung identifiziert. Dennoch ist die Bewertung von Daten nach der Markteinführung limitiert. Schaudig zählt fehlende Informationen, fehlende Nachverfolgung, nicht gemeldete potenziell beitragende Faktoren, sich kontinuierlich ändernde Daten und potenzielle Untererfassung als Gründe auf.
Vor einer Behandlung mit Fezolinetant müssen Leberfunktionstests durchgeführt werden, die Therapie darf nicht begonnen werden, wenn ALT oder AST ≥ 2x ULN oder das Gesamt-Bilirubin ≥ 2x ULN erhöht ist. Leberfunktionstests müssen während der ersten drei Monate der Therapie monatlich und anschließend nach klinischem Ermessen durchgeführt werden. Abgesetzt werden muss Fezolinetant bei:
- Erhöhung einer Transaminase auf ≥ 3x ULN mit Gesamt-Bilirubin > 2x ULN oder Symptomen einer Leberschädigung
- Erhöhung einer Transaminase auf > 5x ULN
Die Kontrolle der Leberfunktion sollte so lange fortgesetzt werden, bis sich die Leberwerte normalisiert haben.
Patientinnen, die von Fezolinetant profitieren können
Prof. Dr. Thomas Römer, Evangelisches Klinikum Köln, Weyertal, stellte mehrere Fälle vor, in denen eine HRT kontraindiziert oder nicht gewünscht war. Eine 52-jährige Patientin, deren Menopause vor 18 Monaten eintrat, litt seit 6 Monaten zunehmend unter Hitzewallungen (>20 pro Tag) und Schlafstörungen. In ihrer Anamnese wies die Patientin zwei transitorische ischämische Attacken (TIA) auf, außerdem hatte sie bereits einen Schlaganfall erlitten und erhielt Antikoagulanzien. Eine HRT war kontraindiziert, eine Therapie mit Cimicifuga nicht erfolgreich. Nach 3 Monaten unter Fezolinetant nahmen die Hitzewallungen ab (<5 pro Tag) und die Schlafstörungen hatten sich verbessert.
Eine 54 Jahre alte Patientin wurde vor 12 Jahren aufgrund von Myomen hysterektomiert, vor 10 Jahren erkrankte die Patientin an Lungenkrebs, der operiert werden konnte. Vor 5 Jahren erlitt sie ein Rezidiv und unterzog sich einer Chemotherapie, seit 3 Jahren ist die Patientin tumorfrei. Sie berichtet von starken und häufigen Hitzewallungen (>20 pro Tag) und erkundigte sich nach einer transdermalen Estradioltherapie. Da unter Estradiol das Risiko für ein Lungenkarzinom erhöht ist, wurde ihr davon abgeraten. Stattdessen wurde eine Therapie mit Fezolinetant begonnen. Die Patientin verträgt das Mittel gut, und die Häufigkeit der Hitzewallungen reduzierte sich auf 5 bis 8 pro Tag.
Eine 50-jährige Patientin mit ausgeprägter Endometriose, bei der vor 10 Jahren eine Darmresektion aufgrund tief infiltrierender Endometriose durchgeführt wurde, berichtet über zunehmende vasomotorische Symptome, darunter 10 bis 15 Hitzewallungen und Schweißausbrüche pro Tag. Bis vor 2 Jahren nahm sie Dienogest zur Rezidivprophylaxe ein. Aufgrund ihrer Endometriose-Vorgeschichte lehnt die Patientin eine Hormontherapie (HRT) sowie die Anwendung von Tibolon ab. Unter der Behandlung mit Fezolinetant verbesserten sich ihre Beschwerden innerhalb von 3 Monaten deutlich: Die Hitzewallungen reduzierten sich auf 2 bis 3 pro Tag, und Schweißausbrüche traten nicht mehr auf. Fezolinetant ist eine wirksame Alternative für Patientinnen, die Risikofaktoren für eine Hormontherapie haben oder diese ablehnen, erklärt Römer.
- FOKO Fortbildungskongress 2025 BVF Akademie, Düsseldorf, CCD Stadthalle, 13.-15. März 2025. Veoza in der Praxis - hormonfrei durch die Wechseljahre. Symposium von Astellas, 14. März 2025
- PubMed. (2018). PubMed Central (PMC) Article - Can. Verfügbar unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29687044/
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