Berufsrisiko Suizid: Hohe Selbstmordraten bei Ärztinnen
Ärzte haben ein erhöhtes Suizidrisiko, wobei insbesondere Frauen in der Medizin gefährdet sind.
Wichtige Erkenntnisse zur Suizidgefahr in der Ärzteschaft:
- Ärztinnen haben im Vergleich zur weiblichen Allgemeinbevölkerung eine fast doppelt so hohe Suizidrate.
- Die Suizidrate bei männlichen Ärzten entspricht weitgehend der der Allgemeinbevölkerung, ist aber im Vergleich höher als in anderen Berufen.
- Über die letzten Jahrzehnte ist ein Rückgang der Suizidraten für beide Subgruppen erkennbar, doch bleibt das Risiko für Medizinerinnen signifikant erhöht.
Geschlechtsspezifische Suizidrisiken: Ärztinnen besonders betroffen
Zahlreiche soziale und umweltbedingte Faktoren beeinflussen das Suizidrisiko, wobei der Beruf eine besondere Rolle spielt. Hierbei zählen Ärzte zu den Berufsgruppen mit einem erhöhten Risiko. Eine umfassende Metaanalyse beleuchtete nun die Suizidraten in dieser Berufsgruppe.
Dazu wurden 39 Studien aus 20 Ländern ausgewertet, die zwischen 1960 und 2024 veröffentlicht wurden. Die traurige Bilanz: In diesem Zeitraum wurden 3.303 Suizide bei männlichen Ärzten und 587 bei Ärztinnen registriert. Verglichen wurde das Suizidrisiko in der Ärzteschaft mit dem in der Allgemeinbevölkerung:
- Bei Ärzten lag das Risiko bei 1,05 und somit nur geringfügig über dem der Allgemeinbevölkerung. Verglichen mit anderen Berufen ähnlichen sozioökonomischen Status betrug das Risiko jedoch 1,81.
- Bei Ärztinnen war das Risiko mit 1,76 gegenüber der weiblichen Allgemeinbevölkerung deutlich höher und übertraf das ihrer männlichen Kollegen.
Dieser geschlechtsspezifische Unterschied deutet darauf hin, dass Ärztinnen besonderen Herausforderungen und psychischen Belastungen ausgesetzt sind, die mit spezifischen beruflichen Faktoren zusammenhängen könnten.
Zeitliche und regionale Unterschiede
Die Untersuchung der Daten aus den letzten Jahrzehnten zeigt einen leichten Rückgang der Suizidraten in beiden Subgruppen. Dieser Trend ist bei Frauen jedoch weniger ausgeprägt und variiert regional stark: Eine australische Studie verzeichnete beispielsweise einen signifikanten Anstieg des Suizidrisikos bei Ärztinnen, der sich zwischen 2001 und 2017 verdoppelte.
Regionale Analysen zeigen, dass das Suizidrisiko bei Ärztinnen in westlichen Ländern, insbesondere in den USA und Europa, am höchsten ist, während in asiatischen Ländern die Raten niedriger ausfallen. Diese Unterschiede könnten auf verschiedene berufliche Belastungen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen hinweisen. Allerdings bleibt anzumerken, dass geografische Regionen außerhalb Europas, der USA und Australasiens in den verfügbaren Daten unterrepräsentiert sind, was die Aussagekraft dieser Metaanalyse einschränkt.
Fazit: Präventive Maßnahmen sind dringend notwendig
Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse verdeutlichen die dringende Notwendigkeit gezielter Präventionsmaßnahmen zur Unterstützung von Ärzten. Eine systematische Übersicht über psychische Erkrankungen in dieser Berufsgruppe hat gezeigt, dass individuelle und organisatorische Maßnahmen erforderlich sind, um die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern.
Dringender Handlungsbedarf besteht insbesondere im Hinblick auf das erhöhte Suizidrisiko von Ärztinnen. Angesichts der Tatsache, dass der Anteil von weiblichen Ärzten in allen OECD-Ländern (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) mittlerweile bei durchschnittlich 50 % liegt (Stand: 2021), ist eine stärkere psychosoziale Unterstützung für diese zunehmend weibliche Berufsgruppe unerlässlich. Langfristig ist dies entscheidend, um die hohen Suizidraten in der Ärzteschaft zu senken.
- Zimmermann C, Strohmaier S, Herkner H, Niederkrotenthaler T, Schernhammer E. Suicide rates among physicians compared with the general population in studies from 20 countries: gender stratified systematic review and meta-analysis BMJ 2024; 386 :e078964 doi:10.1136/bmj-2023-078964