Reflux bei Säuglingen meist nicht behandlungsbedürftig

Gastroösophagealer Reflux und Regurgitation sind bei Säuglingen ein häufiger Grund für elterliche Sorge und ärztliche Vorstellung. Meist ist dies physiologisch und nur bei wenigen Babys liegt eine behandlungsbedürftige Pathologie vor.

Geringe Kenntnis oder Umsetzung der Leitlinien 

Wann muss doch behandelt werden?

Eine mögliche Refluxerkrankung (GERD) gehört zu den häufigsten Gründen für eine ambulante Vorstellung in der pädiatrischen Gastroenterologie. Da die Symptome bei Säuglingen unspezifisch sind, wird GERD häufig überdiagnostiziert und vielen Säuglingen werden säurehemmende Medikamente verschrieben, ohne dass es eindeutige Hinweise auf eine säurebedingte Erkrankung gibt.

Ein Gremium aus 18 Experten für pädiatrische Gastroenterologie veröffentlichte kürzlich einige Konsensaussagen und Empfehlungen.Eine der Kernbotschaften: Gastroösophagealer Reflux bei Säuglingen ist meist gutartig und verschwindet in fast allen Fällen bis zum Ende des ersten Lebensjahres ohne Intervention. In vielen Fällen besteht das optimale Vorgehen in einer Beruhigung der Eltern und ggf. der Empfehlung von Ernährungsumstellungen, z.B. kleineren, häufigeren Mahlzeiten. 

Wenn der Reflux jedoch mit Komplikationen verbunden ist, die die Lebensqualität beeinträchtigen, wie Gedeihstörung und Ösophagitis, liegt eine Refluxerkrankung (GERD) vor. Insbesondere, wenn die Symptome persistieren, kann eine diagnostische Abklärung angezeigt sein.  Der pH-Wert des Refluxats ist hierbei ein entscheidender Faktor.

Refluxkrankheit bei Säuglingen oft nicht säurebedingt

Bei der kleineren Subgruppe der therapiebedürftigen Säuglinge liegt mehrheitlich ein schwach saures (pH 4–7) oder nicht saures Refluxat (pH > 7) vor. Die Wirksamkeits- und Sicherheitsprofile von Protonenpumpenhemmern und H2-Rezeptorantagonisten rechtfertigen nicht deren Einsatz bei nicht säurebedingtem Reflux. Auch für den Einsatz von Prokinetika gibt es bei Reflux im Säuglingsalter geringe Evidenz, aber potenzielle Nebenwirkungen, so die Experten.

Im Bereich des Managements mancher Säuglinge mit nicht säurebedingtem Reflux besteht ein ungedeckter Bedarf. Bei nicht gestillten Säuglingen seien Andickungsmittel ein geeignetes Mittel zur Behandlung von symptomatischem, nicht saurem Reflux. Die Zugabe eines Verdickungsmittels zur abgepumpten Muttermilch ist einem Abbruch des Stillens vorzuziehen.
Allgemein gelten Andickungsmittel als verträglich, jedoch gibt es Bedenken in Bezug auf eine mögliche minimale Arsenexposition, Veränderungen des Mikrobioms und Malabsorption von Mikronährstoffen, heißt es in der Publikation weiter.

Als potenzielle Therapieoption für schwach sauren oder nicht sauren kindlichen Reflux nennt das Gremium Alginat, da es mit raschem Wirkeintritt Symptome und Refluxepisoden reduziere. Als Limitation räumt das Autorenteam selbst ein, dass die Studienlage zum klinischen Nutzen noch verbessert werden muss. Alginat bewirkte zwar eine signifikante Verbesserung der durchschnittlichen Refluxhöhe bei Säuglingen, der Unterschied im Vergleich zu Placebo war jedoch marginal. Die Publikation des Expertengremiums fand mit Unterstützung von Reckitt Benckiser statt, einem der Marktführer für Alginat und Antacida gegen Sodbrennen.
 

Weitere Informationen aus dem Fachgebiet Gastroenterologie

Quelle:
  1. Vandenplas, Y. et al. Infant gastroesophageal reflux disease management consensus. Acta Paediatrica 113, 403–410 (2024).

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