Lebererkrankungen werden umbenannt – das Ende der Stigmatisierung?
Die Begriffe nichtalkoholische Fettlebererkrankung und nichtalkoholische Steatohepatitis sind einigen Experten ein Dorn im Auge. Die mit den Krankheiten verbundenen Attribute könnten stigmatisierend sein.
Wie sieht die Nomenklatur der Lebererkrankungen aus?
- Die Fettlebererkrankungen laufen nun unter dem Oberbegriff steatotische Lebererkrankungen oder SLD.
- Aus der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung wird die metabolische dysfunktionsassoziierte steatotische Lebererkrankung oder MASLD.
- Die nichtalkoholische Steatohepatitis wird umbenannt in metabolische dysfunktionsassoziierte Steatohepatitis oder MASH.
- Patientinnen und Patienten, mit MASLD, die größere Mengen an Alkohol konsumieren, leiden nun per Definition an MetALD.
- Eine kryptogene SLD liegt vor, wenn die Ursache für die Lebererkrankung unklar ist.
Waren die alten Begriffe zu stigmatisierend?
Die bisherige Nomenklatur wurde von einigen Experten als zu stigmatisierend eingeschätzt, enthält sie doch die Adjektive alkoholisch und fett. Doch mindestens ebenso relevant ist die pathophysiologische Ungenauigkeit in den alten Namen. Daher war es an der Zeit für eine überarbeitet Nomenklatur, so die Fachleute. Ein Konsortium aus Leberspezialisten, Patientenverbänden und Fachgesellschaften kam daher zusammen und gab den Fettlebererkrankungen neue Bezeichnungen.
Wie heißen die Erkrankungen nun?
Ziel war es, die Krankheiten so genau wie möglich zu benennen und dabei auch auf die relevante Pathophysiologie einzugehen.
- Der Oberbegriff der Fettlebererkrankungen lautet nun steatotische Lebererkrankungen oder SLD (steatotic liver disease).
- Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung wird umbenannt in – frei übersetzt – metabolische dysfunktionsassoziierte steatotische Lebererkrankung oder MASLD (metabolic dysfunction associated steatotic liver disease).
- Diejenigen Patientinnen und Patienten, die zwischen 140 und 350 g Alkohol/Woche konsumieren, leiden an der Unterform MetALD.
- Eine nichtalkoholische Steatohepatitis wird nun als – wieder frei übersetzt – metabolische dysfunktionsassoziierte Steatohepatitis oder MASH (metabolic dysfunction associated steatotic hepatitis) bezeichnet.
- Bei unklarer Genese der Erkrankung spricht man ab sofort von einer kryptogenen SLD (cryptogenic SLD).
Weshalb sind die neuen Namen besser?
Die neue Nomenklatur orientiert sich mehr an der der Erkrankung zugrunde liegenden Ursache als ihr Vorgänger. Darüber hinaus werden stigmatisierende Adjektive vermieden und aus den Krankheitsbezeichnungen entfernt. Die Experten hoffen, dass so eine genauere Klassifikation der Erkrankung möglich wird.
Blick frei für die Krankheitsentstehung
Für die Fettlebererkrankungen bricht mit der Umbenennung zumindest formal eine neue Ära an. Ein größeres Augenmerk liegt nun auf der Krankheitsentstehung und ebnet so den Weg für eine genauere Nomenklatur. Patientinnen und Patienten werden darüber hinaus durch die Diagnose weniger stigmatisiert, so die Expertinnen und Experten.