Tätowiertinten enthalten oft bedenkliche Chemikalien

Laut einer aktuellen Analyse enthalten verbreitete Tätorwiertinten in 83 Prozent der Fälle nicht gelistete Zusätze, von denen gesundheitliche Risiken ausgehen.

Studie wirft Bedenken zu Deklaration und Sicherheit auf

Studie findet in über 80 Prozent der Tinten Chemikalien, die nicht enthalten sein sollten

Ein erstes Risiko in Verbindung mit Tätowierungen liegt in den Pigmenten, die nicht speziell für solche Anwendungen hergestellt werden und zu denen in der Vergangenheit keine Risikobewertung unter Berücksichtigung ihrer Injektion und ihres Verbleibs im Körper durchgeführt wurde.5 Da Tätowierungen als kosmetische Produkte galten, mussten sie über Jahre nicht von der Arzneimittelbehörde genehmigt werden.6 Erst ein Ende 2022 verabschiedetes Gesetz, der Modernization of Cosmetics Regulation Act (MoCRA), ermöglicht erstmals eine Regulation von Tätowiertinten durch die FDA.3 Diese arbeitet derzeit daran, wie dies genauer aussehen soll.

Ebenfalls bedenklich ist das Vorhandensein von Verunreinigungen in den Trägerlösungen, in denen diese Pigmente suspendiert sind. Der Reinheitsgrad von Tätowier- und PMU-Tinten liegt im Durchschnitt bei 70–90 Prozent.5 Eine aktuell erschienene Studie, die 54 Tinten von neun verschiedenen, in den USA populären Marken untersuchte, fand in 83 Prozent von ihnen nicht gelistete Zusatzstoffe oder Pigmente.4,7
Viele dieser Zusatzstoffe bergen allergische und weitere Gesundheitsrisiken. Mehr als die Hälfte enthielt nicht aufgeführtes Polyethylenglykol, das anale Hämorrhagien und bei wiederholter Exposition Organschäden (Nierenversagen) verursachen kann. Es gilt als nicht sicher bei Anwendung auf verletzter Haut und wirkt als Penetrationsverstärker, erhöht also die Permeabilität der Haut und damit die Absorption von Inhaltsstoffen (einschließlich der schädlichen).8 In vielen der untersuchten Tinten war zudem 2-Phenoxyethanol nachweisbar, das toxische Wirkungen haben kann, wenn es in hohen Konzentrationen über die Haut aufgenommen wird. Es kann zu Nieren-, Lungen- und Nervenschäden führen und gilt als bedenklich für gestillte Säuglinge.6 Weitere Verunreinigungen waren ein Antibiotikum, das üblicherweise zur Behandlung von Harnwegsinfektionen verwendet wird sowie in 28 Prozent der Tinten Propylenglykol, ein potenzielles Allergen.3

Die Resultate der Studie dürften auch hierzulande Gültigkeit besitzen, da die meisten der in Europa verwendeten Tätowiertinten aus den Vereinigten Staaten importiert werden.5 Die Regulation obliegt in Europa der European Chemicals Agency, die eigentlich als strikter gilt.

Die Analyse konzentrierte sich nur auf Stoffe in höheren Konzentrationen, ab 2.000 Teilen pro Million (ppm). Anders ausgedrückt: Es könnten noch mehr Stoffe in den Tinten enthalten sein als die, die hier analysiert wurden.3 In anderen aktuellen Arbeiten wurden bspw. auch Schwermetalle wie Blei, Quecksilber, Antimon, Arsen, Beryllium und Cadmium in Tätorwiertinten nachgewiesen.9

Was passiert im Körper mit den Inhaltsstoffen?

Ein Teil der injizierten Tätowiertinte wird entweder passiv über Lymph- oder Blutgefäße oder aktiv durch wandernde Zellen aus der Dermis in die lokalen Lymphknoten, aber potenziell auch in Organe wie Leber, Lunge oder Niere abtransportiert. In Mäusen waren nach 6 Wochen 30 Prozent eines roten Pigments aus der Haut verschwunden, unter Sonnenexposition waren es 60 Prozent.1,2

Laboruntersuchungen erforschten bereits die möglichen Auswirkungen von Licht auf Tätowierungen und deren chemischen Zerfall. Azopigmente, zu denen die meisten der verwendeten organischen Farbstoffe gehören, setzen nachweislich bei Sonnen-, UV- oder Laserbestrahlung potenziell krebserregende aromatische Amine frei.5

Bis zu zwei von drei Tätowierten entwickeln Nebenwirkungen, wobei allergische Hautreaktionen und entzündliche Prozesse (z.B. kutane Granulome und Pseudolymphome) zu den häufigsten gehören.1,2,10 Insbesondere, wenn erst nach Wochen, Monaten oder Jahren Probleme manifest werden, kann es aufgrund nicht aufgeführter Inhaltsstoffe schwierig sein, herauszufinden, welche Reaktion vorliegt und warum.3 Die Forscher konnten nicht feststellen, welche nicht auf dem Etikett nicht genannten Inhaltsstoffe den Tinten absichtlich oder versehentlich zugesetzt wurden.

Weitere Informationen aus der Dermatologie

Quelle:
  1. Weiß, K. T. et al. Tattoos – more than just colored skin? Searching for tattoo allergens. JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 19, 657–669 (2021).
  2. Prof. Guillermou. Comment to. https://takecontrol.substack.com/p/tattoo-ink-health-effects/comments.
  3. Micale, J. What’s in a bottle of tattoo ink? - Binghamton News. News - Binghamton University https://www.binghamton.edu/news/story/4770/whats-in-a-bottle-of-tattoo-ink.
  4. Moseman, K., Ahmed, A., Ruhren, A. & Swierk, J. R. What’s in My Ink: An Analysis of Commercial Tattoo Ink on the US Market. Anal. Chem. 96, 3906–3913 (2024).
  5. Piccinini, P., Contor, L., Pakalin, S., Raemaekers, T. & Senaldi, C. Safety of tattoos and permanent make-up State of play and trends in tattoo practices. JRC Publications Repository https://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/handle/JRC96808 (2016) doi:10.2788/924128.
  6. Gallagher, D. Study Finds Majority of Tattoo Inks Contain Potentially Dangerous Unlisted Additives. Men’s Journal https://www.mensjournal.com/news/study-tattoo-ink-unlisted-additives (2024).
  7. Tattoo Ink Can Cause Organ Failure and Allergies. https://takecontrol.substack.com/p/tattoo-ink-health-effects.
  8. The Dirty Dozen: PEG Compounds and their contaminants. David Suzuki Foundation https://davidsuzuki.org/living-green/dirty-dozen-peg-compounds-contaminants/.
  9. Abed, M. S., Moosa, A. A. & Alzuhairi, M. A. Heavy metals in cosmetics and tattoos: a review of historical background, health impact, and regulatory limits. Journal of Hazardous Materials Advances 13, 100390 (2024).
  10. Chalarca-Cañas, D., Caviedes-Cleves, M. A., Correa-Londoño, L. A., Ospina-Gómez, J. P. & Velásquez-Lopera, M. M. Tattoos: risks and complications, clinical and histopathological approach. Anais Brasileiros de Dermatologia (2024) doi:10.1016/j.abd.2023.07.004.

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